Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.51. Die Erd' in ihrem Bau ist gar nicht eingerichtet Ein Paradis zu seyn, wie Fantasie es dichtet, Ganz ungeeignet, von Unsterblichen bewohnt Zu seyn, da überall auf ihr Zerstörung thront, Ihr ew'ges Leben nur auf ewiger Zerstörung, Ihr ew'ger Friede ruht auf ewiger Empörung; Darum unsterblich kann nur das Geschlecht allein Von Anbeginn, wie es noch ist, gewesen seyn, Kein Einzelner, der, selbst unsterblich, das Verderben Nicht hätte können sehn ringsum, ohn' auch zu sterben, Nicht hätte können sehn die Pflanzen jährlich blühn Und welken, ohne mit in Sehnsucht zu verglühn, Nicht zittern sehn die Erd' und ihre Berge splittern, Ohn' uranfänglichem Granit gleich zu verwittern. 51. Die Erd' in ihrem Bau iſt gar nicht eingerichtet Ein Paradis zu ſeyn, wie Fantaſie es dichtet, Ganz ungeeignet, von Unſterblichen bewohnt Zu ſeyn, da uͤberall auf ihr Zerſtoͤrung thront, Ihr ew'ges Leben nur auf ewiger Zerſtoͤrung, Ihr ew'ger Friede ruht auf ewiger Empoͤrung; Darum unſterblich kann nur das Geſchlecht allein Von Anbeginn, wie es noch iſt, geweſen ſeyn, Kein Einzelner, der, ſelbſt unſterblich, das Verderben Nicht haͤtte koͤnnen ſehn ringsum, ohn' auch zu ſterben, Nicht haͤtte koͤnnen ſehn die Pflanzen jaͤhrlich bluͤhn Und welken, ohne mit in Sehnſucht zu vergluͤhn, Nicht zittern ſehn die Erd' und ihre Berge ſplittern, Ohn' uranfaͤnglichem Granit gleich zu verwittern. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0053" n="43"/> <div n="2"> <head>51.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Erd' in ihrem Bau iſt gar nicht eingerichtet</l><lb/> <l>Ein Paradis zu ſeyn, wie Fantaſie es dichtet,</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ganz ungeeignet, von Unſterblichen bewohnt</l><lb/> <l>Zu ſeyn, da uͤberall auf ihr Zerſtoͤrung thront,</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ihr ew'ges Leben nur auf ewiger Zerſtoͤrung,</l><lb/> <l>Ihr ew'ger Friede ruht auf ewiger Empoͤrung;</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Darum unſterblich kann nur das Geſchlecht allein</l><lb/> <l>Von Anbeginn, wie es noch iſt, geweſen ſeyn,</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Kein Einzelner, der, ſelbſt unſterblich, das Verderben</l><lb/> <l>Nicht haͤtte koͤnnen ſehn ringsum, ohn' auch zu ſterben,</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Nicht haͤtte koͤnnen ſehn die Pflanzen jaͤhrlich bluͤhn</l><lb/> <l>Und welken, ohne mit in Sehnſucht zu vergluͤhn,</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Nicht zittern ſehn die Erd' und ihre Berge ſplittern,</l><lb/> <l>Ohn' uranfaͤnglichem Granit gleich zu verwittern.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [43/0053]
51.
Die Erd' in ihrem Bau iſt gar nicht eingerichtet
Ein Paradis zu ſeyn, wie Fantaſie es dichtet,
Ganz ungeeignet, von Unſterblichen bewohnt
Zu ſeyn, da uͤberall auf ihr Zerſtoͤrung thront,
Ihr ew'ges Leben nur auf ewiger Zerſtoͤrung,
Ihr ew'ger Friede ruht auf ewiger Empoͤrung;
Darum unſterblich kann nur das Geſchlecht allein
Von Anbeginn, wie es noch iſt, geweſen ſeyn,
Kein Einzelner, der, ſelbſt unſterblich, das Verderben
Nicht haͤtte koͤnnen ſehn ringsum, ohn' auch zu ſterben,
Nicht haͤtte koͤnnen ſehn die Pflanzen jaͤhrlich bluͤhn
Und welken, ohne mit in Sehnſucht zu vergluͤhn,
Nicht zittern ſehn die Erd' und ihre Berge ſplittern,
Ohn' uranfaͤnglichem Granit gleich zu verwittern.
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