Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.In solchem Augenblick, wo wie mit heil'gem Rauschen Der Strom der Schöpfung geht durch deines Herzens Lauschen; Wo du nicht du mehr bist, und nichts mehr ist als du Und Gott, in dem du bist, dem du dich athmest zu; In solchem Augenblick, der wie ein Blick der Augen, Der Liebesaugen kommt, Besinnung wegzusaugen; In solchem Augenblick, wer ihn, eh' er geschwunden, Empfinden konnte, der hat Ewigkeit empfunden. Und so wer Ewigkeit empfunden hat einmal, Hält ewig fest sie, wie der Demant seinen Stral. 46. Die Welt ist nur, weil du bist Körper, körperlich; Der Geist geht frei hindurch und nirgend stößt er sich. Das ist der Vorschub, den die Geistigkeit dir leistet: Die Welt stößt minder dich, jemehr du dich ergeistet. In ſolchem Augenblick, wo wie mit heil'gem Rauſchen Der Strom der Schoͤpfung geht durch deines Herzens Lauſchen; Wo du nicht du mehr biſt, und nichts mehr iſt als du Und Gott, in dem du biſt, dem du dich athmeſt zu; In ſolchem Augenblick, der wie ein Blick der Augen, Der Liebesaugen kommt, Beſinnung wegzuſaugen; In ſolchem Augenblick, wer ihn, eh' er geſchwunden, Empfinden konnte, der hat Ewigkeit empfunden. Und ſo wer Ewigkeit empfunden hat einmal, Haͤlt ewig feſt ſie, wie der Demant ſeinen Stral. 46. Die Welt iſt nur, weil du biſt Koͤrper, koͤrperlich; Der Geiſt geht frei hindurch und nirgend ſtoͤßt er ſich. Das iſt der Vorſchub, den die Geiſtigkeit dir leiſtet: Die Welt ſtoͤßt minder dich, jemehr du dich ergeiſtet. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0147" n="137"/> </l> <lg n="6"> <l>In ſolchem Augenblick, wo wie mit heil'gem Rauſchen</l><lb/> <l>Der Strom der Schoͤpfung geht durch deines Herzens Lauſchen;</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Wo du nicht du mehr biſt, und nichts mehr iſt als du</l><lb/> <l>Und Gott, in dem du biſt, dem du dich athmeſt zu;</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>In ſolchem Augenblick, der wie ein Blick der Augen,</l><lb/> <l>Der Liebesaugen kommt, Beſinnung wegzuſaugen;</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>In ſolchem Augenblick, wer ihn, eh' er geſchwunden,</l><lb/> <l>Empfinden konnte, der hat Ewigkeit empfunden.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Und ſo wer Ewigkeit empfunden hat einmal,</l><lb/> <l>Haͤlt ewig feſt ſie, wie der Demant ſeinen Stral.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>46.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Die Welt iſt nur, weil du biſt Koͤrper, koͤrperlich;</l><lb/> <l>Der Geiſt geht frei hindurch und nirgend ſtoͤßt er ſich.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Das iſt der Vorſchub, den die Geiſtigkeit dir leiſtet:</l><lb/> <l>Die Welt ſtoͤßt minder dich, jemehr du dich ergeiſtet.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [137/0147]
In ſolchem Augenblick, wo wie mit heil'gem Rauſchen
Der Strom der Schoͤpfung geht durch deines Herzens Lauſchen;
Wo du nicht du mehr biſt, und nichts mehr iſt als du
Und Gott, in dem du biſt, dem du dich athmeſt zu;
In ſolchem Augenblick, der wie ein Blick der Augen,
Der Liebesaugen kommt, Beſinnung wegzuſaugen;
In ſolchem Augenblick, wer ihn, eh' er geſchwunden,
Empfinden konnte, der hat Ewigkeit empfunden.
Und ſo wer Ewigkeit empfunden hat einmal,
Haͤlt ewig feſt ſie, wie der Demant ſeinen Stral.
46.
Die Welt iſt nur, weil du biſt Koͤrper, koͤrperlich;
Der Geiſt geht frei hindurch und nirgend ſtoͤßt er ſich.
Das iſt der Vorſchub, den die Geiſtigkeit dir leiſtet:
Die Welt ſtoͤßt minder dich, jemehr du dich ergeiſtet.
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