Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite
Was ist die Rüstung denn dahin und Vorbereitung?
Erharren in Geduld Fahrwind und Segelspreitung.
Wo ist die Himmelsluft, vor deren Hauch erblüht
Das Segel, das gewelkt umflattert mein Gemüt?
Derselben harre du, und sammle kein Gewicht
Zur Reise, sammle dich! die Reis' entgeht dir nicht.
Ganz sammle nur, mein Geist, dich in Vergeistigung!
Die Reis' entgeht dir nicht, wann du bist Geist genung.

109.
Schon öfter hab' ich dir in Räthseln vorgetragen
Antworten, die sich gibt die Seel' auf Zweifelsfragen,
Auf Fragen, die sie an sich selbst thut über sich:
Woher, woraus, wovon, wofür, wozu bin ich?
Wozu kam ich hieher? von welchem Trieb getrieben?
Und warum bin ich nicht dort wo ich war, geblieben?
Was iſt die Ruͤſtung denn dahin und Vorbereitung?
Erharren in Geduld Fahrwind und Segelſpreitung.
Wo iſt die Himmelsluft, vor deren Hauch erbluͤht
Das Segel, das gewelkt umflattert mein Gemuͤt?
Derſelben harre du, und ſammle kein Gewicht
Zur Reiſe, ſammle dich! die Reiſ' entgeht dir nicht.
Ganz ſammle nur, mein Geiſt, dich in Vergeiſtigung!
Die Reiſ' entgeht dir nicht, wann du biſt Geiſt genung.

109.
Schon oͤfter hab' ich dir in Raͤthſeln vorgetragen
Antworten, die ſich gibt die Seel' auf Zweifelsfragen,
Auf Fragen, die ſie an ſich ſelbſt thut uͤber ſich:
Woher, woraus, wovon, wofuͤr, wozu bin ich?
Wozu kam ich hieher? von welchem Trieb getrieben?
Und warum bin ich nicht dort wo ich war, geblieben?
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0214" n="204"/>
            <lg n="6">
              <l>Was i&#x017F;t die Ru&#x0364;&#x017F;tung denn dahin und Vorbereitung?</l><lb/>
              <l>Erharren in Geduld Fahrwind und Segel&#x017F;preitung.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Wo i&#x017F;t die Himmelsluft, vor deren Hauch erblu&#x0364;ht</l><lb/>
              <l>Das Segel, das gewelkt umflattert mein Gemu&#x0364;t?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Der&#x017F;elben harre du, und &#x017F;ammle kein Gewicht</l><lb/>
              <l>Zur Rei&#x017F;e, &#x017F;ammle dich! die Rei&#x017F;' entgeht dir nicht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="9">
              <l>Ganz &#x017F;ammle nur, mein Gei&#x017F;t, dich in Vergei&#x017F;tigung!</l><lb/>
              <l>Die Rei&#x017F;' entgeht dir nicht, wann du bi&#x017F;t Gei&#x017F;t genung.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>109.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Schon o&#x0364;fter hab' ich dir in Ra&#x0364;th&#x017F;eln vorgetragen</l><lb/>
              <l>Antworten, die &#x017F;ich gibt die Seel' auf Zweifelsfragen,</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Auf Fragen, die &#x017F;ie an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t thut u&#x0364;ber &#x017F;ich:</l><lb/>
              <l>Woher, woraus, wovon, wofu&#x0364;r, wozu bin ich?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Wozu kam ich hieher? von welchem Trieb getrieben?</l><lb/>
              <l>Und warum bin ich nicht dort wo ich war, geblieben?</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[204/0214] Was iſt die Ruͤſtung denn dahin und Vorbereitung? Erharren in Geduld Fahrwind und Segelſpreitung. Wo iſt die Himmelsluft, vor deren Hauch erbluͤht Das Segel, das gewelkt umflattert mein Gemuͤt? Derſelben harre du, und ſammle kein Gewicht Zur Reiſe, ſammle dich! die Reiſ' entgeht dir nicht. Ganz ſammle nur, mein Geiſt, dich in Vergeiſtigung! Die Reiſ' entgeht dir nicht, wann du biſt Geiſt genung. 109. Schon oͤfter hab' ich dir in Raͤthſeln vorgetragen Antworten, die ſich gibt die Seel' auf Zweifelsfragen, Auf Fragen, die ſie an ſich ſelbſt thut uͤber ſich: Woher, woraus, wovon, wofuͤr, wozu bin ich? Wozu kam ich hieher? von welchem Trieb getrieben? Und warum bin ich nicht dort wo ich war, geblieben?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/214
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/214>, abgerufen am 23.12.2024.