Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.Dein freier Wille sei nicht eigen dem und dem, Dein eigen sei er nicht, so ists Gott angenehm. Gott selber will in dir, der deinen Willen schafft; Und Gott zu wollen, ist des freien Willens Kraft. 27. Begreifen willst du Gott? laß deinen blöden Eifer! Denn mehr muß seyn als das Begriffne sein Begreifer. Darum ja, wenn du ihn begriffest, wärst du mehr; Dir, den er minder schuf, ist unbegreiflich Er. Begreifest du dich selbst? und fühlest den Beruf, Den zu begreifen, der dich dir ein Räthsel schuf? 28. Wie wüßt' ein Mensch für sich das was du bist für dich? Zu wissen brauch' ich nur das was du bist für mich. Mein Vater und mein Herr, mein Alles und mein Eines! Auf dich gerichtet sei mein Großes und mein Kleines. Rückert, Lehrgedicht VI. 9
Dein freier Wille ſei nicht eigen dem und dem, Dein eigen ſei er nicht, ſo iſts Gott angenehm. Gott ſelber will in dir, der deinen Willen ſchafft; Und Gott zu wollen, iſt des freien Willens Kraft. 27. Begreifen willſt du Gott? laß deinen bloͤden Eifer! Denn mehr muß ſeyn als das Begriffne ſein Begreifer. Darum ja, wenn du ihn begriffeſt, waͤrſt du mehr; Dir, den er minder ſchuf, iſt unbegreiflich Er. Begreifeſt du dich ſelbſt? und fuͤhleſt den Beruf, Den zu begreifen, der dich dir ein Raͤthſel ſchuf? 28. Wie wuͤßt' ein Menſch fuͤr ſich das was du biſt fuͤr dich? Zu wiſſen brauch' ich nur das was du biſt fuͤr mich. Mein Vater und mein Herr, mein Alles und mein Eines! Auf dich gerichtet ſei mein Großes und mein Kleines. Ruͤckert, Lehrgedicht VI. 9
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0203" n="193"/> </l> <lg n="4"> <l>Dein freier Wille ſei nicht eigen dem und dem,</l><lb/> <l>Dein eigen ſei er nicht, ſo iſts Gott angenehm.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Gott ſelber will in dir, der deinen Willen ſchafft;</l><lb/> <l>Und Gott zu wollen, iſt des freien Willens Kraft.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>27.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Begreifen willſt du Gott? laß deinen bloͤden Eifer!</l><lb/> <l>Denn mehr muß ſeyn als das Begriffne ſein Begreifer.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Darum ja, wenn du ihn begriffeſt, waͤrſt du mehr;</l><lb/> <l>Dir, den er minder ſchuf, iſt unbegreiflich Er.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Begreifeſt du dich ſelbſt? und fuͤhleſt den Beruf,</l><lb/> <l>Den zu begreifen, der dich dir ein Raͤthſel ſchuf?</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>28.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Wie wuͤßt' ein Menſch fuͤr ſich das was du biſt fuͤr dich?</l><lb/> <l>Zu wiſſen brauch' ich nur das was du biſt fuͤr mich.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Mein Vater und mein Herr, mein Alles und mein Eines!</l><lb/> <l>Auf dich gerichtet ſei mein Großes und mein Kleines.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Ruͤckert</hi>, Lehrgedicht VI. 9</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [193/0203]
Dein freier Wille ſei nicht eigen dem und dem,
Dein eigen ſei er nicht, ſo iſts Gott angenehm.
Gott ſelber will in dir, der deinen Willen ſchafft;
Und Gott zu wollen, iſt des freien Willens Kraft.
27.
Begreifen willſt du Gott? laß deinen bloͤden Eifer!
Denn mehr muß ſeyn als das Begriffne ſein Begreifer.
Darum ja, wenn du ihn begriffeſt, waͤrſt du mehr;
Dir, den er minder ſchuf, iſt unbegreiflich Er.
Begreifeſt du dich ſelbſt? und fuͤhleſt den Beruf,
Den zu begreifen, der dich dir ein Raͤthſel ſchuf?
28.
Wie wuͤßt' ein Menſch fuͤr ſich das was du biſt fuͤr dich?
Zu wiſſen brauch' ich nur das was du biſt fuͤr mich.
Mein Vater und mein Herr, mein Alles und mein Eines!
Auf dich gerichtet ſei mein Großes und mein Kleines.
Ruͤckert, Lehrgedicht VI. 9
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |