Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.Dann überhöre nicht die leisen Ahnungen, Von reinerm Ton und Licht die fernen Mahnungen; Von einem Licht, das sich mit diesem nicht verträgt, Von einem Hauch, wodurch sich dieser Rauch zerschlägt; Von Morgenluft, die macht den Duft der Nacht zerrinnen, Vom Gruß, daß nun Verdruß muß und Genuß vonhinnen. Dann träum noch aus geschwind den Traum, der dich ergetzt, Froh, daß er so gelind sich um ins Wachen setzt. 98. Blick her, o Welt, was soll von dir die Nachwelt denken, Wenn deine Maler ihr von dir dies Zerrbild schenken? In jedem Zuge Streit und Unzufriedenheit, Krampf, Spannung, Unnatur und Uebertriebenheit! Und willst du Beifall wol dafür den Pfuschern schenken, Die die Geberden dir verzerren und verrenken? Dann uͤberhoͤre nicht die leiſen Ahnungen, Von reinerm Ton und Licht die fernen Mahnungen; Von einem Licht, das ſich mit dieſem nicht vertraͤgt, Von einem Hauch, wodurch ſich dieſer Rauch zerſchlaͤgt; Von Morgenluft, die macht den Duft der Nacht zerrinnen, Vom Gruß, daß nun Verdruß muß und Genuß vonhinnen. Dann traͤum noch aus geſchwind den Traum, der dich ergetzt, Froh, daß er ſo gelind ſich um ins Wachen ſetzt. 98. Blick her, o Welt, was ſoll von dir die Nachwelt denken, Wenn deine Maler ihr von dir dies Zerrbild ſchenken? In jedem Zuge Streit und Unzufriedenheit, Krampf, Spannung, Unnatur und Uebertriebenheit! Und willſt du Beifall wol dafuͤr den Pfuſchern ſchenken, Die die Geberden dir verzerren und verrenken? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0111" n="101"/> <lg n="8"> <l>Dann uͤberhoͤre nicht die leiſen Ahnungen,</l><lb/> <l>Von reinerm Ton und Licht die fernen Mahnungen;</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Von einem Licht, das ſich mit dieſem nicht vertraͤgt,</l><lb/> <l>Von einem Hauch, wodurch ſich dieſer Rauch zerſchlaͤgt;</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Von Morgenluft, die macht den Duft der Nacht zerrinnen,</l><lb/> <l>Vom Gruß, daß nun Verdruß muß und Genuß vonhinnen.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Dann traͤum noch aus geſchwind den Traum, der dich ergetzt,</l><lb/> <l>Froh, daß er ſo gelind ſich um ins Wachen ſetzt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>98.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Blick her, o Welt, was ſoll von dir die Nachwelt denken,</l><lb/> <l>Wenn deine Maler ihr von dir dies Zerrbild ſchenken?</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>In jedem Zuge Streit und Unzufriedenheit,</l><lb/> <l>Krampf, Spannung, Unnatur und Uebertriebenheit!</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und willſt du Beifall wol dafuͤr den Pfuſchern ſchenken,</l><lb/> <l>Die die Geberden dir verzerren und verrenken?</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [101/0111]
Dann uͤberhoͤre nicht die leiſen Ahnungen,
Von reinerm Ton und Licht die fernen Mahnungen;
Von einem Licht, das ſich mit dieſem nicht vertraͤgt,
Von einem Hauch, wodurch ſich dieſer Rauch zerſchlaͤgt;
Von Morgenluft, die macht den Duft der Nacht zerrinnen,
Vom Gruß, daß nun Verdruß muß und Genuß vonhinnen.
Dann traͤum noch aus geſchwind den Traum, der dich ergetzt,
Froh, daß er ſo gelind ſich um ins Wachen ſetzt.
98.
Blick her, o Welt, was ſoll von dir die Nachwelt denken,
Wenn deine Maler ihr von dir dies Zerrbild ſchenken?
In jedem Zuge Streit und Unzufriedenheit,
Krampf, Spannung, Unnatur und Uebertriebenheit!
Und willſt du Beifall wol dafuͤr den Pfuſchern ſchenken,
Die die Geberden dir verzerren und verrenken?
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