Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.96. Aus Hitopadesa. Der gröste Kummer ist im kummervollen Leben, Daß man das Glück erreicht nur das man aufgegeben. Wo die Begierd' erlischt, ist auch der Arme reich, Und wo sie herrscht, da ist der Fürst dem Sklaven gleich. Wieviel du wünschen magst, der Wunsch wird weiter gehn, Und Glück ist da nur wo die Wünsche stille stehn. 97. Du wärest gerne reich, umhäuft von Ueberfluß, Und gern auch arm zugleich, zufrieden im Genuß. Du wärest gern berühmt, von aller Welt genannt, Und gern auch ungestört, von Niemand gar gekannt. Du hättest gern zugleich den Himmel und die Erde; Ich fürchte, daß dir so von beiden keines werde. 96. Aus Hitopadesa. Der groͤſte Kummer iſt im kummervollen Leben, Daß man das Gluͤck erreicht nur das man aufgegeben. Wo die Begierd' erliſcht, iſt auch der Arme reich, Und wo ſie herrſcht, da iſt der Fuͤrſt dem Sklaven gleich. Wieviel du wuͤnſchen magſt, der Wunſch wird weiter gehn, Und Gluͤck iſt da nur wo die Wuͤnſche ſtille ſtehn. 97. Du waͤreſt gerne reich, umhaͤuft von Ueberfluß, Und gern auch arm zugleich, zufrieden im Genuß. Du waͤreſt gern beruͤhmt, von aller Welt genannt, Und gern auch ungeſtoͤrt, von Niemand gar gekannt. Du haͤtteſt gern zugleich den Himmel und die Erde; Ich fuͤrchte, daß dir ſo von beiden keines werde. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0206" n="196"/> <div n="2"> <head>96.</head><lb/> <p>Aus <hi rendition="#aq">Hitopadesa.</hi></p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Der groͤſte Kummer iſt im kummervollen Leben,</l><lb/> <l>Daß man das Gluͤck erreicht nur das man aufgegeben.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wo die Begierd' erliſcht, iſt auch der Arme reich,</l><lb/> <l>Und wo ſie herrſcht, da iſt der Fuͤrſt dem Sklaven gleich.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wieviel du wuͤnſchen magſt, der Wunſch wird weiter gehn,</l><lb/> <l>Und Gluͤck iſt da nur wo die Wuͤnſche ſtille ſtehn.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>97.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Du waͤreſt gerne reich, umhaͤuft von Ueberfluß,</l><lb/> <l>Und gern auch arm zugleich, zufrieden im Genuß.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Du waͤreſt gern beruͤhmt, von aller Welt genannt,</l><lb/> <l>Und gern auch ungeſtoͤrt, von Niemand gar gekannt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Du haͤtteſt gern zugleich den Himmel und die Erde;</l><lb/> <l>Ich fuͤrchte, daß dir ſo von beiden keines werde.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [196/0206]
96.
Aus Hitopadesa.
Der groͤſte Kummer iſt im kummervollen Leben,
Daß man das Gluͤck erreicht nur das man aufgegeben.
Wo die Begierd' erliſcht, iſt auch der Arme reich,
Und wo ſie herrſcht, da iſt der Fuͤrſt dem Sklaven gleich.
Wieviel du wuͤnſchen magſt, der Wunſch wird weiter gehn,
Und Gluͤck iſt da nur wo die Wuͤnſche ſtille ſtehn.
97.
Du waͤreſt gerne reich, umhaͤuft von Ueberfluß,
Und gern auch arm zugleich, zufrieden im Genuß.
Du waͤreſt gern beruͤhmt, von aller Welt genannt,
Und gern auch ungeſtoͤrt, von Niemand gar gekannt.
Du haͤtteſt gern zugleich den Himmel und die Erde;
Ich fuͤrchte, daß dir ſo von beiden keines werde.
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