Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.27. O wie kurzsichtig ist die Weisheit der Geschichte, Von der du glaubst daß sie gerecht die Todten richte. Zu wandeln lieb' ich nicht in diesem Pantheon, Wo, wie hier außen, nur gereiht ist Thron an Thron. Alsob nichts Großes sei, das nicht auf Thronen säße, Sich innrer Menschenwerth an äußerm Glanz nur mäße. Geh doch die Reihe durch der Einzigen, der Großen! Wieviel sind die man nicht vom Throne sollte stoßen? Daß Großes sie gethan mit großer Macht und Kraft, Macht das auf ewig sie für Menschen musterhaft? Wo ist, wenn du auch das willst ziehen in Betrachtung, Ein Fünkchen Menschenlieb', ein Körnchen Menschenachtung? 27. O wie kurzſichtig iſt die Weisheit der Geſchichte, Von der du glaubſt daß ſie gerecht die Todten richte. Zu wandeln lieb' ich nicht in dieſem Pantheon, Wo, wie hier außen, nur gereiht iſt Thron an Thron. Alsob nichts Großes ſei, das nicht auf Thronen ſaͤße, Sich innrer Menſchenwerth an aͤußerm Glanz nur maͤße. Geh doch die Reihe durch der Einzigen, der Großen! Wieviel ſind die man nicht vom Throne ſollte ſtoßen? Daß Großes ſie gethan mit großer Macht und Kraft, Macht das auf ewig ſie fuͤr Menſchen muſterhaft? Wo iſt, wenn du auch das willſt ziehen in Betrachtung, Ein Fuͤnkchen Menſchenlieb', ein Koͤrnchen Menſchenachtung? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0240" n="230"/> <div n="2"> <head>27.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>O wie kurzſichtig iſt die Weisheit der Geſchichte,</l><lb/> <l>Von der du glaubſt daß ſie gerecht die Todten richte.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Zu wandeln lieb' ich nicht in dieſem Pantheon,</l><lb/> <l>Wo, wie hier außen, nur gereiht iſt Thron an Thron.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Alsob nichts Großes ſei, das nicht auf Thronen ſaͤße,</l><lb/> <l>Sich innrer Menſchenwerth an aͤußerm Glanz nur maͤße.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Geh doch die Reihe durch der Einzigen, der Großen!</l><lb/> <l>Wieviel ſind die man nicht vom Throne ſollte ſtoßen?</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Daß Großes ſie gethan mit großer Macht und Kraft,</l><lb/> <l>Macht das auf ewig ſie fuͤr Menſchen muſterhaft?</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Wo iſt, wenn du auch das willſt ziehen in Betrachtung,</l><lb/> <l>Ein Fuͤnkchen Menſchenlieb', ein Koͤrnchen Menſchenachtung?</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [230/0240]
27.
O wie kurzſichtig iſt die Weisheit der Geſchichte,
Von der du glaubſt daß ſie gerecht die Todten richte.
Zu wandeln lieb' ich nicht in dieſem Pantheon,
Wo, wie hier außen, nur gereiht iſt Thron an Thron.
Alsob nichts Großes ſei, das nicht auf Thronen ſaͤße,
Sich innrer Menſchenwerth an aͤußerm Glanz nur maͤße.
Geh doch die Reihe durch der Einzigen, der Großen!
Wieviel ſind die man nicht vom Throne ſollte ſtoßen?
Daß Großes ſie gethan mit großer Macht und Kraft,
Macht das auf ewig ſie fuͤr Menſchen muſterhaft?
Wo iſt, wenn du auch das willſt ziehen in Betrachtung,
Ein Fuͤnkchen Menſchenlieb', ein Koͤrnchen Menſchenachtung?
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/240>, abgerufen am 04.07.2024. |