Am Monde tröste dich bei Glückes Unbestand, Und um Beständigkeit blick auf zum Sonnenrand.
Nimm ab und zu an Lust, dem Mond gleich, in Geduld; Und wie die Sonne sei unwandelbar voll Huld.
45.
Nur selten oder nie begegnen auf der Fahrt Hienieden zweie sich von gleicher Sinnesart.
Was jenem wichtig scheint, hält dieser für entbehrlich, Und was der wichtig nennt, ist jenem nur beschwerlich.
Daher ein Lehrender und Lernender sich nie Im Grunde ganz verstehn, doch lehren, lernen sie.
Was aber wird von dem gelehrt, von dem gelernt? Ein Mittleres, was sich von keinem weit entfernt?
Nein, Eignes gibt man nur, nur Eignes wird genommen; Die Anbequemung mag von keiner Seite frommen.
Am Monde troͤſte dich bei Gluͤckes Unbeſtand, Und um Beſtaͤndigkeit blick auf zum Sonnenrand.
Nimm ab und zu an Luſt, dem Mond gleich, in Geduld; Und wie die Sonne ſei unwandelbar voll Huld.
45.
Nur ſelten oder nie begegnen auf der Fahrt Hienieden zweie ſich von gleicher Sinnesart.
Was jenem wichtig ſcheint, haͤlt dieſer fuͤr entbehrlich, Und was der wichtig nennt, iſt jenem nur beſchwerlich.
Daher ein Lehrender und Lernender ſich nie Im Grunde ganz verſtehn, doch lehren, lernen ſie.
Was aber wird von dem gelehrt, von dem gelernt? Ein Mittleres, was ſich von keinem weit entfernt?
Nein, Eignes gibt man nur, nur Eignes wird genommen; Die Anbequemung mag von keiner Seite frommen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0042"n="32"/><lgn="3"><l>Am Monde troͤſte dich bei Gluͤckes Unbeſtand,</l><lb/><l>Und um Beſtaͤndigkeit blick auf zum Sonnenrand.</l></lg><lb/><lgn="4"><l>Nimm ab und zu an Luſt, dem Mond gleich, in Geduld;</l><lb/><l>Und wie die Sonne ſei unwandelbar voll Huld.</l></lg><lb/></lg></div><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head>45.</head><lb/><lgtype="poem"><lgn="1"><l>Nur ſelten oder nie begegnen auf der Fahrt</l><lb/><l>Hienieden zweie ſich von gleicher Sinnesart.</l></lg><lb/><lgn="2"><l>Was jenem wichtig ſcheint, haͤlt dieſer fuͤr entbehrlich,</l><lb/><l>Und was der wichtig nennt, iſt jenem nur beſchwerlich.</l></lg><lb/><lgn="3"><l>Daher ein Lehrender und Lernender ſich nie</l><lb/><l>Im Grunde ganz verſtehn, doch lehren, lernen ſie.</l></lg><lb/><lgn="4"><l>Was aber wird von dem gelehrt, von dem gelernt?</l><lb/><l>Ein Mittleres, was ſich von keinem weit entfernt?</l></lg><lb/><lgn="5"><l>Nein, Eignes gibt man nur, nur Eignes wird genommen;</l><lb/><l>Die Anbequemung mag von keiner Seite frommen.</l></lg><lb/></lg></div></div></body></text></TEI>
[32/0042]
Am Monde troͤſte dich bei Gluͤckes Unbeſtand,
Und um Beſtaͤndigkeit blick auf zum Sonnenrand.
Nimm ab und zu an Luſt, dem Mond gleich, in Geduld;
Und wie die Sonne ſei unwandelbar voll Huld.
45.
Nur ſelten oder nie begegnen auf der Fahrt
Hienieden zweie ſich von gleicher Sinnesart.
Was jenem wichtig ſcheint, haͤlt dieſer fuͤr entbehrlich,
Und was der wichtig nennt, iſt jenem nur beſchwerlich.
Daher ein Lehrender und Lernender ſich nie
Im Grunde ganz verſtehn, doch lehren, lernen ſie.
Was aber wird von dem gelehrt, von dem gelernt?
Ein Mittleres, was ſich von keinem weit entfernt?
Nein, Eignes gibt man nur, nur Eignes wird genommen;
Die Anbequemung mag von keiner Seite frommen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/42>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.