Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.67. Süß muß es Schwachen seyn, des starken Feinds zu spotten, Wie um die Eule schreyn am Tage Krähenrotten. Die fromme Schwalbe sticht im Flug auf eine Katze, Lustkreischend, daß umsonst sie streckt nach ihr die Tatze. 68. An heil'ger Berge Fuß zu wohnen mag erheben, Auf Andachtflügeln wird der Geist sie überschweben. Doch ungeheiligte vom Glauben drücken nur, Und lieber wohn' ich fern davon auf offner Flur. 69. Die Pflanzen lieb' ich, die im Blühn und Welken gleichen Den Menschen, aber schön und lieblich sind als Leichen. Dem Leben widerig ist jede Todesspur, Und malerisch ein Baum ein abgestorbner nur. 67. Suͤß muß es Schwachen ſeyn, des ſtarken Feinds zu ſpotten, Wie um die Eule ſchreyn am Tage Kraͤhenrotten. Die fromme Schwalbe ſticht im Flug auf eine Katze, Luſtkreiſchend, daß umſonſt ſie ſtreckt nach ihr die Tatze. 68. An heil'ger Berge Fuß zu wohnen mag erheben, Auf Andachtfluͤgeln wird der Geiſt ſie uͤberſchweben. Doch ungeheiligte vom Glauben druͤcken nur, Und lieber wohn' ich fern davon auf offner Flur. 69. Die Pflanzen lieb' ich, die im Bluͤhn und Welken gleichen Den Menſchen, aber ſchoͤn und lieblich ſind als Leichen. Dem Leben widerig iſt jede Todesſpur, Und maleriſch ein Baum ein abgeſtorbner nur. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0354" n="344"/> <div n="2"> <head>67.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Suͤß muß es Schwachen ſeyn, des ſtarken Feinds zu ſpotten,</l><lb/> <l>Wie um die Eule ſchreyn am Tage Kraͤhenrotten.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die fromme Schwalbe ſticht im Flug auf eine Katze,</l><lb/> <l>Luſtkreiſchend, daß umſonſt ſie ſtreckt nach ihr die Tatze.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>68.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>An heil'ger Berge Fuß zu wohnen mag erheben,</l><lb/> <l>Auf Andachtfluͤgeln wird der Geiſt ſie uͤberſchweben.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Doch ungeheiligte vom Glauben druͤcken nur,</l><lb/> <l>Und lieber wohn' ich fern davon auf offner Flur.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>69.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Pflanzen lieb' ich, die im Bluͤhn und Welken gleichen</l><lb/> <l>Den Menſchen, aber ſchoͤn und lieblich ſind als Leichen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Dem Leben widerig iſt jede Todesſpur,</l><lb/> <l>Und maleriſch ein Baum ein abgeſtorbner nur.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [344/0354]
67.
Suͤß muß es Schwachen ſeyn, des ſtarken Feinds zu ſpotten,
Wie um die Eule ſchreyn am Tage Kraͤhenrotten.
Die fromme Schwalbe ſticht im Flug auf eine Katze,
Luſtkreiſchend, daß umſonſt ſie ſtreckt nach ihr die Tatze.
68.
An heil'ger Berge Fuß zu wohnen mag erheben,
Auf Andachtfluͤgeln wird der Geiſt ſie uͤberſchweben.
Doch ungeheiligte vom Glauben druͤcken nur,
Und lieber wohn' ich fern davon auf offner Flur.
69.
Die Pflanzen lieb' ich, die im Bluͤhn und Welken gleichen
Den Menſchen, aber ſchoͤn und lieblich ſind als Leichen.
Dem Leben widerig iſt jede Todesſpur,
Und maleriſch ein Baum ein abgeſtorbner nur.
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