Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.8. Das Licht ist leicht, es ist die umgekehrte Schwere; Einleuchten wird dirs leicht, wenn ich dirs klar erkläre. Das Licht von oben nimmt, wenn es hernieder schwimmt, In gleichen Maßen ab, wie zu die Schwere nimmt. Am schwersten alles ist der dunklen Erd' am nächsten; Der Sonn' am fernsten wirkt des Lichtes Kraft am schwächsten. Das leichte Licht ist hoch, tief ist die schwere Schwärze, Und zwischen beiden blühn der Tön' und Farben Scherze. Der höchste Ton ist Licht, der tiefste Ton ist Nacht, Der endlich ganz erlischt, entschläft und neu erwacht; Wie dir der Schlaf bei Nacht schwer drückt die Augenlieder, Die leicht der lichte Stral des Morgens aufschließt wieder. 8. Das Licht iſt leicht, es iſt die umgekehrte Schwere; Einleuchten wird dirs leicht, wenn ich dirs klar erklaͤre. Das Licht von oben nimmt, wenn es hernieder ſchwimmt, In gleichen Maßen ab, wie zu die Schwere nimmt. Am ſchwerſten alles iſt der dunklen Erd' am naͤchſten; Der Sonn' am fernſten wirkt des Lichtes Kraft am ſchwaͤchſten. Das leichte Licht iſt hoch, tief iſt die ſchwere Schwaͤrze, Und zwiſchen beiden bluͤhn der Toͤn' und Farben Scherze. Der hoͤchſte Ton iſt Licht, der tiefſte Ton iſt Nacht, Der endlich ganz erliſcht, entſchlaͤft und neu erwacht; Wie dir der Schlaf bei Nacht ſchwer druͤckt die Augenlieder, Die leicht der lichte Stral des Morgens aufſchließt wieder. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0018" n="8"/> <div n="2"> <head>8.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Das Licht iſt leicht, es iſt die umgekehrte Schwere;</l><lb/> <l>Einleuchten wird dirs leicht, wenn ich dirs klar erklaͤre.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Das Licht von oben nimmt, wenn es hernieder ſchwimmt,</l><lb/> <l>In gleichen Maßen ab, wie zu die Schwere nimmt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Am ſchwerſten alles iſt der dunklen Erd' am naͤchſten;</l><lb/> <l>Der Sonn' am fernſten wirkt des Lichtes Kraft am ſchwaͤchſten.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Das leichte Licht iſt hoch, tief iſt die ſchwere Schwaͤrze,</l><lb/> <l>Und zwiſchen beiden bluͤhn der Toͤn' und Farben Scherze.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Der hoͤchſte Ton iſt Licht, der tiefſte Ton iſt Nacht,</l><lb/> <l>Der endlich ganz erliſcht, entſchlaͤft und neu erwacht;</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Wie dir der Schlaf bei Nacht ſchwer druͤckt die Augenlieder,</l><lb/> <l>Die leicht der lichte Stral des Morgens aufſchließt wieder.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [8/0018]
8.
Das Licht iſt leicht, es iſt die umgekehrte Schwere;
Einleuchten wird dirs leicht, wenn ich dirs klar erklaͤre.
Das Licht von oben nimmt, wenn es hernieder ſchwimmt,
In gleichen Maßen ab, wie zu die Schwere nimmt.
Am ſchwerſten alles iſt der dunklen Erd' am naͤchſten;
Der Sonn' am fernſten wirkt des Lichtes Kraft am ſchwaͤchſten.
Das leichte Licht iſt hoch, tief iſt die ſchwere Schwaͤrze,
Und zwiſchen beiden bluͤhn der Toͤn' und Farben Scherze.
Der hoͤchſte Ton iſt Licht, der tiefſte Ton iſt Nacht,
Der endlich ganz erliſcht, entſchlaͤft und neu erwacht;
Wie dir der Schlaf bei Nacht ſchwer druͤckt die Augenlieder,
Die leicht der lichte Stral des Morgens aufſchließt wieder.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/18>, abgerufen am 25.07.2024. |