Die grossen Herren haben auf ihren Schlös- sern mehrentheils ihre besondern Sähle und Tafel-Gemächer, die auf das präch- tigste ausmeubliret, und zumahl bey So- lennitäten mit sehr vielen Lustren, Girandolen, Crystallinen Spiegeln, und dergleichen Wand- Leuchtern gezieret sind. Man findet daselbst präch- tige Credenz-Buffette, oder andere Credenz-Ti- sche, die mit silbernen und güldenen, und andern kostbaren Trinck-Geschirren besetzt sind.
§. 2. Der Boden, worauf die Tafel stehet, ist entweder mit rothen Scharlach, oder gar mit kost- bahren Sammet beleget. Zuweilen sind sie, zu- mahl bey Solennitäten, etwas erhöhet, und muß man Staffeln-weise, gleich einem Theatro, hinauf steigen. Einige speisen a l'ordinaire unter einem Dais, andere aber nur bey Solennitäten unter einem sammetenen gestickten, mit goldnen oder silbernen Borten und Frangen besetzten Himmel.
§. 3. Die Speisen werden auf den Fürstlichen Tafeln entweder in silbernen oder vergüldten, oder gar in goldenen Schüsseln aufgesetzt. Nach der neuesten Facon sind die Schüsseln iederzeit mit sil- bernen Glocken bedeckt, theils, damit die Spei-
sen
I. Theil. VIII. Capitul.
Das VIII. Capitul. Von dem Tafel-Ceremoniel.
§. 1.
Die groſſen Herren haben auf ihren Schloͤſ- ſern mehrentheils ihre beſondern Saͤhle und Tafel-Gemaͤcher, die auf das praͤch- tigſte ausmeubliret, und zumahl bey So- lennitaͤten mit ſehr vielen Luſtren, Girandolen, Cryſtallinen Spiegeln, und dergleichen Wand- Leuchtern gezieret ſind. Man findet daſelbſt praͤch- tige Credenz-Buffette, oder andere Credenz-Ti- ſche, die mit ſilbernen und guͤldenen, und andern koſtbaren Trinck-Geſchirren beſetzt ſind.
§. 2. Der Boden, worauf die Tafel ſtehet, iſt entweder mit rothen Scharlach, oder gar mit koſt- bahren Sammet beleget. Zuweilen ſind ſie, zu- mahl bey Solennitaͤten, etwas erhoͤhet, und muß man Staffeln-weiſe, gleich einem Theatro, hinauf ſteigen. Einige ſpeiſen a l’ordinaire unter einem Dais, andere aber nur bey Solennitaͤten unter einem ſammetenen geſtickten, mit goldnen oder ſilbernen Borten und Frangen beſetzten Himmel.
§. 3. Die Speiſen werden auf den Fuͤrſtlichen Tafeln entweder in ſilbernen oder verguͤldten, oder gar in goldenen Schuͤſſeln aufgeſetzt. Nach der neueſten Façon ſind die Schuͤſſeln iederzeit mit ſil- bernen Glocken bedeckt, theils, damit die Spei-
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I. Theil. VIII. Capitul.
Das VIII. Capitul.
Von dem Tafel-Ceremoniel.
§. 1.
Die groſſen Herren haben auf ihren Schloͤſ-
ſern mehrentheils ihre beſondern Saͤhle
und Tafel-Gemaͤcher, die auf das praͤch-
tigſte ausmeubliret, und zumahl bey So-
lennitaͤten mit ſehr vielen Luſtren, Girandolen,
Cryſtallinen Spiegeln, und dergleichen Wand-
Leuchtern gezieret ſind. Man findet daſelbſt praͤch-
tige Credenz-Buffette, oder andere Credenz-Ti-
ſche, die mit ſilbernen und guͤldenen, und andern
koſtbaren Trinck-Geſchirren beſetzt ſind.
§. 2. Der Boden, worauf die Tafel ſtehet, iſt
entweder mit rothen Scharlach, oder gar mit koſt-
bahren Sammet beleget. Zuweilen ſind ſie, zu-
mahl bey Solennitaͤten, etwas erhoͤhet, und muß
man Staffeln-weiſe, gleich einem Theatro, hinauf
ſteigen. Einige ſpeiſen a l’ordinaire unter einem
Dais, andere aber nur bey Solennitaͤten unter einem
ſammetenen geſtickten, mit goldnen oder ſilbernen
Borten und Frangen beſetzten Himmel.
§. 3. Die Speiſen werden auf den Fuͤrſtlichen
Tafeln entweder in ſilbernen oder verguͤldten, oder
gar in goldenen Schuͤſſeln aufgeſetzt. Nach der
neueſten Façon ſind die Schuͤſſeln iederzeit mit ſil-
bernen Glocken bedeckt, theils, damit die Spei-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/114>, abgerufen am 21.11.2024.
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