her billig verdiente, so nahe neben ihrem Hertzen auf- gehoben zu werden: Alsdann schriebe sie folgende Antwort, die sie durch eben denselben Bothen, der ihr den seinigen brachte, zurück schickte.
Hochgeschätzter Herr!
Damit sie sehen, was Massen sie zu kei- ner Zeit und an keinem Orte vergesse, le- ge ich dieses vor dero Augen; Und wenn ich durch meine Freyheit überlästig schei- ne, müssen sie mir vergeben: Allermas- sen ich bekenne, daß ich bey dieser Abwe- senheit keinen andern Trost empfinde, als den mir die vergnügte Unterhaltungen meiner Gedancken mit und von ihnen verschaffen: Und sollte ich solche Gedan- cken so offt zu Papier bringen, so offt mein Hertz dieselben meinem Gedächtnis- se vorstellet, so dürffte ich keinen Tag, ja keine Stunde die Feder aus meiner Hand legen. Jch mag derohalben von der Vortrefflichkeit ihres Gemüths wohl hoffen, daß sie solche Treue, solcheAffe- ction,solche Beständigkeit nicht ohne ei- ne billigeResolutionlassen werden; So zweiffele auch keinesweges, dero Anden-
cken
zweer beruͤhmten Tuͤrcken.
her billig verdiente, ſo nahe neben ihrem Hertzen auf- gehoben zu werden: Alsdann ſchriebe ſie folgende Antwort, die ſie durch eben denſelben Bothen, der ihr den ſeinigen brachte, zuruͤck ſchickte.
Hochgeſchaͤtzter Herr!
Damit ſie ſehen, was Maſſen ſie zu kei- ner Zeit und an keinem Orte vergeſſe, le- ge ich dieſes vor dero Augen; Und wenn ich durch meine Freyheit uͤberlaͤſtig ſchei- ne, muͤſſen ſie mir vergeben: Allermaſ- ſen ich bekenne, daß ich bey dieſer Abwe- ſenheit keinen andern Troſt empfinde, als den mir die vergnuͤgte Unterhaltungen meiner Gedancken mit und von ihnen verſchaffen: Und ſollte ich ſolche Gedan- cken ſo offt zu Papier bringen, ſo offt mein Hertz dieſelben meinem Gedaͤchtniſ- ſe vorſtellet, ſo duͤrffte ich keinen Tag, ja keine Stunde die Feder aus meiner Hand legen. Jch mag derohalben von der Vortrefflichkeit ihres Gemuͤths wohl hoffen, daß ſie ſolche Treue, ſolcheAffe- ction,ſolche Beſtaͤndigkeit nicht ohne ei- ne billigeReſolutionlaſſen werden; So zweiffele auch keinesweges, dero Anden-
cken
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zweer beruͤhmten Tuͤrcken.
her billig verdiente, ſo nahe neben ihrem Hertzen auf-
gehoben zu werden: Alsdann ſchriebe ſie folgende
Antwort, die ſie durch eben denſelben Bothen, der
ihr den ſeinigen brachte, zuruͤck ſchickte.
Hochgeſchaͤtzter Herr!
Damit ſie ſehen, was Maſſen ſie zu kei-
ner Zeit und an keinem Orte vergeſſe, le-
ge ich dieſes vor dero Augen; Und wenn
ich durch meine Freyheit uͤberlaͤſtig ſchei-
ne, muͤſſen ſie mir vergeben: Allermaſ-
ſen ich bekenne, daß ich bey dieſer Abwe-
ſenheit keinen andern Troſt empfinde, als
den mir die vergnuͤgte Unterhaltungen
meiner Gedancken mit und von ihnen
verſchaffen: Und ſollte ich ſolche Gedan-
cken ſo offt zu Papier bringen, ſo offt
mein Hertz dieſelben meinem Gedaͤchtniſ-
ſe vorſtellet, ſo duͤrffte ich keinen Tag, ja
keine Stunde die Feder aus meiner Hand
legen. Jch mag derohalben von der
Vortrefflichkeit ihres Gemuͤths wohl
hoffen, daß ſie ſolche Treue, ſolche Affe-
ction, ſolche Beſtaͤndigkeit nicht ohne ei-
ne billige Reſolution laſſen werden; So
zweiffele auch keinesweges, dero Anden-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 541. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/561>, abgerufen am 03.12.2024.
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