Hast du einmal bedacht, daß du in einer Stunde Vollkommner Ruhe machst durchs Weltall eine Runde?
Die Erde, die dich trägt, trägt um die Sonne dich, Die selbst auf ihrer Fahrt euch beide nimmt mit sich.
Das schönst' an dieser Fahrt ist, daß du sie nicht spürest, Weil du die sämmtliche Umgebung mit dir führest.
Bequemer ist die Reis' und bringt dich doch viel weiter, Als die, zu der du dir erst suchen mußt Begleiter,
Wo du auf jedem Schritt bist außer dich gesetzt, Und herzlich müde nur kommst wieder heim zuletzt.
Ich will die Reiselust dir nicht auf Erden schmälern, Wenn du dich noch nicht satt an Bergen sahst und Thälern.
Doch mir vergieng die Lust an Erdenreisen gründlich, Seitdem ich fühle daß ich reis' im Himmel stündlich.
47.
Haſt du einmal bedacht, daß du in einer Stunde Vollkommner Ruhe machſt durchs Weltall eine Runde?
Die Erde, die dich traͤgt, traͤgt um die Sonne dich, Die ſelbſt auf ihrer Fahrt euch beide nimmt mit ſich.
Das ſchoͤnſt' an dieſer Fahrt iſt, daß du ſie nicht ſpuͤreſt, Weil du die ſaͤmmtliche Umgebung mit dir fuͤhreſt.
Bequemer iſt die Reiſ' und bringt dich doch viel weiter, Als die, zu der du dir erſt ſuchen mußt Begleiter,
Wo du auf jedem Schritt biſt außer dich geſetzt, Und herzlich muͤde nur kommſt wieder heim zuletzt.
Ich will die Reiſeluſt dir nicht auf Erden ſchmaͤlern, Wenn du dich noch nicht ſatt an Bergen ſahſt und Thaͤlern.
Doch mir vergieng die Luſt an Erdenreiſen gruͤndlich, Seitdem ich fuͤhle daß ich reiſ' im Himmel ſtuͤndlich.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0148"n="138"/><divn="2"><head>47.</head><lb/><lgtype="poem"><l/><lgn="1"><l>Haſt du einmal bedacht, daß du in einer Stunde</l><lb/><l>Vollkommner Ruhe machſt durchs Weltall eine Runde?</l></lg><lb/><lgn="2"><l>Die Erde, die dich traͤgt, traͤgt um die Sonne dich,</l><lb/><l>Die ſelbſt auf ihrer Fahrt euch beide nimmt mit ſich.</l></lg><lb/><lgn="3"><l>Das ſchoͤnſt' an dieſer Fahrt iſt, daß du ſie nicht ſpuͤreſt,</l><lb/><l>Weil du die ſaͤmmtliche Umgebung mit dir fuͤhreſt.</l></lg><lb/><lgn="4"><l>Bequemer iſt die Reiſ' und bringt dich doch viel weiter,</l><lb/><l>Als die, zu der du dir erſt ſuchen mußt Begleiter,</l></lg><lb/><lgn="5"><l>Wo du auf jedem Schritt biſt außer dich geſetzt,</l><lb/><l>Und herzlich muͤde nur kommſt wieder heim zuletzt.</l></lg><lb/><lgn="6"><l>Ich will die Reiſeluſt dir nicht auf Erden ſchmaͤlern,</l><lb/><l>Wenn du dich noch nicht ſatt an Bergen ſahſt und Thaͤlern.</l></lg><lb/><lgn="7"><l>Doch mir vergieng die Luſt an Erdenreiſen gruͤndlich,</l><lb/><l>Seitdem ich fuͤhle daß ich reiſ' im Himmel ſtuͤndlich.</l></lg><lb/><l/></lg></div><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[138/0148]
47.
Haſt du einmal bedacht, daß du in einer Stunde
Vollkommner Ruhe machſt durchs Weltall eine Runde?
Die Erde, die dich traͤgt, traͤgt um die Sonne dich,
Die ſelbſt auf ihrer Fahrt euch beide nimmt mit ſich.
Das ſchoͤnſt' an dieſer Fahrt iſt, daß du ſie nicht ſpuͤreſt,
Weil du die ſaͤmmtliche Umgebung mit dir fuͤhreſt.
Bequemer iſt die Reiſ' und bringt dich doch viel weiter,
Als die, zu der du dir erſt ſuchen mußt Begleiter,
Wo du auf jedem Schritt biſt außer dich geſetzt,
Und herzlich muͤde nur kommſt wieder heim zuletzt.
Ich will die Reiſeluſt dir nicht auf Erden ſchmaͤlern,
Wenn du dich noch nicht ſatt an Bergen ſahſt und Thaͤlern.
Doch mir vergieng die Luſt an Erdenreiſen gruͤndlich,
Seitdem ich fuͤhle daß ich reiſ' im Himmel ſtuͤndlich.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/148>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.