Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
22.
Du denkest fort und fort, dein Denken ist ein Schaffen,
Und deine Denkkraft hat zu fürchten kein Erschlaffen.
Was du einmal gedacht, das kanst du nie vergessen;
Was du geschaffen, stets erinnerst du dich dessen.
Indem du meiner dich erinnerst, hast du mich
Im Innern ewig, und im Innern hab' ich dich.
Vergiß mich, Welt! ich weiß, daß Er sich mein erinnert;
Und sterb' ich außen dir, leb' ich in ihm verinnert.

23.
Weil nicht ein großer Fürst im weiten Länderbann
In alles Einzelne sich mischen soll und kann;
So meinest du, daß Gott auch nur das Allgemeine
Der Welt geordnet hab', und walte nicht ins Kleine.
22.
Du denkeſt fort und fort, dein Denken iſt ein Schaffen,
Und deine Denkkraft hat zu fuͤrchten kein Erſchlaffen.
Was du einmal gedacht, das kanſt du nie vergeſſen;
Was du geſchaffen, ſtets erinnerſt du dich deſſen.
Indem du meiner dich erinnerſt, haſt du mich
Im Innern ewig, und im Innern hab' ich dich.
Vergiß mich, Welt! ich weiß, daß Er ſich mein erinnert;
Und ſterb' ich außen dir, leb' ich in ihm verinnert.

23.
Weil nicht ein großer Fuͤrſt im weiten Laͤnderbann
In alles Einzelne ſich miſchen ſoll und kann;
So meineſt du, daß Gott auch nur das Allgemeine
Der Welt geordnet hab', und walte nicht ins Kleine.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0130" n="120"/>
        <div n="2">
          <head>22.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Du denke&#x017F;t fort und fort, dein Denken i&#x017F;t ein Schaffen,</l><lb/>
              <l>Und deine Denkkraft hat zu fu&#x0364;rchten kein Er&#x017F;chlaffen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Was du einmal gedacht, das kan&#x017F;t du nie verge&#x017F;&#x017F;en;</l><lb/>
              <l>Was du ge&#x017F;chaffen, &#x017F;tets erinner&#x017F;t du dich de&#x017F;&#x017F;en.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Indem du meiner dich erinner&#x017F;t, ha&#x017F;t du mich</l><lb/>
              <l>Im Innern ewig, und im Innern hab' ich dich.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Vergiß mich, Welt! ich weiß, daß Er &#x017F;ich mein erinnert;</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;terb' ich außen dir, leb' ich in ihm verinnert.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>23.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Weil nicht ein großer Fu&#x0364;r&#x017F;t im weiten La&#x0364;nderbann</l><lb/>
              <l>In alles Einzelne &#x017F;ich mi&#x017F;chen &#x017F;oll und kann;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>So meine&#x017F;t du, daß Gott auch nur das Allgemeine</l><lb/>
              <l>Der Welt geordnet hab', und walte nicht ins Kleine.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0130] 22. Du denkeſt fort und fort, dein Denken iſt ein Schaffen, Und deine Denkkraft hat zu fuͤrchten kein Erſchlaffen. Was du einmal gedacht, das kanſt du nie vergeſſen; Was du geſchaffen, ſtets erinnerſt du dich deſſen. Indem du meiner dich erinnerſt, haſt du mich Im Innern ewig, und im Innern hab' ich dich. Vergiß mich, Welt! ich weiß, daß Er ſich mein erinnert; Und ſterb' ich außen dir, leb' ich in ihm verinnert. 23. Weil nicht ein großer Fuͤrſt im weiten Laͤnderbann In alles Einzelne ſich miſchen ſoll und kann; So meineſt du, daß Gott auch nur das Allgemeine Der Welt geordnet hab', und walte nicht ins Kleine.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/130
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/130>, abgerufen am 21.11.2024.