Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.Wer ohne sein Verdienst gestiegen ist, erhält Durchs Steigen Achtung nicht, noch Mitleid wenn er fällt. Der oberste der Plätz' ist schwankender als alle, Und jeder strebt hinauf, nur daß herab er falle. Wer seine Stellung kennt und dazu seine Kraft, Und beiden wirkt gemäß, der wirkt untadelhaft. Zum Selbstgefäll'gen sprich: Ich möchte lieber Allen, Wie du dir selbst, als mir, wie ihnen du, gefallen. Die Demuth ehre du, und zu der Demuth Ehren Sei gegen Stolze stolz, um Demuth sie zu lehren. 41. Ein rechter Mann hat zwei Gesichter, die er hält Das eine auf sein Haus, das andre auf die Welt. Das freundliche Gesicht, das wendet er in's Haus, Das ernste aber kehrt er in die Welt hinaus. Wer ohne ſein Verdienſt geſtiegen iſt, erhaͤlt Durchs Steigen Achtung nicht, noch Mitleid wenn er faͤllt. Der oberſte der Plaͤtz' iſt ſchwankender als alle, Und jeder ſtrebt hinauf, nur daß herab er falle. Wer ſeine Stellung kennt und dazu ſeine Kraft, Und beiden wirkt gemaͤß, der wirkt untadelhaft. Zum Selbſtgefaͤll'gen ſprich: Ich moͤchte lieber Allen, Wie du dir ſelbſt, als mir, wie ihnen du, gefallen. Die Demuth ehre du, und zu der Demuth Ehren Sei gegen Stolze ſtolz, um Demuth ſie zu lehren. 41. Ein rechter Mann hat zwei Geſichter, die er haͤlt Das eine auf ſein Haus, das andre auf die Welt. Das freundliche Geſicht, das wendet er in's Haus, Das ernſte aber kehrt er in die Welt hinaus. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0046" n="36"/> <lg n="5"> <l>Wer ohne ſein Verdienſt geſtiegen iſt, erhaͤlt</l><lb/> <l>Durchs Steigen Achtung nicht, noch Mitleid wenn er faͤllt.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Der oberſte der Plaͤtz' iſt ſchwankender als alle,</l><lb/> <l>Und jeder ſtrebt hinauf, nur daß herab er falle.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Wer ſeine Stellung kennt und dazu ſeine Kraft,</l><lb/> <l>Und beiden wirkt gemaͤß, der wirkt untadelhaft.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Zum Selbſtgefaͤll'gen ſprich: Ich moͤchte lieber Allen,</l><lb/> <l>Wie du dir ſelbſt, als mir, wie ihnen du, gefallen.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Die Demuth ehre du, und zu der Demuth Ehren</l><lb/> <l>Sei gegen Stolze ſtolz, um Demuth ſie zu lehren.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>41.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ein rechter Mann hat zwei Geſichter, die er haͤlt</l><lb/> <l>Das eine auf ſein Haus, das andre auf die Welt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Das freundliche Geſicht, das wendet er in's Haus,</l><lb/> <l>Das ernſte aber kehrt er in die Welt hinaus.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [36/0046]
Wer ohne ſein Verdienſt geſtiegen iſt, erhaͤlt
Durchs Steigen Achtung nicht, noch Mitleid wenn er faͤllt.
Der oberſte der Plaͤtz' iſt ſchwankender als alle,
Und jeder ſtrebt hinauf, nur daß herab er falle.
Wer ſeine Stellung kennt und dazu ſeine Kraft,
Und beiden wirkt gemaͤß, der wirkt untadelhaft.
Zum Selbſtgefaͤll'gen ſprich: Ich moͤchte lieber Allen,
Wie du dir ſelbſt, als mir, wie ihnen du, gefallen.
Die Demuth ehre du, und zu der Demuth Ehren
Sei gegen Stolze ſtolz, um Demuth ſie zu lehren.
41.
Ein rechter Mann hat zwei Geſichter, die er haͤlt
Das eine auf ſein Haus, das andre auf die Welt.
Das freundliche Geſicht, das wendet er in's Haus,
Das ernſte aber kehrt er in die Welt hinaus.
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