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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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22. Die Flatterrüster, Ulmus ciliata Ehrhard.
(U. effusa Willdenow.)

Ein Blick auf unseren Holzschnitt LXXIII. zeigt uns eben so die
Gattungszusammengehörigkeit der Flatterrüster mit den vorigen, wie die
unterscheidenden Artkennzeichen, welche vorzüglich in den achtmännigen
langgestielten Blüthen und der am Umkreis gewimperten Flügelhaut der
Frucht liegen, in welcher der Spalt an der Spitze deutlich hervortritt. Das
Blatt zeichnet sich meist durch eine besonders schlank ausgezogene Spitze
und durch dichte fast wollige daher sammetartig anzufühlende graugrüne
Unterseite aus; die Randzähne sind besonders scharf ausgebildet und die
Spitzen der Hauptzähne etwas hakenförmig einwärts gekrümmt. Auch
die untersten nicht minder vielmal kleineren Blätter der Triebe als die
oberen sind am Rande deutlich doppeltsägezähnig, während sie bei den
vorigen meist einfach gezähnt sind. Die Oberseite der Blätter ist meist
ziemlich glatt und kahl, doch auch zuweilen, namentlich am Stockausschlag,
von kleinen Borstenhärchen scharf und rauh. Der kurze Blattstiel ist
dicht und meist zugleich ziemlich lang behaart, eben so die jüngsten Triebe.
Die Blüthenknospen sind kleiner und spitzer als bei der Feldrüster und
die Laubknospen schmaler, spitzer, ganz kahl und hell zimmetbraun.

Im Bau des Stammes und der Aeste und der Verzweigung findet
eine große Aehnlichkeit mit der Feldrüster statt; wie aber hierin beide und
die Korkrüster von einander abweichen, darüber finden sich in den Büchern
äußerst wenige Mittheilungen. Die große Veränderlichkeit der Kennzeichen
der Rüstern scheint sich auch in der Architektur des ganzen Baumes bis
zu der feinsten Verzweigung -- obgleich letztere im Grunde doch immer
die abwechselnd zweizeilige Triebstellung bleibt -- auszusprechen; es bedarf
daher einer vielfachen und lange fortgesetzten Beobachtung zahlreicher
Bäume, um hier Artverschiedenheiten festzustellen. Dies wird aber selbst
hinsichtlich der leicht erkennbaren Flatterrüster, deren lockere Blüthen-
sträußchen sich selbst im hohen Wipfel von den kleinen kugelrunden Blüthen-
knäueln der anderen von einem scharfen Auge leicht unterscheiden lassen,
dadurch sehr erschwert, daß man die Aufschluß gebenden Blätter an hoch-
stämmigen Bäumen oft nicht erreichen kann. Es scheint, als sei die
Flatterrüster mehr als die anderen geneigt, ihre Zweigspitzen niederhängen

22. Die Flatterrüſter, Ulmus ciliata Ehrhard.
(U. effusa Willdenow.)

Ein Blick auf unſeren Holzſchnitt LXXIII. zeigt uns eben ſo die
Gattungszuſammengehörigkeit der Flatterrüſter mit den vorigen, wie die
unterſcheidenden Artkennzeichen, welche vorzüglich in den achtmännigen
langgeſtielten Blüthen und der am Umkreis gewimperten Flügelhaut der
Frucht liegen, in welcher der Spalt an der Spitze deutlich hervortritt. Das
Blatt zeichnet ſich meiſt durch eine beſonders ſchlank ausgezogene Spitze
und durch dichte faſt wollige daher ſammetartig anzufühlende graugrüne
Unterſeite aus; die Randzähne ſind beſonders ſcharf ausgebildet und die
Spitzen der Hauptzähne etwas hakenförmig einwärts gekrümmt. Auch
die unterſten nicht minder vielmal kleineren Blätter der Triebe als die
oberen ſind am Rande deutlich doppeltſägezähnig, während ſie bei den
vorigen meiſt einfach gezähnt ſind. Die Oberſeite der Blätter iſt meiſt
ziemlich glatt und kahl, doch auch zuweilen, namentlich am Stockausſchlag,
von kleinen Borſtenhärchen ſcharf und rauh. Der kurze Blattſtiel iſt
dicht und meiſt zugleich ziemlich lang behaart, eben ſo die jüngſten Triebe.
Die Blüthenknospen ſind kleiner und ſpitzer als bei der Feldrüſter und
die Laubknospen ſchmaler, ſpitzer, ganz kahl und hell zimmetbraun.

Im Bau des Stammes und der Aeſte und der Verzweigung findet
eine große Aehnlichkeit mit der Feldrüſter ſtatt; wie aber hierin beide und
die Korkrüſter von einander abweichen, darüber finden ſich in den Büchern
äußerſt wenige Mittheilungen. Die große Veränderlichkeit der Kennzeichen
der Rüſtern ſcheint ſich auch in der Architektur des ganzen Baumes bis
zu der feinſten Verzweigung — obgleich letztere im Grunde doch immer
die abwechſelnd zweizeilige Triebſtellung bleibt — auszuſprechen; es bedarf
daher einer vielfachen und lange fortgeſetzten Beobachtung zahlreicher
Bäume, um hier Artverſchiedenheiten feſtzuſtellen. Dies wird aber ſelbſt
hinſichtlich der leicht erkennbaren Flatterrüſter, deren lockere Blüthen-
ſträußchen ſich ſelbſt im hohen Wipfel von den kleinen kugelrunden Blüthen-
knäueln der anderen von einem ſcharfen Auge leicht unterſcheiden laſſen,
dadurch ſehr erſchwert, daß man die Aufſchluß gebenden Blätter an hoch-
ſtämmigen Bäumen oft nicht erreichen kann. Es ſcheint, als ſei die
Flatterrüſter mehr als die anderen geneigt, ihre Zweigſpitzen niederhängen

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[474/0524] 22. Die Flatterrüſter, Ulmus ciliata Ehrhard. (U. effusa Willdenow.) Ein Blick auf unſeren Holzſchnitt LXXIII. zeigt uns eben ſo die Gattungszuſammengehörigkeit der Flatterrüſter mit den vorigen, wie die unterſcheidenden Artkennzeichen, welche vorzüglich in den achtmännigen langgeſtielten Blüthen und der am Umkreis gewimperten Flügelhaut der Frucht liegen, in welcher der Spalt an der Spitze deutlich hervortritt. Das Blatt zeichnet ſich meiſt durch eine beſonders ſchlank ausgezogene Spitze und durch dichte faſt wollige daher ſammetartig anzufühlende graugrüne Unterſeite aus; die Randzähne ſind beſonders ſcharf ausgebildet und die Spitzen der Hauptzähne etwas hakenförmig einwärts gekrümmt. Auch die unterſten nicht minder vielmal kleineren Blätter der Triebe als die oberen ſind am Rande deutlich doppeltſägezähnig, während ſie bei den vorigen meiſt einfach gezähnt ſind. Die Oberſeite der Blätter iſt meiſt ziemlich glatt und kahl, doch auch zuweilen, namentlich am Stockausſchlag, von kleinen Borſtenhärchen ſcharf und rauh. Der kurze Blattſtiel iſt dicht und meiſt zugleich ziemlich lang behaart, eben ſo die jüngſten Triebe. Die Blüthenknospen ſind kleiner und ſpitzer als bei der Feldrüſter und die Laubknospen ſchmaler, ſpitzer, ganz kahl und hell zimmetbraun. Im Bau des Stammes und der Aeſte und der Verzweigung findet eine große Aehnlichkeit mit der Feldrüſter ſtatt; wie aber hierin beide und die Korkrüſter von einander abweichen, darüber finden ſich in den Büchern äußerſt wenige Mittheilungen. Die große Veränderlichkeit der Kennzeichen der Rüſtern ſcheint ſich auch in der Architektur des ganzen Baumes bis zu der feinſten Verzweigung — obgleich letztere im Grunde doch immer die abwechſelnd zweizeilige Triebſtellung bleibt — auszuſprechen; es bedarf daher einer vielfachen und lange fortgeſetzten Beobachtung zahlreicher Bäume, um hier Artverſchiedenheiten feſtzuſtellen. Dies wird aber ſelbſt hinſichtlich der leicht erkennbaren Flatterrüſter, deren lockere Blüthen- ſträußchen ſich ſelbſt im hohen Wipfel von den kleinen kugelrunden Blüthen- knäueln der anderen von einem ſcharfen Auge leicht unterſcheiden laſſen, dadurch ſehr erſchwert, daß man die Aufſchluß gebenden Blätter an hoch- ſtämmigen Bäumen oft nicht erreichen kann. Es ſcheint, als ſei die Flatterrüſter mehr als die anderen geneigt, ihre Zweigſpitzen niederhängen

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/524>, abgerufen am 21.11.2024.