Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.166. Wie von der Sonne gehn viel Stralen erdenwerts, So geht von Gott ein Stral in jedes Dinges Herz. An diesem Strale hängt das Ding mit Gott zusammen, Und jedes fühlet sich dadurch von Gott entstammen. Von Ding zu Dinge geht seitwerts kein solcher Stral, Nur viel verworrene Streiflichter alzumal. An diesen Lichtern kanst du nie das Ding erkennen, Die dunkle Scheidewand wird stets von ihm dich trennen. An deinem Stral vielmehr mußt du zu Gott aufsteigen, Und in das Ding hinab an seinem Stral dich neigen. Dann siehest du das Ding, wie's ist, nicht wie es scheint, Wenn du es siehest mit dir selbst in Gott vereint. 166. Wie von der Sonne gehn viel Stralen erdenwerts, So geht von Gott ein Stral in jedes Dinges Herz. An dieſem Strale haͤngt das Ding mit Gott zuſammen, Und jedes fuͤhlet ſich dadurch von Gott entſtammen. Von Ding zu Dinge geht ſeitwerts kein ſolcher Stral, Nur viel verworrene Streiflichter alzumal. An dieſen Lichtern kanſt du nie das Ding erkennen, Die dunkle Scheidewand wird ſtets von ihm dich trennen. An deinem Stral vielmehr mußt du zu Gott aufſteigen, Und in das Ding hinab an ſeinem Stral dich neigen. Dann ſieheſt du das Ding, wie's iſt, nicht wie es ſcheint, Wenn du es ſieheſt mit dir ſelbſt in Gott vereint. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0255" n="245"/> <div n="2"> <head>166.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wie von der Sonne gehn viel Stralen erdenwerts,</l><lb/> <l>So geht von Gott ein Stral in jedes Dinges Herz.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>An dieſem Strale haͤngt das Ding mit Gott zuſammen,</l><lb/> <l>Und jedes fuͤhlet ſich dadurch von Gott entſtammen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Von Ding zu Dinge geht ſeitwerts kein ſolcher Stral,</l><lb/> <l>Nur viel verworrene Streiflichter alzumal.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>An dieſen Lichtern kanſt du nie das Ding erkennen,</l><lb/> <l>Die dunkle Scheidewand wird ſtets von ihm dich trennen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>An deinem Stral vielmehr mußt du zu Gott aufſteigen,</l><lb/> <l>Und in das Ding hinab an ſeinem Stral dich neigen.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Dann ſieheſt du das Ding, wie's iſt, nicht wie es ſcheint,</l><lb/> <l>Wenn du es ſieheſt mit dir ſelbſt in Gott vereint.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [245/0255]
166.
Wie von der Sonne gehn viel Stralen erdenwerts,
So geht von Gott ein Stral in jedes Dinges Herz.
An dieſem Strale haͤngt das Ding mit Gott zuſammen,
Und jedes fuͤhlet ſich dadurch von Gott entſtammen.
Von Ding zu Dinge geht ſeitwerts kein ſolcher Stral,
Nur viel verworrene Streiflichter alzumal.
An dieſen Lichtern kanſt du nie das Ding erkennen,
Die dunkle Scheidewand wird ſtets von ihm dich trennen.
An deinem Stral vielmehr mußt du zu Gott aufſteigen,
Und in das Ding hinab an ſeinem Stral dich neigen.
Dann ſieheſt du das Ding, wie's iſt, nicht wie es ſcheint,
Wenn du es ſieheſt mit dir ſelbſt in Gott vereint.
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