Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.Im Unbedingten, das, indem es sich bedingt, Die Dinge und hervor dich selbst, Bedingter, bringt. Das Unbedingte hat sich selbst hervorgebracht, Bedingter Geist, in dir, indem du's hast gedacht. 100. Das ist nicht Weisheit, die nur sich für Weisheit hält, Und sich in fremder Blöß' Entdeckung wohlgefällt. Einseitig ist und war die Weisheit aller Weisen; Du wirst Allseitigkeit nicht als dein Vorrecht preisen. Jedweder Mensch ist doch nur eine von den Seiten Der Menschheit, welche sich ergänzen und bestreiten. Auch eine bist du nur; daß du dich still ergänzest Mit andern, nützt dir mehr, als daß du streitend glänzest. Im Unbedingten, das, indem es ſich bedingt, Die Dinge und hervor dich ſelbſt, Bedingter, bringt. Das Unbedingte hat ſich ſelbſt hervorgebracht, Bedingter Geiſt, in dir, indem du's haſt gedacht. 100. Das iſt nicht Weisheit, die nur ſich fuͤr Weisheit haͤlt, Und ſich in fremder Bloͤß' Entdeckung wohlgefaͤllt. Einſeitig iſt und war die Weisheit aller Weiſen; Du wirſt Allſeitigkeit nicht als dein Vorrecht preiſen. Jedweder Menſch iſt doch nur eine von den Seiten Der Menſchheit, welche ſich ergaͤnzen und beſtreiten. Auch eine biſt du nur; daß du dich ſtill ergaͤnzeſt Mit andern, nuͤtzt dir mehr, als daß du ſtreitend glaͤnzeſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0075" n="65"/> </l> <lg n="4"> <l>Im Unbedingten, das, indem es ſich bedingt,</l><lb/> <l>Die Dinge und hervor dich ſelbſt, Bedingter, bringt.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Das Unbedingte hat ſich ſelbſt hervorgebracht,</l><lb/> <l>Bedingter Geiſt, in dir, indem du's haſt gedacht.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>100.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Das iſt nicht Weisheit, die nur ſich fuͤr Weisheit haͤlt,</l><lb/> <l>Und ſich in fremder Bloͤß' Entdeckung wohlgefaͤllt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Einſeitig iſt und war die Weisheit aller Weiſen;</l><lb/> <l>Du wirſt Allſeitigkeit nicht als dein Vorrecht preiſen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Jedweder Menſch iſt doch nur eine von den Seiten</l><lb/> <l>Der Menſchheit, welche ſich ergaͤnzen und beſtreiten.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Auch eine biſt du nur; daß du dich ſtill ergaͤnzeſt</l><lb/> <l>Mit andern, nuͤtzt dir mehr, als daß du ſtreitend glaͤnzeſt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [65/0075]
Im Unbedingten, das, indem es ſich bedingt,
Die Dinge und hervor dich ſelbſt, Bedingter, bringt.
Das Unbedingte hat ſich ſelbſt hervorgebracht,
Bedingter Geiſt, in dir, indem du's haſt gedacht.
100.
Das iſt nicht Weisheit, die nur ſich fuͤr Weisheit haͤlt,
Und ſich in fremder Bloͤß' Entdeckung wohlgefaͤllt.
Einſeitig iſt und war die Weisheit aller Weiſen;
Du wirſt Allſeitigkeit nicht als dein Vorrecht preiſen.
Jedweder Menſch iſt doch nur eine von den Seiten
Der Menſchheit, welche ſich ergaͤnzen und beſtreiten.
Auch eine biſt du nur; daß du dich ſtill ergaͤnzeſt
Mit andern, nuͤtzt dir mehr, als daß du ſtreitend glaͤnzeſt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/75 |
Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/75>, abgerufen am 04.07.2024. |