Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.Der Lehrer, der sich anbequemt, wirkt schwach und flach; Der Schüler, der es thut, spricht Unverstandnes nach. Der Lehrer strebe nur sich selber zu entfalten, Der Schüler lerne nur sein Eignes zu gestalten. Wenn jeder so sich nur bestärkt in seinem Sinn, So bleibt für beide Theil' Erregung der Gewinn. Durch Lehren lernen wir; das Sprichwort bleib' in Ehren, Doch wahr ists auch, daß wir durch Lernen selbst uns lehren. 46. Wen unerwartet Glück mit Unmaß überschüttet, Gefördert wird dadurch sein Heil nicht, nur zerrüttet; Wie überströmt mit Oel, statt mäßig angefrischt, An ihrer Lebensfüll' oft eine Lamp' erlischt. Der Lehrer, der ſich anbequemt, wirkt ſchwach und flach; Der Schuͤler, der es thut, ſpricht Unverſtandnes nach. Der Lehrer ſtrebe nur ſich ſelber zu entfalten, Der Schuͤler lerne nur ſein Eignes zu geſtalten. Wenn jeder ſo ſich nur beſtaͤrkt in ſeinem Sinn, So bleibt fuͤr beide Theil' Erregung der Gewinn. Durch Lehren lernen wir; das Sprichwort bleib' in Ehren, Doch wahr iſts auch, daß wir durch Lernen ſelbſt uns lehren. 46. Wen unerwartet Gluͤck mit Unmaß uͤberſchuͤttet, Gefoͤrdert wird dadurch ſein Heil nicht, nur zerruͤttet; Wie uͤberſtroͤmt mit Oel, ſtatt maͤßig angefriſcht, An ihrer Lebensfuͤll' oft eine Lamp' erliſcht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0043" n="33"/> <lg n="6"> <l>Der Lehrer, der ſich anbequemt, wirkt ſchwach und flach;</l><lb/> <l>Der Schuͤler, der es thut, ſpricht Unverſtandnes nach.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Der Lehrer ſtrebe nur ſich ſelber zu entfalten,</l><lb/> <l>Der Schuͤler lerne nur ſein Eignes zu geſtalten.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Wenn jeder ſo ſich nur beſtaͤrkt in ſeinem Sinn,</l><lb/> <l>So bleibt fuͤr beide Theil' Erregung der Gewinn.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Durch Lehren lernen wir; das Sprichwort bleib' in Ehren,</l><lb/> <l>Doch wahr iſts auch, daß wir durch Lernen ſelbſt uns lehren.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>46.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wen unerwartet Gluͤck mit Unmaß uͤberſchuͤttet,</l><lb/> <l>Gefoͤrdert wird dadurch ſein Heil nicht, nur zerruͤttet;</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wie uͤberſtroͤmt mit Oel, ſtatt maͤßig angefriſcht,</l><lb/> <l>An ihrer Lebensfuͤll' oft eine Lamp' erliſcht.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [33/0043]
Der Lehrer, der ſich anbequemt, wirkt ſchwach und flach;
Der Schuͤler, der es thut, ſpricht Unverſtandnes nach.
Der Lehrer ſtrebe nur ſich ſelber zu entfalten,
Der Schuͤler lerne nur ſein Eignes zu geſtalten.
Wenn jeder ſo ſich nur beſtaͤrkt in ſeinem Sinn,
So bleibt fuͤr beide Theil' Erregung der Gewinn.
Durch Lehren lernen wir; das Sprichwort bleib' in Ehren,
Doch wahr iſts auch, daß wir durch Lernen ſelbſt uns lehren.
46.
Wen unerwartet Gluͤck mit Unmaß uͤberſchuͤttet,
Gefoͤrdert wird dadurch ſein Heil nicht, nur zerruͤttet;
Wie uͤberſtroͤmt mit Oel, ſtatt maͤßig angefriſcht,
An ihrer Lebensfuͤll' oft eine Lamp' erliſcht.
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