Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.Wohn' auf bebautem Feld, wo, was man pflanzte, sprießt, In Fülle, die sie schafft, die Arbeit sich genießt. Wohn' in belebter Stadt, wo eins das andre regt, Bild' und laß bilden dich, bewegend und bewegt. Wohn' in der Wüste, wo Natur- und Menschenweben Dich beides nicht berührt, um dir und Gott zu leben. Wo du auch wohnen magst, da kannst du seyn und bleiben Ein Mensch, und Menschliches so oder anders treiben. 15. Was deinem innern Trieb ist angemessen, treibe, Nur daß fein auch der Trieb ein angemeßner bleibe! Und was du liebend treibst, laß dir das Höchste gelten, Ohn' anderstreibende misliebig drum zu schelten. Sei doch in jeder Art ein Höchstes offenbart; Du offenbare dein Höchstes in deiner Art! Wohn' auf bebautem Feld, wo, was man pflanzte, ſprießt, In Fuͤlle, die ſie ſchafft, die Arbeit ſich genießt. Wohn' in belebter Stadt, wo eins das andre regt, Bild' und laß bilden dich, bewegend und bewegt. Wohn' in der Wuͤſte, wo Natur- und Menſchenweben Dich beides nicht beruͤhrt, um dir und Gott zu leben. Wo du auch wohnen magſt, da kannſt du ſeyn und bleiben Ein Menſch, und Menſchliches ſo oder anders treiben. 15. Was deinem innern Trieb iſt angemeſſen, treibe, Nur daß fein auch der Trieb ein angemeßner bleibe! Und was du liebend treibſt, laß dir das Hoͤchſte gelten, Ohn' anderstreibende misliebig drum zu ſchelten. Sei doch in jeder Art ein Hoͤchſtes offenbart; Du offenbare dein Hoͤchſtes in deiner Art! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0154" n="144"/> <lg n="3"> <l>Wohn' auf bebautem Feld, wo, was man pflanzte, ſprießt,</l><lb/> <l>In Fuͤlle, die ſie ſchafft, die Arbeit ſich genießt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Wohn' in belebter Stadt, wo eins das andre regt,</l><lb/> <l>Bild' und laß bilden dich, bewegend und bewegt.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Wohn' in der Wuͤſte, wo Natur- und Menſchenweben</l><lb/> <l>Dich beides nicht beruͤhrt, um dir und Gott zu leben.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Wo du auch wohnen magſt, da kannſt du ſeyn und bleiben</l><lb/> <l>Ein Menſch, und Menſchliches ſo oder anders treiben.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>15.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Was deinem innern Trieb iſt angemeſſen, treibe,</l><lb/> <l>Nur daß fein auch der Trieb ein angemeßner bleibe!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Und was du liebend treibſt, laß dir das Hoͤchſte gelten,</l><lb/> <l>Ohn' anderstreibende misliebig drum zu ſchelten.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Sei doch in jeder Art ein Hoͤchſtes offenbart;</l><lb/> <l>Du offenbare dein Hoͤchſtes in deiner Art!</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [144/0154]
Wohn' auf bebautem Feld, wo, was man pflanzte, ſprießt,
In Fuͤlle, die ſie ſchafft, die Arbeit ſich genießt.
Wohn' in belebter Stadt, wo eins das andre regt,
Bild' und laß bilden dich, bewegend und bewegt.
Wohn' in der Wuͤſte, wo Natur- und Menſchenweben
Dich beides nicht beruͤhrt, um dir und Gott zu leben.
Wo du auch wohnen magſt, da kannſt du ſeyn und bleiben
Ein Menſch, und Menſchliches ſo oder anders treiben.
15.
Was deinem innern Trieb iſt angemeſſen, treibe,
Nur daß fein auch der Trieb ein angemeßner bleibe!
Und was du liebend treibſt, laß dir das Hoͤchſte gelten,
Ohn' anderstreibende misliebig drum zu ſchelten.
Sei doch in jeder Art ein Hoͤchſtes offenbart;
Du offenbare dein Hoͤchſtes in deiner Art!
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