Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.118. Obstbäume sind genug, o Kinder, hier im Garten; Ihr müßt beim ersten Baum die Reife nur erwarten. Die Bäume lösen sich von Wochen ab zu Wochen, Daß neugereifte Frucht in jeder sei gebrochen. Und kaum an einem Baum habt ihr euch satt gepflückt, Als schon der folgende für euch die Tafel schmückt. Doch wenn beim ersten ihr zu früh beginnt den Schmaus, Seid ihr dann überall der rechten Zeit voraus. Euch wird von einem Baum Begier zum andern treiben, Und keinem wird die Zeit, die Frucht zu reifen, bleiben. Ihr habt das ganze Jahr zu essen herbe Frucht, Weil von dem ersten Baum ihr habt zu früh versucht. 118. Obſtbaͤume ſind genug, o Kinder, hier im Garten; Ihr muͤßt beim erſten Baum die Reife nur erwarten. Die Baͤume loͤſen ſich von Wochen ab zu Wochen, Daß neugereifte Frucht in jeder ſei gebrochen. Und kaum an einem Baum habt ihr euch ſatt gepfluͤckt, Als ſchon der folgende fuͤr euch die Tafel ſchmuͤckt. Doch wenn beim erſten ihr zu fruͤh beginnt den Schmaus, Seid ihr dann uͤberall der rechten Zeit voraus. Euch wird von einem Baum Begier zum andern treiben, Und keinem wird die Zeit, die Frucht zu reifen, bleiben. Ihr habt das ganze Jahr zu eſſen herbe Frucht, Weil von dem erſten Baum ihr habt zu fruͤh verſucht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0221" n="211"/> <div n="2"> <head>118.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Obſtbaͤume ſind genug, o Kinder, hier im Garten;</l><lb/> <l>Ihr muͤßt beim erſten Baum die Reife nur erwarten.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die Baͤume loͤſen ſich von Wochen ab zu Wochen,</l><lb/> <l>Daß neugereifte Frucht in jeder ſei gebrochen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und kaum an einem Baum habt ihr euch ſatt gepfluͤckt,</l><lb/> <l>Als ſchon der folgende fuͤr euch die Tafel ſchmuͤckt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Doch wenn beim erſten ihr zu fruͤh beginnt den Schmaus,</l><lb/> <l>Seid ihr dann uͤberall der rechten Zeit voraus.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Euch wird von einem Baum Begier zum andern treiben,</l><lb/> <l>Und keinem wird die Zeit, die Frucht zu reifen, bleiben.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Ihr habt das ganze Jahr zu eſſen herbe Frucht,</l><lb/> <l>Weil von dem erſten Baum ihr habt zu fruͤh verſucht.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [211/0221]
118.
Obſtbaͤume ſind genug, o Kinder, hier im Garten;
Ihr muͤßt beim erſten Baum die Reife nur erwarten.
Die Baͤume loͤſen ſich von Wochen ab zu Wochen,
Daß neugereifte Frucht in jeder ſei gebrochen.
Und kaum an einem Baum habt ihr euch ſatt gepfluͤckt,
Als ſchon der folgende fuͤr euch die Tafel ſchmuͤckt.
Doch wenn beim erſten ihr zu fruͤh beginnt den Schmaus,
Seid ihr dann uͤberall der rechten Zeit voraus.
Euch wird von einem Baum Begier zum andern treiben,
Und keinem wird die Zeit, die Frucht zu reifen, bleiben.
Ihr habt das ganze Jahr zu eſſen herbe Frucht,
Weil von dem erſten Baum ihr habt zu fruͤh verſucht.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/221>, abgerufen am 25.07.2024. |