Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.Die Felsen blieben stumm, die Bäume sagten nichts, Die Sterne deuteten mit einem Streifen Lichts. Zur Heimat deuten sie; wohl dem, der traut den Sternen! Den Weg der Erde kann man nur am Himmel lernen. 33. Kommst du in fremde Welt, so siehst du fremden Baum, Fremd Antlitz, fremd Gethier, dich schreckt der fremde Raum. Doch sieh den Boden an, er ist vom selben Steine, Und sieh das Wasser auch, es ist vom selben Scheine. Dann sieh zum Himmel auf, es sind dieselben Sterne; Und so im fremden Raum dich heimisch finden lerne. Die Sterne helfen dir, das Wasser und die Erde, Daß unfremd Baum und Thier und auch der Mensch dir werde. Befreundet wirst du leicht mit fremdester Natur, Am längsten bleibt der Mensch dem Menschen fremde nur. Und erst der Himmel muß erklären und die Erde Dir deines Bruders ganz entfremdete Geberde. Die Felſen blieben ſtumm, die Baͤume ſagten nichts, Die Sterne deuteten mit einem Streifen Lichts. Zur Heimat deuten ſie; wohl dem, der traut den Sternen! Den Weg der Erde kann man nur am Himmel lernen. 33. Kommſt du in fremde Welt, ſo ſiehſt du fremden Baum, Fremd Antlitz, fremd Gethier, dich ſchreckt der fremde Raum. Doch ſieh den Boden an, er iſt vom ſelben Steine, Und ſieh das Waſſer auch, es iſt vom ſelben Scheine. Dann ſieh zum Himmel auf, es ſind dieſelben Sterne; Und ſo im fremden Raum dich heimiſch finden lerne. Die Sterne helfen dir, das Waſſer und die Erde, Daß unfremd Baum und Thier und auch der Menſch dir werde. Befreundet wirſt du leicht mit fremdeſter Natur, Am laͤngſten bleibt der Menſch dem Menſchen fremde nur. Und erſt der Himmel muß erklaͤren und die Erde Dir deines Bruders ganz entfremdete Geberde. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0040" n="30"/> <lg n="4"> <l>Die Felſen blieben ſtumm, die Baͤume ſagten nichts,</l><lb/> <l>Die Sterne deuteten mit einem Streifen Lichts.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Zur Heimat deuten ſie; wohl dem, der traut den Sternen!</l><lb/> <l>Den Weg der Erde kann man nur am Himmel lernen.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>33.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Kommſt du in fremde Welt, ſo ſiehſt du fremden Baum,</l><lb/> <l>Fremd Antlitz, fremd Gethier, dich ſchreckt der fremde Raum.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Doch ſieh den Boden an, er iſt vom ſelben Steine,</l><lb/> <l>Und ſieh das Waſſer auch, es iſt vom ſelben Scheine.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Dann ſieh zum Himmel auf, es ſind dieſelben Sterne;</l><lb/> <l>Und ſo im fremden Raum dich heimiſch finden lerne.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Die Sterne helfen dir, das Waſſer und die Erde,</l><lb/> <l>Daß unfremd Baum und Thier und auch der Menſch dir werde.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Befreundet wirſt du leicht mit fremdeſter Natur,</l><lb/> <l>Am laͤngſten bleibt der Menſch dem Menſchen fremde nur.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Und erſt der Himmel muß erklaͤren und die Erde</l><lb/> <l>Dir deines Bruders ganz entfremdete Geberde.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [30/0040]
Die Felſen blieben ſtumm, die Baͤume ſagten nichts,
Die Sterne deuteten mit einem Streifen Lichts.
Zur Heimat deuten ſie; wohl dem, der traut den Sternen!
Den Weg der Erde kann man nur am Himmel lernen.
33.
Kommſt du in fremde Welt, ſo ſiehſt du fremden Baum,
Fremd Antlitz, fremd Gethier, dich ſchreckt der fremde Raum.
Doch ſieh den Boden an, er iſt vom ſelben Steine,
Und ſieh das Waſſer auch, es iſt vom ſelben Scheine.
Dann ſieh zum Himmel auf, es ſind dieſelben Sterne;
Und ſo im fremden Raum dich heimiſch finden lerne.
Die Sterne helfen dir, das Waſſer und die Erde,
Daß unfremd Baum und Thier und auch der Menſch dir werde.
Befreundet wirſt du leicht mit fremdeſter Natur,
Am laͤngſten bleibt der Menſch dem Menſchen fremde nur.
Und erſt der Himmel muß erklaͤren und die Erde
Dir deines Bruders ganz entfremdete Geberde.
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