Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.16. Wenn du die Menschen siehst, mein Sohn, an einem Platze Versammelt, und sich freun wie an gefundnem Schatze; So frage nicht: worin mag dieser Schatz bestehn? Sie freuen sich, daß sie einander freun sich sehn. So magst du immer auch dich freun, daß sie sich freuen; Und laß dich das gesehn zu haben nicht gereuen. 17. Du kannst aufs Feld nicht gehn, ohn' irgend eine Blume Zu finden, welche sagt von ihres Schöpfers Ruhme. Nicht in Gesellschaft kannst du gehn, ohn' ein Gesicht Zu sehn, das deinem Bild vom Menschen widerspricht. Drum unter Blumen bleib, und lerne Menschen meiden! Die Menschen könnten dir die Blumen selbst verleiden. Doch lieben lernest du, wo du bei Blumen bist, Den Menschen selber, der unliebenswurdig ist. 16. Wenn du die Menſchen ſiehſt, mein Sohn, an einem Platze Verſammelt, und ſich freun wie an gefundnem Schatze; So frage nicht: worin mag dieſer Schatz beſtehn? Sie freuen ſich, daß ſie einander freun ſich ſehn. So magſt du immer auch dich freun, daß ſie ſich freuen; Und laß dich das geſehn zu haben nicht gereuen. 17. Du kannſt aufs Feld nicht gehn, ohn' irgend eine Blume Zu finden, welche ſagt von ihres Schoͤpfers Ruhme. Nicht in Geſellſchaft kannſt du gehn, ohn' ein Geſicht Zu ſehn, das deinem Bild vom Menſchen widerſpricht. Drum unter Blumen bleib, und lerne Menſchen meiden! Die Menſchen koͤnnten dir die Blumen ſelbſt verleiden. Doch lieben lerneſt du, wo du bei Blumen biſt, Den Menſchen ſelber, der unliebenswurdig iſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0135" n="125"/> <div n="2"> <head>16.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wenn du die Menſchen ſiehſt, mein Sohn, an einem Platze</l><lb/> <l>Verſammelt, und ſich freun wie an gefundnem Schatze;</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>So frage nicht: worin mag dieſer Schatz beſtehn?</l><lb/> <l>Sie freuen ſich, daß ſie einander freun ſich ſehn.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>So magſt du immer auch dich freun, daß ſie ſich freuen;</l><lb/> <l>Und laß dich das geſehn zu haben nicht gereuen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>17.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Du kannſt aufs Feld nicht gehn, ohn' irgend eine Blume</l><lb/> <l>Zu finden, welche ſagt von ihres Schoͤpfers Ruhme.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Nicht in Geſellſchaft kannſt du gehn, ohn' ein Geſicht</l><lb/> <l>Zu ſehn, das deinem Bild vom Menſchen widerſpricht.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Drum unter Blumen bleib, und lerne Menſchen meiden!</l><lb/> <l>Die Menſchen koͤnnten dir die Blumen ſelbſt verleiden.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Doch lieben lerneſt du, wo du bei Blumen biſt,</l><lb/> <l>Den Menſchen ſelber, der unliebenswurdig iſt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [125/0135]
16.
Wenn du die Menſchen ſiehſt, mein Sohn, an einem Platze
Verſammelt, und ſich freun wie an gefundnem Schatze;
So frage nicht: worin mag dieſer Schatz beſtehn?
Sie freuen ſich, daß ſie einander freun ſich ſehn.
So magſt du immer auch dich freun, daß ſie ſich freuen;
Und laß dich das geſehn zu haben nicht gereuen.
17.
Du kannſt aufs Feld nicht gehn, ohn' irgend eine Blume
Zu finden, welche ſagt von ihres Schoͤpfers Ruhme.
Nicht in Geſellſchaft kannſt du gehn, ohn' ein Geſicht
Zu ſehn, das deinem Bild vom Menſchen widerſpricht.
Drum unter Blumen bleib, und lerne Menſchen meiden!
Die Menſchen koͤnnten dir die Blumen ſelbſt verleiden.
Doch lieben lerneſt du, wo du bei Blumen biſt,
Den Menſchen ſelber, der unliebenswurdig iſt.
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