Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.Und siehst es zum Versuch mit seinen Händchen langen, Noch eh sie ganz geschickt es wissen anzufangen. Der Geist gebraucht nicht, weil sie brauchbar ist, die Hand, Die erst die Brauchbarkeit, weil er sie brauchte, fand. Er richtet nicht im schon gebauten Haus sich ein, Von innen baut er es, und zieht nicht erst hinein; Wie nicht die Schnecke kriecht ins leere Schneckenhaus; Sie wölbt es um sich her und streckt den Kopf heraus. 72. Aus Aeußerm fühlst du dich und Innerem zusammen Gesetzt, o Mensch, die von verschiednen Enden stammen. Doch deine Aufgab' ist, die beiden auszugleichen, Und weder hier vom Pfad noch dorthin auszuweichen. Zu äußern Inneres und Aeußres zu verinnern, Das ist der Dinge Recht, der äußern und der innern. Zu äußern Inneres und Aeußres zu verinnern, Ist Geistes Aeußerung und geistiges Erinnern. Und ſiehſt es zum Verſuch mit ſeinen Haͤndchen langen, Noch eh ſie ganz geſchickt es wiſſen anzufangen. Der Geiſt gebraucht nicht, weil ſie brauchbar iſt, die Hand, Die erſt die Brauchbarkeit, weil er ſie brauchte, fand. Er richtet nicht im ſchon gebauten Haus ſich ein, Von innen baut er es, und zieht nicht erſt hinein; Wie nicht die Schnecke kriecht ins leere Schneckenhaus; Sie woͤlbt es um ſich her und ſtreckt den Kopf heraus. 72. Aus Aeußerm fuͤhlſt du dich und Innerem zuſammen Geſetzt, o Menſch, die von verſchiednen Enden ſtammen. Doch deine Aufgab' iſt, die beiden auszugleichen, Und weder hier vom Pfad noch dorthin auszuweichen. Zu aͤußern Inneres und Aeußres zu verinnern, Das iſt der Dinge Recht, der aͤußern und der innern. Zu aͤußern Inneres und Aeußres zu verinnern, Iſt Geiſtes Aeußerung und geiſtiges Erinnern. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0072" n="62"/> <lg n="6"> <l>Und ſiehſt es zum Verſuch mit ſeinen Haͤndchen langen,</l><lb/> <l>Noch eh ſie ganz geſchickt es wiſſen anzufangen.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Der Geiſt gebraucht nicht, weil ſie brauchbar iſt, die Hand,</l><lb/> <l>Die erſt die Brauchbarkeit, weil er ſie brauchte, fand.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Er richtet nicht im ſchon gebauten Haus ſich ein,</l><lb/> <l>Von innen baut er es, und zieht nicht erſt hinein;</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Wie nicht die Schnecke kriecht ins leere Schneckenhaus;</l><lb/> <l>Sie woͤlbt es um ſich her und ſtreckt den Kopf heraus.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>72.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Aus Aeußerm fuͤhlſt du dich und Innerem zuſammen</l><lb/> <l>Geſetzt, o Menſch, die von verſchiednen Enden ſtammen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Doch deine Aufgab' iſt, die beiden auszugleichen,</l><lb/> <l>Und weder hier vom Pfad noch dorthin auszuweichen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Zu aͤußern Inneres und Aeußres zu verinnern,</l><lb/> <l>Das iſt der Dinge Recht, der aͤußern und der innern.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Zu aͤußern Inneres und Aeußres zu verinnern,</l><lb/> <l>Iſt Geiſtes Aeußerung und geiſtiges Erinnern.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [62/0072]
Und ſiehſt es zum Verſuch mit ſeinen Haͤndchen langen,
Noch eh ſie ganz geſchickt es wiſſen anzufangen.
Der Geiſt gebraucht nicht, weil ſie brauchbar iſt, die Hand,
Die erſt die Brauchbarkeit, weil er ſie brauchte, fand.
Er richtet nicht im ſchon gebauten Haus ſich ein,
Von innen baut er es, und zieht nicht erſt hinein;
Wie nicht die Schnecke kriecht ins leere Schneckenhaus;
Sie woͤlbt es um ſich her und ſtreckt den Kopf heraus.
72.
Aus Aeußerm fuͤhlſt du dich und Innerem zuſammen
Geſetzt, o Menſch, die von verſchiednen Enden ſtammen.
Doch deine Aufgab' iſt, die beiden auszugleichen,
Und weder hier vom Pfad noch dorthin auszuweichen.
Zu aͤußern Inneres und Aeußres zu verinnern,
Das iſt der Dinge Recht, der aͤußern und der innern.
Zu aͤußern Inneres und Aeußres zu verinnern,
Iſt Geiſtes Aeußerung und geiſtiges Erinnern.
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