Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.5. Willst du geheiliget, vergöttert seyn in Schriften, So mußt du neue Lehr' und neuen Glauben stiften. Doch Ehre völlig rein ist solchem nicht verliehn; Weil ihn sein Anhang lobt, schelten die Gegner ihn. Doch der, nach welchem Schul' und Sekte sich nicht nennt, Mag hoffen daß zuletzt ihn jede anerkennt. 6. In einem Stücke sind mit euch wir einverstanden: Daß es nicht bleiben soll bei dem was ist vorhanden. Zu einem Neuen solls, und einem Bessern gehn; Gern rennen sehn wir euch, und bleiben auch nicht stehn. Doch was den Weg betrifft, sind wir nicht eurer Meinung, Daß durch Zerstörung er nur gehn soll und Verneinung. Wir lieben nun einmal Erbauung und Bejahung, Und halten Gutes werth, das Besserm dient zur Nahung. 5. Willſt du geheiliget, vergoͤttert ſeyn in Schriften, So mußt du neue Lehr' und neuen Glauben ſtiften. Doch Ehre voͤllig rein iſt ſolchem nicht verliehn; Weil ihn ſein Anhang lobt, ſchelten die Gegner ihn. Doch der, nach welchem Schul' und Sekte ſich nicht nennt, Mag hoffen daß zuletzt ihn jede anerkennt. 6. In einem Stuͤcke ſind mit euch wir einverſtanden: Daß es nicht bleiben ſoll bei dem was iſt vorhanden. Zu einem Neuen ſolls, und einem Beſſern gehn; Gern rennen ſehn wir euch, und bleiben auch nicht ſtehn. Doch was den Weg betrifft, ſind wir nicht eurer Meinung, Daß durch Zerſtoͤrung er nur gehn ſoll und Verneinung. Wir lieben nun einmal Erbauung und Bejahung, Und halten Gutes werth, das Beſſerm dient zur Nahung. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0126" n="116"/> <div n="2"> <head>5.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Willſt du geheiliget, vergoͤttert ſeyn in Schriften,</l><lb/> <l>So mußt du neue Lehr' und neuen Glauben ſtiften.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Doch Ehre voͤllig rein iſt ſolchem nicht verliehn;</l><lb/> <l>Weil ihn ſein Anhang lobt, ſchelten die Gegner ihn.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Doch der, nach welchem Schul' und Sekte ſich nicht nennt,</l><lb/> <l>Mag hoffen daß zuletzt ihn jede anerkennt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>6.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>In einem Stuͤcke ſind mit euch wir einverſtanden:</l><lb/> <l>Daß es nicht bleiben ſoll bei dem was iſt vorhanden.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Zu einem Neuen ſolls, und einem Beſſern gehn;</l><lb/> <l>Gern rennen ſehn wir euch, und bleiben auch nicht ſtehn.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Doch was den Weg betrifft, ſind wir nicht eurer Meinung,</l><lb/> <l>Daß durch Zerſtoͤrung er nur gehn ſoll und Verneinung.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Wir lieben nun einmal Erbauung und Bejahung,</l><lb/> <l>Und halten Gutes werth, das Beſſerm dient zur Nahung.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [116/0126]
5.
Willſt du geheiliget, vergoͤttert ſeyn in Schriften,
So mußt du neue Lehr' und neuen Glauben ſtiften.
Doch Ehre voͤllig rein iſt ſolchem nicht verliehn;
Weil ihn ſein Anhang lobt, ſchelten die Gegner ihn.
Doch der, nach welchem Schul' und Sekte ſich nicht nennt,
Mag hoffen daß zuletzt ihn jede anerkennt.
6.
In einem Stuͤcke ſind mit euch wir einverſtanden:
Daß es nicht bleiben ſoll bei dem was iſt vorhanden.
Zu einem Neuen ſolls, und einem Beſſern gehn;
Gern rennen ſehn wir euch, und bleiben auch nicht ſtehn.
Doch was den Weg betrifft, ſind wir nicht eurer Meinung,
Daß durch Zerſtoͤrung er nur gehn ſoll und Verneinung.
Wir lieben nun einmal Erbauung und Bejahung,
Und halten Gutes werth, das Beſſerm dient zur Nahung.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/126>, abgerufen am 22.02.2025. |