Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.Wie ein Befehliger, der Vestung Außenwerke Aufgebend, sich verläßt auf seines Hauptwerks Stärke: Die äußern Linien mußt du zu weit nicht dehnen, Sonst zu vertheidigen hast du zuviel an denen. 268. Wer nur beschäftigt ist, daß er sich selber bilde, Beschämen mag ihn wol die arbeitsame Gilde, Die nur beschäftigt ist zu bilden für die Welt, Und jeden Tag dafür den baaren Lohn erhält. Ja schäme dich, die Hand zu legen in den Schoß; Der Lohn, den du dir selbst dafür gibst, ist nicht groß. Und wie du vom Versteck der Abgeschiedenheit Hervortritst, schmilzt der Traum der Selbzufriedenheit. Was hilfts daß du dir sagst, du bildest dich der Welt? Die doch als Musterbild dich nie vor Augen hält. Wie ein Befehliger, der Veſtung Außenwerke Aufgebend, ſich verlaͤßt auf ſeines Hauptwerks Staͤrke: Die aͤußern Linien mußt du zu weit nicht dehnen, Sonſt zu vertheidigen haſt du zuviel an denen. 268. Wer nur beſchaͤftigt iſt, daß er ſich ſelber bilde, Beſchaͤmen mag ihn wol die arbeitſame Gilde, Die nur beſchaͤftigt iſt zu bilden fuͤr die Welt, Und jeden Tag dafuͤr den baaren Lohn erhaͤlt. Ja ſchaͤme dich, die Hand zu legen in den Schoß; Der Lohn, den du dir ſelbſt dafuͤr gibſt, iſt nicht groß. Und wie du vom Verſteck der Abgeſchiedenheit Hervortritſt, ſchmilzt der Traum der Selbzufriedenheit. Was hilfts daß du dir ſagſt, du bildeſt dich der Welt? Die doch als Muſterbild dich nie vor Augen haͤlt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0171" n="161"/> </l> <lg n="5"> <l>Wie ein Befehliger, der Veſtung Außenwerke</l><lb/> <l>Aufgebend, ſich verlaͤßt auf ſeines Hauptwerks Staͤrke:</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Die aͤußern Linien mußt du zu weit nicht dehnen,</l><lb/> <l>Sonſt zu vertheidigen haſt du zuviel an denen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>268.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wer nur beſchaͤftigt iſt, daß er ſich ſelber bilde,</l><lb/> <l>Beſchaͤmen mag ihn wol die arbeitſame Gilde,</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die nur beſchaͤftigt iſt zu bilden fuͤr die Welt,</l><lb/> <l>Und jeden Tag dafuͤr den baaren Lohn erhaͤlt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ja ſchaͤme dich, die Hand zu legen in den Schoß;</l><lb/> <l>Der Lohn, den du dir ſelbſt dafuͤr gibſt, iſt nicht groß.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Und wie du vom Verſteck der Abgeſchiedenheit</l><lb/> <l>Hervortritſt, ſchmilzt der Traum der Selbzufriedenheit.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Was hilfts daß du dir ſagſt, du bildeſt dich der Welt?</l><lb/> <l>Die doch als Muſterbild dich nie vor Augen haͤlt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [161/0171]
Wie ein Befehliger, der Veſtung Außenwerke
Aufgebend, ſich verlaͤßt auf ſeines Hauptwerks Staͤrke:
Die aͤußern Linien mußt du zu weit nicht dehnen,
Sonſt zu vertheidigen haſt du zuviel an denen.
268.
Wer nur beſchaͤftigt iſt, daß er ſich ſelber bilde,
Beſchaͤmen mag ihn wol die arbeitſame Gilde,
Die nur beſchaͤftigt iſt zu bilden fuͤr die Welt,
Und jeden Tag dafuͤr den baaren Lohn erhaͤlt.
Ja ſchaͤme dich, die Hand zu legen in den Schoß;
Der Lohn, den du dir ſelbſt dafuͤr gibſt, iſt nicht groß.
Und wie du vom Verſteck der Abgeſchiedenheit
Hervortritſt, ſchmilzt der Traum der Selbzufriedenheit.
Was hilfts daß du dir ſagſt, du bildeſt dich der Welt?
Die doch als Muſterbild dich nie vor Augen haͤlt.
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