Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.Dann bleibt kein andrer Rath, als Arbeit früh und spat, Weil nur das Thun dich freut, nicht die gethane That. Darum nicht klage du, und schaff nur immer zu! Die Schöpfung selber schafft deswegen spat und fruh. 32. Die Seele trägt ein Maß des Schönen selbst in sich, Daher dem Menschen stets auch seine Liebe glich. Dein schwarzer Bruder denkt sich schwärzlich seine Schöne, Der Zwerg als Zwergin, und als Riesin Riesensöhne. Und der vollkommne Mensch setzt in den Aufenthalt Des höchsten Himmels selbst die menschliche Gestalt. Es will der Menschengeist in andern Gotteswelten Kein anderes Vernunftgeschöpfe lassen gelten. Er will der Mittelpunkt der Schöpfungskreise seyn, Des Schöpfers Ebenbild und Schöpfungszweck allein. Doch andre Wesen sind noch denkbar außer dir, In ihren Kreisen das, was du in deinem hier. Dann bleibt kein andrer Rath, als Arbeit fruͤh und ſpat, Weil nur das Thun dich freut, nicht die gethane That. Darum nicht klage du, und ſchaff nur immer zu! Die Schoͤpfung ſelber ſchafft deswegen ſpat und fruh. 32. Die Seele traͤgt ein Maß des Schoͤnen ſelbſt in ſich, Daher dem Menſchen ſtets auch ſeine Liebe glich. Dein ſchwarzer Bruder denkt ſich ſchwaͤrzlich ſeine Schoͤne, Der Zwerg als Zwergin, und als Rieſin Rieſenſoͤhne. Und der vollkommne Menſch ſetzt in den Aufenthalt Des hoͤchſten Himmels ſelbſt die menſchliche Geſtalt. Es will der Menſchengeiſt in andern Gotteswelten Kein anderes Vernunftgeſchoͤpfe laſſen gelten. Er will der Mittelpunkt der Schoͤpfungskreiſe ſeyn, Des Schoͤpfers Ebenbild und Schoͤpfungszweck allein. Doch andre Weſen ſind noch denkbar außer dir, In ihren Kreiſen das, was du in deinem hier. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0144" n="134"/> <lg n="5"> <l>Dann bleibt kein andrer Rath, als Arbeit fruͤh und ſpat,</l><lb/> <l>Weil nur das Thun dich freut, nicht die gethane That.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Darum nicht klage du, und ſchaff nur immer zu!</l><lb/> <l>Die Schoͤpfung ſelber ſchafft deswegen ſpat und fruh.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>32.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Seele traͤgt ein Maß des Schoͤnen ſelbſt in ſich,</l><lb/> <l>Daher dem Menſchen ſtets auch ſeine Liebe glich.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Dein ſchwarzer Bruder denkt ſich ſchwaͤrzlich ſeine Schoͤne,</l><lb/> <l>Der Zwerg als Zwergin, und als Rieſin Rieſenſoͤhne.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und der vollkommne Menſch ſetzt in den Aufenthalt</l><lb/> <l>Des hoͤchſten Himmels ſelbſt die menſchliche Geſtalt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Es will der Menſchengeiſt in andern Gotteswelten</l><lb/> <l>Kein anderes Vernunftgeſchoͤpfe laſſen gelten.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Er will der Mittelpunkt der Schoͤpfungskreiſe ſeyn,</l><lb/> <l>Des Schoͤpfers Ebenbild und Schoͤpfungszweck allein.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Doch andre Weſen ſind noch denkbar außer dir,</l><lb/> <l>In ihren Kreiſen das, was du in deinem hier.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [134/0144]
Dann bleibt kein andrer Rath, als Arbeit fruͤh und ſpat,
Weil nur das Thun dich freut, nicht die gethane That.
Darum nicht klage du, und ſchaff nur immer zu!
Die Schoͤpfung ſelber ſchafft deswegen ſpat und fruh.
32.
Die Seele traͤgt ein Maß des Schoͤnen ſelbſt in ſich,
Daher dem Menſchen ſtets auch ſeine Liebe glich.
Dein ſchwarzer Bruder denkt ſich ſchwaͤrzlich ſeine Schoͤne,
Der Zwerg als Zwergin, und als Rieſin Rieſenſoͤhne.
Und der vollkommne Menſch ſetzt in den Aufenthalt
Des hoͤchſten Himmels ſelbſt die menſchliche Geſtalt.
Es will der Menſchengeiſt in andern Gotteswelten
Kein anderes Vernunftgeſchoͤpfe laſſen gelten.
Er will der Mittelpunkt der Schoͤpfungskreiſe ſeyn,
Des Schoͤpfers Ebenbild und Schoͤpfungszweck allein.
Doch andre Weſen ſind noch denkbar außer dir,
In ihren Kreiſen das, was du in deinem hier.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/144>, abgerufen am 22.02.2025. |