Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.Sein Innres räumet er zur Wohnung willig ihnen, Und freudig lohnen's ihm die arbeitsamen Bienen. Sie tragen Honig her, und nicht vom Nachbar nur, Sie tragen rings ihn bei aus Berg und Wald und Flur. Des goldnen Seimes voll wird jeder leere Raum, Und immer fruchtbar ist der unfruchtbare Baum. 39. Zu geben Gröstes gern mag Großmuth sich bequemen, Doch ungern läßt sie sich das Allerkleinste nehmen. Dem Geber gibt man nur, vorm Nehmer nimmt mans fort; Willst du ein Gut, so gib dafür ein gutes Wort. Man gibt ein gutes Wort, um etwas zu erlangen, Und dann ein zweites noch als Dank, wenn mans empfangen. Der Dank für eine Gab' ist selber eine Gabe, Willkommen dem, der reich schon ist an andrer Habe. Sein Innres raͤumet er zur Wohnung willig ihnen, Und freudig lohnen's ihm die arbeitſamen Bienen. Sie tragen Honig her, und nicht vom Nachbar nur, Sie tragen rings ihn bei aus Berg und Wald und Flur. Des goldnen Seimes voll wird jeder leere Raum, Und immer fruchtbar iſt der unfruchtbare Baum. 39. Zu geben Groͤſtes gern mag Großmuth ſich bequemen, Doch ungern laͤßt ſie ſich das Allerkleinſte nehmen. Dem Geber gibt man nur, vorm Nehmer nimmt mans fort; Willſt du ein Gut, ſo gib dafuͤr ein gutes Wort. Man gibt ein gutes Wort, um etwas zu erlangen, Und dann ein zweites noch als Dank, wenn mans empfangen. Der Dank fuͤr eine Gab' iſt ſelber eine Gabe, Willkommen dem, der reich ſchon iſt an andrer Habe. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0045" n="35"/> <lg n="9"> <l>Sein Innres raͤumet er zur Wohnung willig ihnen,</l><lb/> <l>Und freudig lohnen's ihm die arbeitſamen Bienen.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Sie tragen Honig her, und nicht vom Nachbar nur,</l><lb/> <l>Sie tragen rings ihn bei aus Berg und Wald und Flur.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Des goldnen Seimes voll wird jeder leere Raum,</l><lb/> <l>Und immer fruchtbar iſt der unfruchtbare Baum.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>39.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Zu geben Groͤſtes gern mag Großmuth ſich bequemen,</l><lb/> <l>Doch ungern laͤßt ſie ſich das Allerkleinſte nehmen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Dem Geber gibt man nur, vorm Nehmer nimmt mans fort;</l><lb/> <l>Willſt du ein Gut, ſo gib dafuͤr ein gutes Wort.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Man gibt ein gutes Wort, um etwas zu erlangen,</l><lb/> <l>Und dann ein zweites noch als Dank, wenn mans empfangen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Der Dank fuͤr eine Gab' iſt ſelber eine Gabe,</l><lb/> <l>Willkommen dem, der reich ſchon iſt an andrer Habe.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [35/0045]
Sein Innres raͤumet er zur Wohnung willig ihnen,
Und freudig lohnen's ihm die arbeitſamen Bienen.
Sie tragen Honig her, und nicht vom Nachbar nur,
Sie tragen rings ihn bei aus Berg und Wald und Flur.
Des goldnen Seimes voll wird jeder leere Raum,
Und immer fruchtbar iſt der unfruchtbare Baum.
39.
Zu geben Groͤſtes gern mag Großmuth ſich bequemen,
Doch ungern laͤßt ſie ſich das Allerkleinſte nehmen.
Dem Geber gibt man nur, vorm Nehmer nimmt mans fort;
Willſt du ein Gut, ſo gib dafuͤr ein gutes Wort.
Man gibt ein gutes Wort, um etwas zu erlangen,
Und dann ein zweites noch als Dank, wenn mans empfangen.
Der Dank fuͤr eine Gab' iſt ſelber eine Gabe,
Willkommen dem, der reich ſchon iſt an andrer Habe.
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