Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.47. Hast du einmal bedacht, daß du in einer Stunde Vollkommner Ruhe machst durchs Weltall eine Runde? Die Erde, die dich trägt, trägt um die Sonne dich, Die selbst auf ihrer Fahrt euch beide nimmt mit sich. Das schönst' an dieser Fahrt ist, daß du sie nicht spürest, Weil du die sämmtliche Umgebung mit dir führest. Bequemer ist die Reis' und bringt dich doch viel weiter, Als die, zu der du dir erst suchen mußt Begleiter, Wo du auf jedem Schritt bist außer dich gesetzt, Und herzlich müde nur kommst wieder heim zuletzt. Ich will die Reiselust dir nicht auf Erden schmälern, Wenn du dich noch nicht satt an Bergen sahst und Thälern. Doch mir vergieng die Lust an Erdenreisen gründlich, Seitdem ich fühle daß ich reis' im Himmel stündlich. 47. Haſt du einmal bedacht, daß du in einer Stunde Vollkommner Ruhe machſt durchs Weltall eine Runde? Die Erde, die dich traͤgt, traͤgt um die Sonne dich, Die ſelbſt auf ihrer Fahrt euch beide nimmt mit ſich. Das ſchoͤnſt' an dieſer Fahrt iſt, daß du ſie nicht ſpuͤreſt, Weil du die ſaͤmmtliche Umgebung mit dir fuͤhreſt. Bequemer iſt die Reiſ' und bringt dich doch viel weiter, Als die, zu der du dir erſt ſuchen mußt Begleiter, Wo du auf jedem Schritt biſt außer dich geſetzt, Und herzlich muͤde nur kommſt wieder heim zuletzt. Ich will die Reiſeluſt dir nicht auf Erden ſchmaͤlern, Wenn du dich noch nicht ſatt an Bergen ſahſt und Thaͤlern. Doch mir vergieng die Luſt an Erdenreiſen gruͤndlich, Seitdem ich fuͤhle daß ich reiſ' im Himmel ſtuͤndlich. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0148" n="138"/> <div n="2"> <head>47.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Haſt du einmal bedacht, daß du in einer Stunde</l><lb/> <l>Vollkommner Ruhe machſt durchs Weltall eine Runde?</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die Erde, die dich traͤgt, traͤgt um die Sonne dich,</l><lb/> <l>Die ſelbſt auf ihrer Fahrt euch beide nimmt mit ſich.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Das ſchoͤnſt' an dieſer Fahrt iſt, daß du ſie nicht ſpuͤreſt,</l><lb/> <l>Weil du die ſaͤmmtliche Umgebung mit dir fuͤhreſt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Bequemer iſt die Reiſ' und bringt dich doch viel weiter,</l><lb/> <l>Als die, zu der du dir erſt ſuchen mußt Begleiter,</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Wo du auf jedem Schritt biſt außer dich geſetzt,</l><lb/> <l>Und herzlich muͤde nur kommſt wieder heim zuletzt.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Ich will die Reiſeluſt dir nicht auf Erden ſchmaͤlern,</l><lb/> <l>Wenn du dich noch nicht ſatt an Bergen ſahſt und Thaͤlern.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Doch mir vergieng die Luſt an Erdenreiſen gruͤndlich,</l><lb/> <l>Seitdem ich fuͤhle daß ich reiſ' im Himmel ſtuͤndlich.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [138/0148]
47.
Haſt du einmal bedacht, daß du in einer Stunde
Vollkommner Ruhe machſt durchs Weltall eine Runde?
Die Erde, die dich traͤgt, traͤgt um die Sonne dich,
Die ſelbſt auf ihrer Fahrt euch beide nimmt mit ſich.
Das ſchoͤnſt' an dieſer Fahrt iſt, daß du ſie nicht ſpuͤreſt,
Weil du die ſaͤmmtliche Umgebung mit dir fuͤhreſt.
Bequemer iſt die Reiſ' und bringt dich doch viel weiter,
Als die, zu der du dir erſt ſuchen mußt Begleiter,
Wo du auf jedem Schritt biſt außer dich geſetzt,
Und herzlich muͤde nur kommſt wieder heim zuletzt.
Ich will die Reiſeluſt dir nicht auf Erden ſchmaͤlern,
Wenn du dich noch nicht ſatt an Bergen ſahſt und Thaͤlern.
Doch mir vergieng die Luſt an Erdenreiſen gruͤndlich,
Seitdem ich fuͤhle daß ich reiſ' im Himmel ſtuͤndlich.
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