Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.86. Wie wunderbarer Trieb Ameisenmillionen Beseelt, die einen Bau, den alle baun, bewohnen, In Ordnung ohne Bruch, in Eintracht ohne Störung, Ohn' Obrigkeit und Spruch, ohn' Aufruhr und Empörung; Als regte ganz den Staat gemeinschaftlicher Rath, Da ganz nur ihn bewegt gemeinschaftliche That. Mensch, hinter der Natur wie stehst du weit zurück! Wann wirst du aus dir selbst entfalten solch ein Glück? Wann wie ein höherer Naturgeist dich durchdringt Die göttliche Vernunft, und Göttliches vollbringt; Daß, wie Ameisen jetzt, einst Menschenmillionen, Von gleichem Trieb beseelt, beisammen also wohnen, In Ordnung ohne Bruch, in Eintracht ohne Störung, Ohn' Obrigkeit und Spruch, ohn' Aufruhr noch Empörung. 86. Wie wunderbarer Trieb Ameiſenmillionen Beſeelt, die einen Bau, den alle baun, bewohnen, In Ordnung ohne Bruch, in Eintracht ohne Stoͤrung, Ohn' Obrigkeit und Spruch, ohn' Aufruhr und Empoͤrung; Als regte ganz den Staat gemeinſchaftlicher Rath, Da ganz nur ihn bewegt gemeinſchaftliche That. Menſch, hinter der Natur wie ſtehſt du weit zuruͤck! Wann wirſt du aus dir ſelbſt entfalten ſolch ein Gluͤck? Wann wie ein hoͤherer Naturgeiſt dich durchdringt Die goͤttliche Vernunft, und Goͤttliches vollbringt; Daß, wie Ameiſen jetzt, einſt Menſchenmillionen, Von gleichem Trieb beſeelt, beiſammen alſo wohnen, In Ordnung ohne Bruch, in Eintracht ohne Stoͤrung, Ohn' Obrigkeit und Spruch, ohn' Aufruhr noch Empoͤrung. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0192" n="182"/> <div n="2"> <head>86.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wie wunderbarer Trieb Ameiſenmillionen</l><lb/> <l>Beſeelt, die einen Bau, den alle baun, bewohnen,</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>In Ordnung ohne Bruch, in Eintracht ohne Stoͤrung,</l><lb/> <l>Ohn' Obrigkeit und Spruch, ohn' Aufruhr und Empoͤrung;</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Als regte ganz den Staat gemeinſchaftlicher Rath,</l><lb/> <l>Da ganz nur ihn bewegt gemeinſchaftliche That.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Menſch, hinter der Natur wie ſtehſt du weit zuruͤck!</l><lb/> <l>Wann wirſt du aus dir ſelbſt entfalten ſolch ein Gluͤck?</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Wann wie ein hoͤherer Naturgeiſt dich durchdringt</l><lb/> <l>Die goͤttliche Vernunft, und Goͤttliches vollbringt;</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Daß, wie Ameiſen jetzt, einſt Menſchenmillionen,</l><lb/> <l>Von gleichem Trieb beſeelt, beiſammen alſo wohnen,</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>In Ordnung ohne Bruch, in Eintracht ohne Stoͤrung,</l><lb/> <l>Ohn' Obrigkeit und Spruch, ohn' Aufruhr noch Empoͤrung.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [182/0192]
86.
Wie wunderbarer Trieb Ameiſenmillionen
Beſeelt, die einen Bau, den alle baun, bewohnen,
In Ordnung ohne Bruch, in Eintracht ohne Stoͤrung,
Ohn' Obrigkeit und Spruch, ohn' Aufruhr und Empoͤrung;
Als regte ganz den Staat gemeinſchaftlicher Rath,
Da ganz nur ihn bewegt gemeinſchaftliche That.
Menſch, hinter der Natur wie ſtehſt du weit zuruͤck!
Wann wirſt du aus dir ſelbſt entfalten ſolch ein Gluͤck?
Wann wie ein hoͤherer Naturgeiſt dich durchdringt
Die goͤttliche Vernunft, und Goͤttliches vollbringt;
Daß, wie Ameiſen jetzt, einſt Menſchenmillionen,
Von gleichem Trieb beſeelt, beiſammen alſo wohnen,
In Ordnung ohne Bruch, in Eintracht ohne Stoͤrung,
Ohn' Obrigkeit und Spruch, ohn' Aufruhr noch Empoͤrung.
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