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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von den Hochfürstlichen Bedienten.
Das XIV. Capitul.
Von den Hoch-Fürstlichen
Bedienten.

§. 1.

Weise Regenten, die sich die Regierung ih-
rer von GOtt ihnen anvertrauten Fürst-
lichen Staaten recht angelegen seyn las-
sen, wenden ihre Sorgfalt dahin, damit
sie nicht so wohl ihre Bedienten mit Aemtern und
Bedienungen, als vielmehr ihre Aemter mit tüch-
tigen Leuten versorgen, so die Fähigkeit besitzen,
ihnen nach Würden vorzustehen. Sie verkauf-
fen niemahls die Chargen um Geld, es müste denn
ein unvermeidlicher Nothfall solches auf eine kurtze
Zeit erfordern wollen, und setzen dennoch auch bey
diesen Umständen die Meriten nicht aus den Augen.
Die sich durch unrechtmäßige Wege in die Aemter
eindringen, leiden sie auch nicht lange in ihren Dien-
sten. Also machte es der theure Hertzog zu Sach-
sen Ernestus Pius. Dieser, wenn er erfuhr, daß
iemand durch einen schlimmen Weg in das Amt
eingedrungen, und solches erwiesen war, so entzog
er ihm nachgehends alsobald solche Bedienung.
S. die von Mons. Teissier verfertigte Lebens-Be-
schreibung dieses frommen Fürstens.

§. 2. Sie erforschen bey Annehmung ihrer Be-
dienten, von dem obersten biß zu dem untersten, zu

was
P 3
Von den Hochfuͤrſtlichen Bedienten.
Das XIV. Capitul.
Von den Hoch-Fuͤrſtlichen
Bedienten.

§. 1.

Weiſe Regenten, die ſich die Regierung ih-
rer von GOtt ihnen anvertrauten Fuͤrſt-
lichen Staaten recht angelegen ſeyn laſ-
ſen, wenden ihre Sorgfalt dahin, damit
ſie nicht ſo wohl ihre Bedienten mit Aemtern und
Bedienungen, als vielmehr ihre Aemter mit tuͤch-
tigen Leuten verſorgen, ſo die Faͤhigkeit beſitzen,
ihnen nach Wuͤrden vorzuſtehen. Sie verkauf-
fen niemahls die Chargen um Geld, es muͤſte denn
ein unvermeidlicher Nothfall ſolches auf eine kurtze
Zeit erfordern wollen, und ſetzen dennoch auch bey
dieſen Umſtaͤnden die Meriten nicht aus den Augen.
Die ſich durch unrechtmaͤßige Wege in die Aemter
eindringen, leiden ſie auch nicht lange in ihren Dien-
ſten. Alſo machte es der theure Hertzog zu Sach-
ſen Erneſtus Pius. Dieſer, wenn er erfuhr, daß
iemand durch einen ſchlimmen Weg in das Amt
eingedrungen, und ſolches erwieſen war, ſo entzog
er ihm nachgehends alſobald ſolche Bedienung.
S. die von Monſ. Teiſſier verfertigte Lebens-Be-
ſchreibung dieſes frommen Fuͤrſtens.

§. 2. Sie erforſchen bey Annehmung ihrer Be-
dienten, von dem oberſten biß zu dem unterſten, zu

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[229/0253] Von den Hochfuͤrſtlichen Bedienten. Das XIV. Capitul. Von den Hoch-Fuͤrſtlichen Bedienten. §. 1. Weiſe Regenten, die ſich die Regierung ih- rer von GOtt ihnen anvertrauten Fuͤrſt- lichen Staaten recht angelegen ſeyn laſ- ſen, wenden ihre Sorgfalt dahin, damit ſie nicht ſo wohl ihre Bedienten mit Aemtern und Bedienungen, als vielmehr ihre Aemter mit tuͤch- tigen Leuten verſorgen, ſo die Faͤhigkeit beſitzen, ihnen nach Wuͤrden vorzuſtehen. Sie verkauf- fen niemahls die Chargen um Geld, es muͤſte denn ein unvermeidlicher Nothfall ſolches auf eine kurtze Zeit erfordern wollen, und ſetzen dennoch auch bey dieſen Umſtaͤnden die Meriten nicht aus den Augen. Die ſich durch unrechtmaͤßige Wege in die Aemter eindringen, leiden ſie auch nicht lange in ihren Dien- ſten. Alſo machte es der theure Hertzog zu Sach- ſen Erneſtus Pius. Dieſer, wenn er erfuhr, daß iemand durch einen ſchlimmen Weg in das Amt eingedrungen, und ſolches erwieſen war, ſo entzog er ihm nachgehends alſobald ſolche Bedienung. S. die von Monſ. Teiſſier verfertigte Lebens-Be- ſchreibung dieſes frommen Fuͤrſtens. §. 2. Sie erforſchen bey Annehmung ihrer Be- dienten, von dem oberſten biß zu dem unterſten, zu was P 3

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/253>, abgerufen am 23.11.2024.