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Röntgen, Wilhelm Conrad: Ueber eine neue Art von Strahlen. Vorläufige Mittheilung. 2. Aufl. Würzburg, 1896.

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13. Diese Erzeugung findet nicht nur in Glas statt, sondern,
wie ich an einem mit 2 mm starkem Aluminiumblech abgeschlos-
senen Apparat beobachten konnte, auch in diesem Metall. An-
dere Substanzen sollen später untersucht werden.

14. Die Berechtigung, für das von der Wand des Entlad-
ungsapparates ausgehende Agens den Namen "Strahlen" zu ver-
wenden, leite ich zum Theil von der ganz regelmässigen Schatten-
bildung her, die sich zeigt, wenn man zwischen den Apparat
und den fluorescirenden Schirm (oder die photographische Platte)
mehr oder weniger durchlässige Körper bringt.

Viele derartige Schattenbilder, deren Erzeugung mitunter
einen ganz besonderen Reiz bietet, habe ich beobachtet und
theilweise auch photographisch aufgenommen; so besitze ich z. B.
Photographien von den Schatten der Profile einer Thüre, welche
die Zimmer trennt, in welchen einerseits der Entladungsapparat,
andererseits die photographische Platte aufgestellt waren; von den
Schatten der Handknochen; von dem Schatten eines auf einer
Holzspule versteckt aufgewickelten Drahtes; eines in einem
Kästchen eingeschlossenen Gewichtssatzes; einer Bussole, bei
welcher die Magnetnadel ganz von Metall eingeschlossen ist;
eines Metallstückes, dessen Inhomogenität durch die X-Strahlen
bemerkbar wird; etc.

Für die geradlinige Ausbreitung der X-Strahlen beweisend
ist weiter eine Lochphotographie, die ich von dem mit schwarzem
Papier eingehüllten Entladungsapparat habe machen können;
das Bild ist schwach aber unverkennbar richtig.

15. Nach Interferenzerscheinungen der X-Strahlen habe ich
viel gesucht, aber leider, vielleicht nur in Folge der geringen
Intensität derselben, ohne Erfolg.

16. Versuche, um zu constatiren, ob elektrostatische Kräfte
in irgend einer Weise die X-Strahlen beeinflussen können, sind
zwar angefangen aber noch nicht abgeschlossen.

17. Legt man sich die Frage vor, was denn die X-Strahlen,
-- die keine Kathodenstrahlen sein können -- eigentlich sind, so
wird man vielleicht im ersten Augenblick, verleitet durch ihre
lebhaften Fluorescenz- und chemischen Wirkungen, an ultra-
violettes Licht denken. Indessen stösst man doch sofort auf
schwerwiegende Bedenken. Wenn nämlich die X-Strahlen ultra-

13. Diese Erzeugung findet nicht nur in Glas statt, sondern,
wie ich an einem mit 2 mm starkem Aluminiumblech abgeschlos-
senen Apparat beobachten konnte, auch in diesem Metall. An-
dere Substanzen sollen später untersucht werden.

14. Die Berechtigung, für das von der Wand des Entlad-
ungsapparates ausgehende Agens den Namen „Strahlen“ zu ver-
wenden, leite ich zum Theil von der ganz regelmässigen Schatten-
bildung her, die sich zeigt, wenn man zwischen den Apparat
und den fluorescirenden Schirm (oder die photographische Platte)
mehr oder weniger durchlässige Körper bringt.

Viele derartige Schattenbilder, deren Erzeugung mitunter
einen ganz besonderen Reiz bietet, habe ich beobachtet und
theilweise auch photographisch aufgenommen; so besitze ich z. B.
Photographien von den Schatten der Profile einer Thüre, welche
die Zimmer trennt, in welchen einerseits der Entladungsapparat,
andererseits die photographische Platte aufgestellt waren; von den
Schatten der Handknochen; von dem Schatten eines auf einer
Holzspule versteckt aufgewickelten Drahtes; eines in einem
Kästchen eingeschlossenen Gewichtssatzes; einer Bussole, bei
welcher die Magnetnadel ganz von Metall eingeschlossen ist;
eines Metallstückes, dessen Inhomogenität durch die X-Strahlen
bemerkbar wird; etc.

Für die geradlinige Ausbreitung der X-Strahlen beweisend
ist weiter eine Lochphotographie, die ich von dem mit schwarzem
Papier eingehüllten Entladungsapparat habe machen können;
das Bild ist schwach aber unverkennbar richtig.

15. Nach Interferenzerscheinungen der X-Strahlen habe ich
viel gesucht, aber leider, vielleicht nur in Folge der geringen
Intensität derselben, ohne Erfolg.

16. Versuche, um zu constatiren, ob elektrostatische Kräfte
in irgend einer Weise die X-Strahlen beeinflussen können, sind
zwar angefangen aber noch nicht abgeschlossen.

17. Legt man sich die Frage vor, was denn die X-Strahlen,
— die keine Kathodenstrahlen sein können — eigentlich sind, so
wird man vielleicht im ersten Augenblick, verleitet durch ihre
lebhaften Fluorescenz- und chemischen Wirkungen, an ultra-
violettes Licht denken. Indessen stösst man doch sofort auf
schwerwiegende Bedenken. Wenn nämlich die X-Strahlen ultra-

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[11/0018] 13. Diese Erzeugung findet nicht nur in Glas statt, sondern, wie ich an einem mit 2 mm starkem Aluminiumblech abgeschlos- senen Apparat beobachten konnte, auch in diesem Metall. An- dere Substanzen sollen später untersucht werden. 14. Die Berechtigung, für das von der Wand des Entlad- ungsapparates ausgehende Agens den Namen „Strahlen“ zu ver- wenden, leite ich zum Theil von der ganz regelmässigen Schatten- bildung her, die sich zeigt, wenn man zwischen den Apparat und den fluorescirenden Schirm (oder die photographische Platte) mehr oder weniger durchlässige Körper bringt. Viele derartige Schattenbilder, deren Erzeugung mitunter einen ganz besonderen Reiz bietet, habe ich beobachtet und theilweise auch photographisch aufgenommen; so besitze ich z. B. Photographien von den Schatten der Profile einer Thüre, welche die Zimmer trennt, in welchen einerseits der Entladungsapparat, andererseits die photographische Platte aufgestellt waren; von den Schatten der Handknochen; von dem Schatten eines auf einer Holzspule versteckt aufgewickelten Drahtes; eines in einem Kästchen eingeschlossenen Gewichtssatzes; einer Bussole, bei welcher die Magnetnadel ganz von Metall eingeschlossen ist; eines Metallstückes, dessen Inhomogenität durch die X-Strahlen bemerkbar wird; etc. Für die geradlinige Ausbreitung der X-Strahlen beweisend ist weiter eine Lochphotographie, die ich von dem mit schwarzem Papier eingehüllten Entladungsapparat habe machen können; das Bild ist schwach aber unverkennbar richtig. 15. Nach Interferenzerscheinungen der X-Strahlen habe ich viel gesucht, aber leider, vielleicht nur in Folge der geringen Intensität derselben, ohne Erfolg. 16. Versuche, um zu constatiren, ob elektrostatische Kräfte in irgend einer Weise die X-Strahlen beeinflussen können, sind zwar angefangen aber noch nicht abgeschlossen. 17. Legt man sich die Frage vor, was denn die X-Strahlen, — die keine Kathodenstrahlen sein können — eigentlich sind, so wird man vielleicht im ersten Augenblick, verleitet durch ihre lebhaften Fluorescenz- und chemischen Wirkungen, an ultra- violettes Licht denken. Indessen stösst man doch sofort auf schwerwiegende Bedenken. Wenn nämlich die X-Strahlen ultra-

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Zitationshilfe: Röntgen, Wilhelm Conrad: Ueber eine neue Art von Strahlen. Vorläufige Mittheilung. 2. Aufl. Würzburg, 1896, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roentgen_strahlen_1896/18>, abgerufen am 26.04.2024.