Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.8. Wenn das Erhabne staunt die junge Menschheit an, Spricht sie im hellen Traum: das hat der Gott gethan. Und wenn sie zum Gefühl des Schönen dann erwacht, Bekennt sie freudig stolz: Es hats der Mensch vollbracht. Und wenn zum Wahren einst sie reift, wird sie erkennen, Es thuts im Menschen Gott, der nicht von ihm zu trennen. 9. Die Sekten alle sind im Glauben einverstanden, Es sei ein höchstes Gut zu suchen und vorhanden. Wo es zu finden sei, das ist die erste Spaltung, Und wie zu suchen? das des weitern Streits Entfaltung. Der eine steckte hoch das Ziel, der andre tiefer, Danach nach seiner Kraft dann kroch er oder lief er. 8. Wenn das Erhabne ſtaunt die junge Menſchheit an, Spricht ſie im hellen Traum: das hat der Gott gethan. Und wenn ſie zum Gefuͤhl des Schoͤnen dann erwacht, Bekennt ſie freudig ſtolz: Es hats der Menſch vollbracht. Und wenn zum Wahren einſt ſie reift, wird ſie erkennen, Es thuts im Menſchen Gott, der nicht von ihm zu trennen. 9. Die Sekten alle ſind im Glauben einverſtanden, Es ſei ein hoͤchſtes Gut zu ſuchen und vorhanden. Wo es zu finden ſei, das iſt die erſte Spaltung, Und wie zu ſuchen? das des weitern Streits Entfaltung. Der eine ſteckte hoch das Ziel, der andre tiefer, Danach nach ſeiner Kraft dann kroch er oder lief er. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0019" n="9"/> <div n="2"> <head>8.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wenn das Erhabne ſtaunt die junge Menſchheit an,</l><lb/> <l>Spricht ſie im hellen Traum: das hat der Gott gethan.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Und wenn ſie zum Gefuͤhl des Schoͤnen dann erwacht,</l><lb/> <l>Bekennt ſie freudig ſtolz: Es hats der Menſch vollbracht.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und wenn zum Wahren einſt ſie reift, wird ſie erkennen,</l><lb/> <l>Es thuts im Menſchen Gott, der nicht von ihm zu trennen.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>9.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Sekten alle ſind im Glauben einverſtanden,</l><lb/> <l>Es ſei ein hoͤchſtes Gut zu ſuchen und vorhanden.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wo es zu finden ſei, das iſt die erſte Spaltung,</l><lb/> <l>Und wie zu ſuchen? das des weitern Streits Entfaltung.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Der eine ſteckte hoch das Ziel, der andre tiefer,</l><lb/> <l>Danach nach ſeiner Kraft dann kroch er oder lief er.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [9/0019]
8.
Wenn das Erhabne ſtaunt die junge Menſchheit an,
Spricht ſie im hellen Traum: das hat der Gott gethan.
Und wenn ſie zum Gefuͤhl des Schoͤnen dann erwacht,
Bekennt ſie freudig ſtolz: Es hats der Menſch vollbracht.
Und wenn zum Wahren einſt ſie reift, wird ſie erkennen,
Es thuts im Menſchen Gott, der nicht von ihm zu trennen.
9.
Die Sekten alle ſind im Glauben einverſtanden,
Es ſei ein hoͤchſtes Gut zu ſuchen und vorhanden.
Wo es zu finden ſei, das iſt die erſte Spaltung,
Und wie zu ſuchen? das des weitern Streits Entfaltung.
Der eine ſteckte hoch das Ziel, der andre tiefer,
Danach nach ſeiner Kraft dann kroch er oder lief er.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/19>, abgerufen am 04.07.2024. |