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Roßmäßler, Emil Adolf: Das Süßwasser-Aquarium. Leipzig, 1857.

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Pflege des Aquariums und Fütterung der Thiere.
stücke aus. Dann und wann kann man für diese auch etwas zerriebene weiße
Oblate füttern. Die Molche werden sich bald als grausame Raubthiere zei-
gen, indem sie namentlich im ersten Frühjahr unter den kleinen Froschlarven
schnell aufräumen. Sie verschlingen auch kleine Fische, ja sie verschlingen
einander selbst. Possirlich sind ihre Kämpfe um Regenwürmer, wobei es
zuweilen vorkommt, daß zwei Molche gleichzeitig an den beiden Enden
eines Regenwurmes anpacken und indem sie beide denselben hinterschlin-
gen zuletzt in der Mitte zusammenkommen und nicht eher ruhen, als bis
der eine dem andern sein Theil wieder aus dem Schlunde gerissen hat.

Ist einmal das Aquarium in einem gedeihlichen Zustande, so künstle
man nicht viel daran herum, sondern überlasse es seiner ruhigen Entwick-
lung. Man habe Geduld!

Wenn man das Aquarium an ein Fenster setzen kann, so thue man
dies so nahe als möglich, und zwar so, daß man den einen Flügel des-
selben öffnen kann. Den andern vergesse man nicht vor einem zufälligen
Auffliegen durch einen Windstoß zu sichern, damit man nicht eines Tages
eine kleine Sündfluth und Trümmer und Leichen im Zimmer habe.

Ich schließe dieses Kapitel, welches vielleicht manchen meiner Leser
und Leserinnen zu kurz vorkommen wird, mit der alten Wahrheit: "Pro-
biren geht über Studiren
".


13.
Die Jagd.

Ich darf wohl voraussetzen, daß Manchem, der sich ein Aquarium
einrichten will, dasselbe um so lieber sein wird, wenn er selbst der Schöpfer
desselben ist und auch die Thiere selbst gefangen hat.

Zu der Jagd bedarf es einer nicht zu kleinen Botanisir-Büchse und
eines Netzes. Letzteres ist bereits beschrieben (S. 67.) und auch die
Anwendung desselben. Findet man einen Sumpf, dessen Boden mit einer
dicken Schicht von verwesenden Blättern und andern Pflanzenresten be-
deckt ist, so ist diese namentlich im Frühjahr und Spätherbst gewöhnlich

Pflege des Aquariums und Fütterung der Thiere.
ſtücke aus. Dann und wann kann man für dieſe auch etwas zerriebene weiße
Oblate füttern. Die Molche werden ſich bald als grauſame Raubthiere zei-
gen, indem ſie namentlich im erſten Frühjahr unter den kleinen Froſchlarven
ſchnell aufräumen. Sie verſchlingen auch kleine Fiſche, ja ſie verſchlingen
einander ſelbſt. Poſſirlich ſind ihre Kämpfe um Regenwürmer, wobei es
zuweilen vorkommt, daß zwei Molche gleichzeitig an den beiden Enden
eines Regenwurmes anpacken und indem ſie beide denſelben hinterſchlin-
gen zuletzt in der Mitte zuſammenkommen und nicht eher ruhen, als bis
der eine dem andern ſein Theil wieder aus dem Schlunde geriſſen hat.

Iſt einmal das Aquarium in einem gedeihlichen Zuſtande, ſo künſtle
man nicht viel daran herum, ſondern überlaſſe es ſeiner ruhigen Entwick-
lung. Man habe Geduld!

Wenn man das Aquarium an ein Fenſter ſetzen kann, ſo thue man
dies ſo nahe als möglich, und zwar ſo, daß man den einen Flügel deſ-
ſelben öffnen kann. Den andern vergeſſe man nicht vor einem zufälligen
Auffliegen durch einen Windſtoß zu ſichern, damit man nicht eines Tages
eine kleine Sündfluth und Trümmer und Leichen im Zimmer habe.

Ich ſchließe dieſes Kapitel, welches vielleicht manchen meiner Leſer
und Leſerinnen zu kurz vorkommen wird, mit der alten Wahrheit: „Pro-
biren geht über Studiren
“.


13.
Die Jagd.

Ich darf wohl vorausſetzen, daß Manchem, der ſich ein Aquarium
einrichten will, daſſelbe um ſo lieber ſein wird, wenn er ſelbſt der Schöpfer
deſſelben iſt und auch die Thiere ſelbſt gefangen hat.

Zu der Jagd bedarf es einer nicht zu kleinen Botaniſir-Büchſe und
eines Netzes. Letzteres iſt bereits beſchrieben (S. 67.) und auch die
Anwendung deſſelben. Findet man einen Sumpf, deſſen Boden mit einer
dicken Schicht von verweſenden Blättern und andern Pflanzenreſten be-
deckt iſt, ſo iſt dieſe namentlich im Frühjahr und Spätherbſt gewöhnlich

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[85/0101] Pflege des Aquariums und Fütterung der Thiere. ſtücke aus. Dann und wann kann man für dieſe auch etwas zerriebene weiße Oblate füttern. Die Molche werden ſich bald als grauſame Raubthiere zei- gen, indem ſie namentlich im erſten Frühjahr unter den kleinen Froſchlarven ſchnell aufräumen. Sie verſchlingen auch kleine Fiſche, ja ſie verſchlingen einander ſelbſt. Poſſirlich ſind ihre Kämpfe um Regenwürmer, wobei es zuweilen vorkommt, daß zwei Molche gleichzeitig an den beiden Enden eines Regenwurmes anpacken und indem ſie beide denſelben hinterſchlin- gen zuletzt in der Mitte zuſammenkommen und nicht eher ruhen, als bis der eine dem andern ſein Theil wieder aus dem Schlunde geriſſen hat. Iſt einmal das Aquarium in einem gedeihlichen Zuſtande, ſo künſtle man nicht viel daran herum, ſondern überlaſſe es ſeiner ruhigen Entwick- lung. Man habe Geduld! Wenn man das Aquarium an ein Fenſter ſetzen kann, ſo thue man dies ſo nahe als möglich, und zwar ſo, daß man den einen Flügel deſ- ſelben öffnen kann. Den andern vergeſſe man nicht vor einem zufälligen Auffliegen durch einen Windſtoß zu ſichern, damit man nicht eines Tages eine kleine Sündfluth und Trümmer und Leichen im Zimmer habe. Ich ſchließe dieſes Kapitel, welches vielleicht manchen meiner Leſer und Leſerinnen zu kurz vorkommen wird, mit der alten Wahrheit: „Pro- biren geht über Studiren“. 13. Die Jagd. Ich darf wohl vorausſetzen, daß Manchem, der ſich ein Aquarium einrichten will, daſſelbe um ſo lieber ſein wird, wenn er ſelbſt der Schöpfer deſſelben iſt und auch die Thiere ſelbſt gefangen hat. Zu der Jagd bedarf es einer nicht zu kleinen Botaniſir-Büchſe und eines Netzes. Letzteres iſt bereits beſchrieben (S. 67.) und auch die Anwendung deſſelben. Findet man einen Sumpf, deſſen Boden mit einer dicken Schicht von verweſenden Blättern und andern Pflanzenreſten be- deckt iſt, ſo iſt dieſe namentlich im Frühjahr und Spätherbſt gewöhnlich

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Das Süßwasser-Aquarium. Leipzig, 1857, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_suesswasseraquarium_1857/101>, abgerufen am 22.12.2024.