Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
15.
Wenn dir das Himmelslicht durchs Fenster ist zuwider,
So zünde Kerzen an, und laß den Vorhang nieder!
Leicht hast du dir zur Nacht den Stubentag gemacht,
Doch draußen in der Welt wird es davon nicht Nacht.

16.
Zu den Makrobiern ein Abgesandter kam,
Der staunend in Betracht des Landes Wunder nahm.
Zuletzt, damit er noch erstaunen müßte stärker,
Ließen sie ihren Gast besichtigen die Kerker,
Wo die Gefangenen Goldketten trugen alle,
Weil nicht das Land erzeugt unedlere Metalle.
Doch er sah's unerstaunt, als sei es ihm geläufig,
Und lächelnd sprach er: Dis hab' ich gesehn gar häufig.
15.
Wenn dir das Himmelslicht durchs Fenſter iſt zuwider,
So zuͤnde Kerzen an, und laß den Vorhang nieder!
Leicht haſt du dir zur Nacht den Stubentag gemacht,
Doch draußen in der Welt wird es davon nicht Nacht.

16.
Zu den Makrobiern ein Abgeſandter kam,
Der ſtaunend in Betracht des Landes Wunder nahm.
Zuletzt, damit er noch erſtaunen muͤßte ſtaͤrker,
Ließen ſie ihren Gaſt beſichtigen die Kerker,
Wo die Gefangenen Goldketten trugen alle,
Weil nicht das Land erzeugt unedlere Metalle.
Doch er ſah's unerſtaunt, als ſei es ihm gelaͤufig,
Und laͤchelnd ſprach er: Dis hab' ich geſehn gar haͤufig.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0217" n="207"/>
        <div n="2">
          <head>15.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Wenn dir das Himmelslicht durchs Fen&#x017F;ter i&#x017F;t zuwider,</l><lb/>
              <l>So zu&#x0364;nde Kerzen an, und laß den Vorhang nieder!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Leicht ha&#x017F;t du dir zur Nacht den Stubentag gemacht,</l><lb/>
              <l>Doch draußen in der Welt wird es davon nicht Nacht.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>16.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Zu den Makrobiern ein Abge&#x017F;andter kam,</l><lb/>
              <l>Der &#x017F;taunend in Betracht des Landes Wunder nahm.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Zuletzt, damit er noch er&#x017F;taunen mu&#x0364;ßte &#x017F;ta&#x0364;rker,</l><lb/>
              <l>Ließen &#x017F;ie ihren Ga&#x017F;t be&#x017F;ichtigen die Kerker,</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Wo die Gefangenen Goldketten trugen alle,</l><lb/>
              <l>Weil nicht das Land erzeugt unedlere Metalle.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Doch er &#x017F;ah's uner&#x017F;taunt, als &#x017F;ei es ihm gela&#x0364;ufig,</l><lb/>
              <l>Und la&#x0364;chelnd &#x017F;prach er: Dis hab' ich ge&#x017F;ehn gar ha&#x0364;ufig.</l>
            </lg><lb/>
            <l>
</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[207/0217] 15. Wenn dir das Himmelslicht durchs Fenſter iſt zuwider, So zuͤnde Kerzen an, und laß den Vorhang nieder! Leicht haſt du dir zur Nacht den Stubentag gemacht, Doch draußen in der Welt wird es davon nicht Nacht. 16. Zu den Makrobiern ein Abgeſandter kam, Der ſtaunend in Betracht des Landes Wunder nahm. Zuletzt, damit er noch erſtaunen muͤßte ſtaͤrker, Ließen ſie ihren Gaſt beſichtigen die Kerker, Wo die Gefangenen Goldketten trugen alle, Weil nicht das Land erzeugt unedlere Metalle. Doch er ſah's unerſtaunt, als ſei es ihm gelaͤufig, Und laͤchelnd ſprach er: Dis hab' ich geſehn gar haͤufig.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/217
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/217>, abgerufen am 21.12.2024.