Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.25. Ich freue jeden Tag dem Abend mich entgegen, Und jede Nacht im Traum mich auf den Morgensegen. Ich freue still mich mit unungestümer Lust, Nicht ungeduldig ist die Freud' in meiner Brust. Ich freu' mich auf die Stund' und auf den Augenblick, Auf groß und kleines, mein und anderer Geschick. Vom Herbst den Winter durch freu' ich dem Lenz mich zu, Und aus dem Sommer durch den Herbst zur Winterruh. Ich freu' mich durch des Jahrs und durch des Lebens Zeit, Und aus der Zeit hinaus mich in die Ewigkeit. 26. Ich bin der Leib nicht, der euch vor den Augen steht, Ich bin des Liedes Ton, der euch zu Herzen geht. Und wenn das Lied ergreift und heiligt euern Sinn, So danket Gott dafür daß ichs geworden bin. Rückert, Lehrgedicht. I. 2
25. Ich freue jeden Tag dem Abend mich entgegen, Und jede Nacht im Traum mich auf den Morgenſegen. Ich freue ſtill mich mit unungeſtuͤmer Luſt, Nicht ungeduldig iſt die Freud' in meiner Bruſt. Ich freu' mich auf die Stund' und auf den Augenblick, Auf groß und kleines, mein und anderer Geſchick. Vom Herbſt den Winter durch freu' ich dem Lenz mich zu, Und aus dem Sommer durch den Herbſt zur Winterruh. Ich freu' mich durch des Jahrs und durch des Lebens Zeit, Und aus der Zeit hinaus mich in die Ewigkeit. 26. Ich bin der Leib nicht, der euch vor den Augen ſteht, Ich bin des Liedes Ton, der euch zu Herzen geht. Und wenn das Lied ergreift und heiligt euern Sinn, So danket Gott dafuͤr daß ichs geworden bin. Rückert, Lehrgedicht. I. 2
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25.
Ich freue jeden Tag dem Abend mich entgegen,
Und jede Nacht im Traum mich auf den Morgenſegen.
Ich freue ſtill mich mit unungeſtuͤmer Luſt,
Nicht ungeduldig iſt die Freud' in meiner Bruſt.
Ich freu' mich auf die Stund' und auf den Augenblick,
Auf groß und kleines, mein und anderer Geſchick.
Vom Herbſt den Winter durch freu' ich dem Lenz mich zu,
Und aus dem Sommer durch den Herbſt zur Winterruh.
Ich freu' mich durch des Jahrs und durch des Lebens Zeit,
Und aus der Zeit hinaus mich in die Ewigkeit.
26.
Ich bin der Leib nicht, der euch vor den Augen ſteht,
Ich bin des Liedes Ton, der euch zu Herzen geht.
Und wenn das Lied ergreift und heiligt euern Sinn,
So danket Gott dafuͤr daß ichs geworden bin.
Rückert, Lehrgedicht. I. 2
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