Im Süden von Deutschland finden sich noch drei weitere Eichenarten, von denen jedoch die eine von manchen Pflanzenkundigen blos für eine Abart der Steineiche und die beiden andern blos als zwei zusammenge- hörige Abarten Einer Art gehalten werden. Die erstere ist:
4. Die flaumhaarige Eiche, Quercus pubescens Willdenow.
Man darf bei ihrer Beschreibung sehr kurz sein, indem sich dieselbe auf eine Vergleichung mit der ihr sehr ähnlichen Steineiche beschränken kann.
Das Blatt (Fig. LVIII. 1.) ist tiefer und stets bis über die Mitte der Blattseite gebuchtet, fast fiederspaltig, so daß die Lappen länger, fast parallelseitig und die längeren oft gegen ihre Spitze hin, noch einmal ein- gebuchtet sind. An dem meist ein wenig kürzeren Blattstiel sind sie ent- weder wie bei der Steineiche verschmälert, oder etwas herzförmig -- ein Hauptkennzeichen des Stieleichenblattes -- was jedoch, wiewohl selten, auch bei der Steineiche vorkommt. Die Oberseite des Blattes ist ziemlich dünn die Unterseite dagegen dicht und fast sammtartig mit kurzen Stern- haaren (d. h. zu mehreren aus einem gemeinsamen Punkte der Oberhaut ausgehend) bedeckt, welche gegen das Licht gehalten dem Blattrande einen fein gewimperten Saum geben. Dadurch ist das Blatt, namentlich auf der Unterseite sammet- oder flaumartig weich anzufühlen. Besonders dicht sind die Hauptadern der Unterseite und die jungen Triebe behaart. Ueber Blüthen und Früchte kann ich nach Metzger nur sagen, daß an dem Schüsselchen der Letzteren die Schuppen angedrückt sind*).
Der einzige mir seit 30 Jahren bekannte Baum gleicht sehr einer gleich alten Steineiche, nur daß die Belaubung wegen der tiefer einge- schnittenen Blätter noch zierlicher und wegen der Behaarung glanzlos ist. Stamm, Rinde und Holz sollen denen der Steineiche fast gleich kommen.
Der Standort dieser Eiche ist der der vorigen Art. Ueber ihre Verbreitung sagt Metzger daß sie am Kaiserstuhl auf doolmitischen und
*) Die Beschreibung ist nach einem etwa 50 jährigen Baum in dem botan. Garten der Forstakademie zu Tharand, welchen mein Vorgänger, Prof. Reum, als die echte Qu. pubescens betrachtete.
Roßmäßler, der Wald. 26
Im Süden von Deutſchland finden ſich noch drei weitere Eichenarten, von denen jedoch die eine von manchen Pflanzenkundigen blos für eine Abart der Steineiche und die beiden andern blos als zwei zuſammenge- hörige Abarten Einer Art gehalten werden. Die erſtere iſt:
4. Die flaumhaarige Eiche, Quercus pubescens Willdenow.
Man darf bei ihrer Beſchreibung ſehr kurz ſein, indem ſich dieſelbe auf eine Vergleichung mit der ihr ſehr ähnlichen Steineiche beſchränken kann.
Das Blatt (Fig. LVIII. 1.) iſt tiefer und ſtets bis über die Mitte der Blattſeite gebuchtet, faſt fiederſpaltig, ſo daß die Lappen länger, faſt parallelſeitig und die längeren oft gegen ihre Spitze hin, noch einmal ein- gebuchtet ſind. An dem meiſt ein wenig kürzeren Blattſtiel ſind ſie ent- weder wie bei der Steineiche verſchmälert, oder etwas herzförmig — ein Hauptkennzeichen des Stieleichenblattes — was jedoch, wiewohl ſelten, auch bei der Steineiche vorkommt. Die Oberſeite des Blattes iſt ziemlich dünn die Unterſeite dagegen dicht und faſt ſammtartig mit kurzen Stern- haaren (d. h. zu mehreren aus einem gemeinſamen Punkte der Oberhaut ausgehend) bedeckt, welche gegen das Licht gehalten dem Blattrande einen fein gewimperten Saum geben. Dadurch iſt das Blatt, namentlich auf der Unterſeite ſammet- oder flaumartig weich anzufühlen. Beſonders dicht ſind die Hauptadern der Unterſeite und die jungen Triebe behaart. Ueber Blüthen und Früchte kann ich nach Metzger nur ſagen, daß an dem Schüſſelchen der Letzteren die Schuppen angedrückt ſind*).
Der einzige mir ſeit 30 Jahren bekannte Baum gleicht ſehr einer gleich alten Steineiche, nur daß die Belaubung wegen der tiefer einge- ſchnittenen Blätter noch zierlicher und wegen der Behaarung glanzlos iſt. Stamm, Rinde und Holz ſollen denen der Steineiche faſt gleich kommen.
Der Standort dieſer Eiche iſt der der vorigen Art. Ueber ihre Verbreitung ſagt Metzger daß ſie am Kaiſerſtuhl auf doolmitiſchen und
*) Die Beſchreibung iſt nach einem etwa 50 jährigen Baum in dem botan. Garten der Forſtakademie zu Tharand, welchen mein Vorgänger, Prof. Reum, als die echte Qu. pubescens betrachtete.
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Im Süden von Deutſchland finden ſich noch drei weitere Eichenarten,
von denen jedoch die eine von manchen Pflanzenkundigen blos für eine
Abart der Steineiche und die beiden andern blos als zwei zuſammenge-
hörige Abarten Einer Art gehalten werden. Die erſtere iſt:
4. Die flaumhaarige Eiche, Quercus pubescens Willdenow.
Man darf bei ihrer Beſchreibung ſehr kurz ſein, indem ſich dieſelbe
auf eine Vergleichung mit der ihr ſehr ähnlichen Steineiche beſchränken kann.
Das Blatt (Fig. LVIII. 1.) iſt tiefer und ſtets bis über die Mitte
der Blattſeite gebuchtet, faſt fiederſpaltig, ſo daß die Lappen länger, faſt
parallelſeitig und die längeren oft gegen ihre Spitze hin, noch einmal ein-
gebuchtet ſind. An dem meiſt ein wenig kürzeren Blattſtiel ſind ſie ent-
weder wie bei der Steineiche verſchmälert, oder etwas herzförmig — ein
Hauptkennzeichen des Stieleichenblattes — was jedoch, wiewohl ſelten,
auch bei der Steineiche vorkommt. Die Oberſeite des Blattes iſt ziemlich
dünn die Unterſeite dagegen dicht und faſt ſammtartig mit kurzen Stern-
haaren (d. h. zu mehreren aus einem gemeinſamen Punkte der Oberhaut
ausgehend) bedeckt, welche gegen das Licht gehalten dem Blattrande einen
fein gewimperten Saum geben. Dadurch iſt das Blatt, namentlich auf
der Unterſeite ſammet- oder flaumartig weich anzufühlen. Beſonders dicht
ſind die Hauptadern der Unterſeite und die jungen Triebe behaart. Ueber
Blüthen und Früchte kann ich nach Metzger nur ſagen, daß an dem
Schüſſelchen der Letzteren die Schuppen angedrückt ſind *).
Der einzige mir ſeit 30 Jahren bekannte Baum gleicht ſehr einer
gleich alten Steineiche, nur daß die Belaubung wegen der tiefer einge-
ſchnittenen Blätter noch zierlicher und wegen der Behaarung glanzlos iſt.
Stamm, Rinde und Holz ſollen denen der Steineiche faſt gleich kommen.
Der Standort dieſer Eiche iſt der der vorigen Art. Ueber ihre
Verbreitung ſagt Metzger daß ſie am Kaiſerſtuhl auf doolmitiſchen und
*) Die Beſchreibung iſt nach einem etwa 50 jährigen Baum in dem botan. Garten
der Forſtakademie zu Tharand, welchen mein Vorgänger, Prof. Reum, als die echte
Qu. pubescens betrachtete.
Roßmäßler, der Wald. 26
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/439>, abgerufen am 21.11.2024.
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