Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.O scheu nur durch die Gruft den Weg zum Himme nicht! Im Herzen dunkler Duft, im Auge sanftes Licht. Im Auge sanftes Licht, im Herzen dunkler Duft; Du gehst, o bange nicht, zum Himmel durch die Gruft. 56. Mein Freund im fernen Gau! wie oft noch denk' ich nach Dem Worte, das dein Mund einst unbefangen sprach: Daß dirs unleidlich sei, im Leben wem zu nahn, Ohn' ihm zu geben Lieb' und Liebe zu empfahn. Sag', hast du warm bis jetzt den Anspruch fortgesetzt? So hat die kalte Welt gewis dich oft verletzt. Doch glücklich wenn dir ward zum Stachel dis Verletzen, Herzhaft die Forderung des Herzens durchzusetzen. Ja, Liebe läßt nicht ruhn den so sie recht durchdrungen, Bis er von allem was kan lieben Lieb' errungen. O ſcheu nur durch die Gruft den Weg zum Himme nicht! Im Herzen dunkler Duft, im Auge ſanftes Licht. Im Auge ſanftes Licht, im Herzen dunkler Duft; Du gehſt, o bange nicht, zum Himmel durch die Gruft. 56. Mein Freund im fernen Gau! wie oft noch denk' ich nach Dem Worte, das dein Mund einſt unbefangen ſprach: Daß dirs unleidlich ſei, im Leben wem zu nahn, Ohn' ihm zu geben Lieb' und Liebe zu empfahn. Sag', haſt du warm bis jetzt den Anſpruch fortgeſetzt? So hat die kalte Welt gewis dich oft verletzt. Doch gluͤcklich wenn dir ward zum Stachel dis Verletzen, Herzhaft die Forderung des Herzens durchzuſetzen. Ja, Liebe laͤßt nicht ruhn den ſo ſie recht durchdrungen, Bis er von allem was kan lieben Lieb' errungen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0242" n="232"/> </l> <lg n="5"> <l>O ſcheu nur durch die Gruft den Weg zum Himme nicht!</l><lb/> <l>Im Herzen dunkler Duft, im Auge ſanftes Licht.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Im Auge ſanftes Licht, im Herzen dunkler Duft;</l><lb/> <l>Du gehſt, o bange nicht, zum Himmel durch die Gruft.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>56.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Mein Freund im fernen Gau! wie oft noch denk' ich nach</l><lb/> <l>Dem Worte, das dein Mund einſt unbefangen ſprach:</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Daß dirs unleidlich ſei, im Leben wem zu nahn,</l><lb/> <l>Ohn' ihm zu geben Lieb' und Liebe zu empfahn.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Sag', haſt du warm bis jetzt den Anſpruch fortgeſetzt?</l><lb/> <l>So hat die kalte Welt gewis dich oft verletzt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Doch gluͤcklich wenn dir ward zum Stachel dis Verletzen,</l><lb/> <l>Herzhaft die Forderung des Herzens durchzuſetzen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Ja, Liebe laͤßt nicht ruhn den ſo ſie recht durchdrungen,</l><lb/> <l>Bis er von allem was kan lieben Lieb' errungen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [232/0242]
O ſcheu nur durch die Gruft den Weg zum Himme nicht!
Im Herzen dunkler Duft, im Auge ſanftes Licht.
Im Auge ſanftes Licht, im Herzen dunkler Duft;
Du gehſt, o bange nicht, zum Himmel durch die Gruft.
56.
Mein Freund im fernen Gau! wie oft noch denk' ich nach
Dem Worte, das dein Mund einſt unbefangen ſprach:
Daß dirs unleidlich ſei, im Leben wem zu nahn,
Ohn' ihm zu geben Lieb' und Liebe zu empfahn.
Sag', haſt du warm bis jetzt den Anſpruch fortgeſetzt?
So hat die kalte Welt gewis dich oft verletzt.
Doch gluͤcklich wenn dir ward zum Stachel dis Verletzen,
Herzhaft die Forderung des Herzens durchzuſetzen.
Ja, Liebe laͤßt nicht ruhn den ſo ſie recht durchdrungen,
Bis er von allem was kan lieben Lieb' errungen.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/242>, abgerufen am 22.02.2025. |