Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.21. Weltherrscher Raghu kehrt vom Welterobrungszug Als Sieger heim und bringt Weltschätze mit genug. Die Schätze theilet er beim Siegesopfer aus, Und hat nun keinen Schatz als seinen Ruhm im Haus. Ihm kommt ein frommer Gast; wie soll er ihn empfangen? Die Goldgefäße sind dem Hauswirth ausgegangen. Ein hölzernes Gefäß, gefüllt mit Willkommsflut, Trägt er entgegen ihm, und grüßet wohlgemuth. Den ehrenden Besuch, sprich, was ihn mir gebracht? Gewährt ist dein Gesuch, wenn's steht in meiner Macht. Doch jener, der erkennt die Armuth an den Zeichen, Will ohne Wortverlust zurück bescheiden weichen. Doch als mit bittendem Befehl der König dringt, Sagt er das wichtige Anliegen, das ihn bringt: In Waratantu's Hain, vom Weltgeräusch entfernt, Lernt' ich zwölf Jahre lang, nun hab' ich ausgelernt. 21. Weltherrſcher Raghu kehrt vom Welterobrungszug Als Sieger heim und bringt Weltſchaͤtze mit genug. Die Schaͤtze theilet er beim Siegesopfer aus, Und hat nun keinen Schatz als ſeinen Ruhm im Haus. Ihm kommt ein frommer Gaſt; wie ſoll er ihn empfangen? Die Goldgefaͤße ſind dem Hauswirth ausgegangen. Ein hoͤlzernes Gefaͤß, gefuͤllt mit Willkommsflut, Traͤgt er entgegen ihm, und gruͤßet wohlgemuth. Den ehrenden Beſuch, ſprich, was ihn mir gebracht? Gewaͤhrt iſt dein Geſuch, wenn's ſteht in meiner Macht. Doch jener, der erkennt die Armuth an den Zeichen, Will ohne Wortverluſt zuruͤck beſcheiden weichen. Doch als mit bittendem Befehl der Koͤnig dringt, Sagt er das wichtige Anliegen, das ihn bringt: In Waratantu's Hain, vom Weltgeraͤuſch entfernt, Lernt' ich zwoͤlf Jahre lang, nun hab' ich ausgelernt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0119" n="109"/> <div n="2"> <head>21.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Weltherrſcher Raghu kehrt vom Welterobrungszug</l><lb/> <l>Als Sieger heim und bringt Weltſchaͤtze mit genug.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die Schaͤtze theilet er beim Siegesopfer aus,</l><lb/> <l> Und hat nun keinen Schatz als ſeinen Ruhm im Haus.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ihm kommt ein frommer Gaſt; wie ſoll er ihn empfangen?</l><lb/> <l>Die Goldgefaͤße ſind dem Hauswirth ausgegangen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Ein hoͤlzernes Gefaͤß, gefuͤllt mit Willkommsflut,</l><lb/> <l>Traͤgt er entgegen ihm, und gruͤßet wohlgemuth.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Den ehrenden Beſuch, ſprich, was ihn mir gebracht?</l><lb/> <l>Gewaͤhrt iſt dein Geſuch, wenn's ſteht in meiner Macht.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Doch jener, der erkennt die Armuth an den Zeichen,</l><lb/> <l>Will ohne Wortverluſt zuruͤck beſcheiden weichen.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Doch als mit bittendem Befehl der Koͤnig dringt,</l><lb/> <l>Sagt er das wichtige Anliegen, das ihn bringt:</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>In <hi rendition="#g">Waratantu</hi>'s Hain, vom Weltgeraͤuſch entfernt,</l><lb/> <l>Lernt' ich zwoͤlf Jahre lang, nun hab' ich ausgelernt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [109/0119]
21.
Weltherrſcher Raghu kehrt vom Welterobrungszug
Als Sieger heim und bringt Weltſchaͤtze mit genug.
Die Schaͤtze theilet er beim Siegesopfer aus,
Und hat nun keinen Schatz als ſeinen Ruhm im Haus.
Ihm kommt ein frommer Gaſt; wie ſoll er ihn empfangen?
Die Goldgefaͤße ſind dem Hauswirth ausgegangen.
Ein hoͤlzernes Gefaͤß, gefuͤllt mit Willkommsflut,
Traͤgt er entgegen ihm, und gruͤßet wohlgemuth.
Den ehrenden Beſuch, ſprich, was ihn mir gebracht?
Gewaͤhrt iſt dein Geſuch, wenn's ſteht in meiner Macht.
Doch jener, der erkennt die Armuth an den Zeichen,
Will ohne Wortverluſt zuruͤck beſcheiden weichen.
Doch als mit bittendem Befehl der Koͤnig dringt,
Sagt er das wichtige Anliegen, das ihn bringt:
In Waratantu's Hain, vom Weltgeraͤuſch entfernt,
Lernt' ich zwoͤlf Jahre lang, nun hab' ich ausgelernt.
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