Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.94. Du stehst am Strand, und siehst noch ringen mit den Wogen Sie, die ein gleicher Trieb nach diesem Strand gezogen. Erinnre dich, wie du einst selber deine Hand Getreckt aus Wogenkampf nach denen hoch am Strand; Und wie es dich verdroß, wenn jene dich verließen, Und, um allein zu stehn, dich in die Fluten stießen. Entgegen strecke der gestreckten deine Hand; Am Strande neben dir ist noch für viele Stand. Der ausgestreckten streck' entgegen deine; siehe Nur zu, daß keine selbst vom Strand dich niederziehe! Nein, diese Vorsicht laß der Vorsicht Hand ob dir! Du stehst durch sie und fällst, und fällst niemals aus ihr. 94. Du ſtehſt am Strand, und ſiehſt noch ringen mit den Wogen Sie, die ein gleicher Trieb nach dieſem Strand gezogen. Erinnre dich, wie du einſt ſelber deine Hand Getreckt aus Wogenkampf nach denen hoch am Strand; Und wie es dich verdroß, wenn jene dich verließen, Und, um allein zu ſtehn, dich in die Fluten ſtießen. Entgegen ſtrecke der geſtreckten deine Hand; Am Strande neben dir iſt noch fuͤr viele Stand. Der ausgeſtreckten ſtreck' entgegen deine; ſiehe Nur zu, daß keine ſelbſt vom Strand dich niederziehe! Nein, dieſe Vorſicht laß der Vorſicht Hand ob dir! Du ſtehſt durch ſie und faͤllſt, und faͤllſt niemals aus ihr. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0073" n="63"/> <div n="2"> <head>94.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Du ſtehſt am Strand, und ſiehſt noch ringen mit den Wogen</l><lb/> <l>Sie, die ein gleicher Trieb nach dieſem Strand gezogen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Erinnre dich, wie du einſt ſelber deine Hand</l><lb/> <l>Getreckt aus Wogenkampf nach denen hoch am Strand;</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und wie es dich verdroß, wenn jene dich verließen,</l><lb/> <l>Und, um allein zu ſtehn, dich in die Fluten ſtießen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Entgegen ſtrecke der geſtreckten deine Hand;</l><lb/> <l>Am Strande neben dir iſt noch fuͤr viele Stand.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Der ausgeſtreckten ſtreck' entgegen deine; ſiehe</l><lb/> <l>Nur zu, daß keine ſelbſt vom Strand dich niederziehe!</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Nein, dieſe Vorſicht laß der Vorſicht Hand ob dir!</l><lb/> <l>Du ſtehſt durch ſie und faͤllſt, und faͤllſt niemals aus ihr.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [63/0073]
94.
Du ſtehſt am Strand, und ſiehſt noch ringen mit den Wogen
Sie, die ein gleicher Trieb nach dieſem Strand gezogen.
Erinnre dich, wie du einſt ſelber deine Hand
Getreckt aus Wogenkampf nach denen hoch am Strand;
Und wie es dich verdroß, wenn jene dich verließen,
Und, um allein zu ſtehn, dich in die Fluten ſtießen.
Entgegen ſtrecke der geſtreckten deine Hand;
Am Strande neben dir iſt noch fuͤr viele Stand.
Der ausgeſtreckten ſtreck' entgegen deine; ſiehe
Nur zu, daß keine ſelbſt vom Strand dich niederziehe!
Nein, dieſe Vorſicht laß der Vorſicht Hand ob dir!
Du ſtehſt durch ſie und faͤllſt, und faͤllſt niemals aus ihr.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/73>, abgerufen am 22.02.2025. |