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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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Charakter dieser Gattung liegt in der saftigen nicht aufspringenden Stein-
frucht, welche bald eine glatte, bald eine wellig gefurchte, holzige sehr harte
Schale hat.

45. Die Vogelkirsche, Prunus avium L.

Die Blüthen erscheinen im Mai mit dem Ausbruch des Laubes,
sie stehen zu 2--5 in ungestielten Dolden auf sehr langen Blüthenstielen.
Die Früchte sind klein, fast kugelrund und entweder roth oder "schwarz"
(was bekanntlich nicht buchstäblich zu nehmen ist). Die elliptischen zu-
gespitzten Blätter sind sägezähnig und haben an den dem mäßig langen
Blattstiele nächsten Zähnen Drüsen, und namentlich deren 2 am Eintritt
des Blattstiels in das Blatt. Neben dem Blattstiele stehen 2 lanzettliche
drüsiggezahnte Nebenblättchen. Die Knospen sind eirund, stumpfspitzig
und stehen namentlich an den Spitzen der Triebe dichter zusammengedrängt.
Tragknospen und Laubknospen kaum verschieden.

Der Stamm walzenrund, sehr geradschaftig mit einer anfangs
glänzenden aschgrauröthlichen glatten, an alten Stämmen aufspringenden
und kreisförmig in sich zurückrollende Periderma-Lappen abschälenden
Rinde, welche viel Gummi (nicht Harz!) enthält. Aeste ziemlich gestreckt
in etwa 1/2 rechten Winkel aufwärts strebend; die Zweigstellung daran
ist unregelmäßig aber doch auffallend quirlförmig, weil gewöhnlich nur an
den Spitzen der Triebe Laubknospen stehen und nur aus diesen sich
weitere Triebe entwickeln. Der Stamm löst sich in der Krone gewöhnlich
nicht völlig in Aeste auf, sondern wird bis in ein ziemlich hohes Alter in
der Axe der Krone fortgeführt, daher diese lange Zeit fast regelmäßig
ei-kegelförmig ist und erst an sehr alten Bäumen unregelmäßig weitästig
und breit werdend sich abwölbt. Der Wurzelstock hat eine starke tief-
gehende Herzwurzel und weitstreichende Seitenwurzeln.

Das Holz zeichnet sich vor allen durch sein verschiedenartiges Ansehen
aus, indem die Jahresringe partienweise bald heller bald dunkler, bald
reiner, bald mit einem grünlichen Ton braungelb sind, was dem Bret ein
buntstreifiges Ansehen giebt. Holzzellen ziemlich dickwandig, Gefäße eng,
ziemlich gleichmäßig und zwar meist in längliche den zahlreichen ziemlich
dicken Markstrahlen folgende Partien geordnet; jedoch beginnt jeder

Charakter dieſer Gattung liegt in der ſaftigen nicht aufſpringenden Stein-
frucht, welche bald eine glatte, bald eine wellig gefurchte, holzige ſehr harte
Schale hat.

45. Die Vogelkirſche, Prunus avium L.

Die Blüthen erſcheinen im Mai mit dem Ausbruch des Laubes,
ſie ſtehen zu 2—5 in ungeſtielten Dolden auf ſehr langen Blüthenſtielen.
Die Früchte ſind klein, faſt kugelrund und entweder roth oder „ſchwarz“
(was bekanntlich nicht buchſtäblich zu nehmen iſt). Die elliptiſchen zu-
geſpitzten Blätter ſind ſägezähnig und haben an den dem mäßig langen
Blattſtiele nächſten Zähnen Drüſen, und namentlich deren 2 am Eintritt
des Blattſtiels in das Blatt. Neben dem Blattſtiele ſtehen 2 lanzettliche
drüſiggezahnte Nebenblättchen. Die Knospen ſind eirund, ſtumpfſpitzig
und ſtehen namentlich an den Spitzen der Triebe dichter zuſammengedrängt.
Tragknospen und Laubknospen kaum verſchieden.

Der Stamm walzenrund, ſehr geradſchaftig mit einer anfangs
glänzenden aſchgrauröthlichen glatten, an alten Stämmen aufſpringenden
und kreisförmig in ſich zurückrollende Periderma-Lappen abſchälenden
Rinde, welche viel Gummi (nicht Harz!) enthält. Aeſte ziemlich geſtreckt
in etwa ½ rechten Winkel aufwärts ſtrebend; die Zweigſtellung daran
iſt unregelmäßig aber doch auffallend quirlförmig, weil gewöhnlich nur an
den Spitzen der Triebe Laubknospen ſtehen und nur aus dieſen ſich
weitere Triebe entwickeln. Der Stamm löſt ſich in der Krone gewöhnlich
nicht völlig in Aeſte auf, ſondern wird bis in ein ziemlich hohes Alter in
der Axe der Krone fortgeführt, daher dieſe lange Zeit faſt regelmäßig
ei-kegelförmig iſt und erſt an ſehr alten Bäumen unregelmäßig weitäſtig
und breit werdend ſich abwölbt. Der Wurzelſtock hat eine ſtarke tief-
gehende Herzwurzel und weitſtreichende Seitenwurzeln.

Das Holz zeichnet ſich vor allen durch ſein verſchiedenartiges Anſehen
aus, indem die Jahresringe partienweiſe bald heller bald dunkler, bald
reiner, bald mit einem grünlichen Ton braungelb ſind, was dem Bret ein
buntſtreifiges Anſehen giebt. Holzzellen ziemlich dickwandig, Gefäße eng,
ziemlich gleichmäßig und zwar meiſt in längliche den zahlreichen ziemlich
dicken Markſtrahlen folgende Partien geordnet; jedoch beginnt jeder

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[512/0564] Charakter dieſer Gattung liegt in der ſaftigen nicht aufſpringenden Stein- frucht, welche bald eine glatte, bald eine wellig gefurchte, holzige ſehr harte Schale hat. 45. Die Vogelkirſche, Prunus avium L. Die Blüthen erſcheinen im Mai mit dem Ausbruch des Laubes, ſie ſtehen zu 2—5 in ungeſtielten Dolden auf ſehr langen Blüthenſtielen. Die Früchte ſind klein, faſt kugelrund und entweder roth oder „ſchwarz“ (was bekanntlich nicht buchſtäblich zu nehmen iſt). Die elliptiſchen zu- geſpitzten Blätter ſind ſägezähnig und haben an den dem mäßig langen Blattſtiele nächſten Zähnen Drüſen, und namentlich deren 2 am Eintritt des Blattſtiels in das Blatt. Neben dem Blattſtiele ſtehen 2 lanzettliche drüſiggezahnte Nebenblättchen. Die Knospen ſind eirund, ſtumpfſpitzig und ſtehen namentlich an den Spitzen der Triebe dichter zuſammengedrängt. Tragknospen und Laubknospen kaum verſchieden. Der Stamm walzenrund, ſehr geradſchaftig mit einer anfangs glänzenden aſchgrauröthlichen glatten, an alten Stämmen aufſpringenden und kreisförmig in ſich zurückrollende Periderma-Lappen abſchälenden Rinde, welche viel Gummi (nicht Harz!) enthält. Aeſte ziemlich geſtreckt in etwa ½ rechten Winkel aufwärts ſtrebend; die Zweigſtellung daran iſt unregelmäßig aber doch auffallend quirlförmig, weil gewöhnlich nur an den Spitzen der Triebe Laubknospen ſtehen und nur aus dieſen ſich weitere Triebe entwickeln. Der Stamm löſt ſich in der Krone gewöhnlich nicht völlig in Aeſte auf, ſondern wird bis in ein ziemlich hohes Alter in der Axe der Krone fortgeführt, daher dieſe lange Zeit faſt regelmäßig ei-kegelförmig iſt und erſt an ſehr alten Bäumen unregelmäßig weitäſtig und breit werdend ſich abwölbt. Der Wurzelſtock hat eine ſtarke tief- gehende Herzwurzel und weitſtreichende Seitenwurzeln. Das Holz zeichnet ſich vor allen durch ſein verſchiedenartiges Anſehen aus, indem die Jahresringe partienweiſe bald heller bald dunkler, bald reiner, bald mit einem grünlichen Ton braungelb ſind, was dem Bret ein buntſtreifiges Anſehen giebt. Holzzellen ziemlich dickwandig, Gefäße eng, ziemlich gleichmäßig und zwar meiſt in längliche den zahlreichen ziemlich dicken Markſtrahlen folgende Partien geordnet; jedoch beginnt jeder

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/564>, abgerufen am 21.11.2024.