Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 6. Berlin, Wien, 1914.Gestellung der Zuglokomotiven, der Zugbeamten, die Vorhaltung von Bereitschaftslokomotiven und Bereitschaftswagen, die Untersuchung der Fahrzeuge und die weiter unten erwähnte Untersuchung der Bahnstrecke betreffen. In ihr wird auch bekanntgegeben, welche höheren Betriebsbeamten den Zug auf der Lokomotive oder in dem hierfür im Zuge selbst vorgesehenen Raum zu begleiten haben. Damit der Zug genau an der zum Aussteigen bestimmten Stelle zum Halten gebracht werden kann, wird auf der Abgangsstation die Entfernung zwischen Einsteigetür und dem Führerstand der Zuglokomotive festgestellt und telegraphisch der Ankunftsstation gemeldet. Diese bezeichnet hiernach durch eine Signalfahne die Stelle, an der der Führerstand zum Halten kommen muß, wenn die Salonwagentür an der zum Aussteigen bestimmten Stelle sich befinden soll. Mit gleicher Sorgfalt wird die Bewachung der Bahn für die Fahrt des Sonderzuges vorbereitet. Sie wird nach einem hierfür ein für allemal aufgestellten Plan überall da verstärkt, wo wegen Unübersichtlichkeit des Geländes, unbewachter Wegeübergänge oder wegen des Vorhandenseins von Bauwerken dem Zuge ein Fahrthindernis oder eine Gefahr entstehen könnte. Besonders an den unübersichtlichen Stellen der Bahn sucht man es zu erreichen, daß die einzelnen Wachposten sich gegenseitig sehen können. Vor der Fahrt eines H. hat der Bahnmeister seine Strecke zu begeben und über den Befund eine telegraphische Meldung an die letzte Haltestation des Zuges für den im Zuge mitfahrenden höheren Betriebsbeamten zu erstatten. Für die Beförderung der H. werden Gebühren nach dem öffentlichen Tarif oder nach hierüber bestehenden besonderen Vereinbarungen erhoben, die sich auf Gebrauch und Herkommen, teils auch auf gesetzliche Verpflichtungen stützen. II. Bauart und Einrichtung der H. A. Der kaiserlich deutsche H. wurde von der Breslauer Aktiengesellschaft für Eisenbahnwagenbau und Maschinenbauanstalt in Breslau hergestellt. Er setzt sich zusammen aus dem Salonwagen des Kaisers und dem der Kaiserin, aus mehreren Gefolgewagen (für das Herren- und Damengefolge getrennt), Speisewagen und Dienstwagen. Findet eine gemeinsame Reise des Kaiserpaares statt, so ist die Zusammenstellung des aus 9 Wagen bestehenden Zuges folgende: 1. und 9. Wagen: Gepäckwagen (in einem Abteil des einen Gepäckwagens ist eine kleine Werkstätte Abb. 119. Salonwagen des kaiserl. deutschen Hofzuges. Da der erste und letzte Wagen des H. ein Gepäckwagen ist, so ist ein Umstellen der Wagen in Kopfstationen nicht erforderlich. Die Wagen sind im allgemeinen den gewöhnlichen D-Zugwagen gleich, haben jedoch kräftiger gebaute Untergestelle und Längsträger. Die Verbindung der Übergänge von Wagen zu Wagen erfolgt nicht wie bei den D-Zugwagen, sondern es werden die Wagen durch eine eigene, unterhalb der Stirnwandtüren einschiebbare Platte miteinander verbunden. Der Faltenbalg ist nicht geteilt, jeder Wagen hat daher nur auf je einer Seite einen Faltenbalg, der den Gestellung der Zuglokomotiven, der Zugbeamten, die Vorhaltung von Bereitschaftslokomotiven und Bereitschaftswagen, die Untersuchung der Fahrzeuge und die weiter unten erwähnte Untersuchung der Bahnstrecke betreffen. In ihr wird auch bekanntgegeben, welche höheren Betriebsbeamten den Zug auf der Lokomotive oder in dem hierfür im Zuge selbst vorgesehenen Raum zu begleiten haben. Damit der Zug genau an der zum Aussteigen bestimmten Stelle zum Halten gebracht werden kann, wird auf der Abgangsstation die Entfernung zwischen Einsteigetür und dem Führerstand der Zuglokomotive festgestellt und telegraphisch der Ankunftsstation gemeldet. Diese bezeichnet hiernach durch eine Signalfahne die Stelle, an der der Führerstand zum Halten kommen muß, wenn die Salonwagentür an der zum Aussteigen bestimmten Stelle sich befinden soll. Mit gleicher Sorgfalt wird die Bewachung der Bahn für die Fahrt des Sonderzuges vorbereitet. Sie wird nach einem hierfür ein für allemal aufgestellten Plan überall da verstärkt, wo wegen Unübersichtlichkeit des Geländes, unbewachter Wegeübergänge oder wegen des Vorhandenseins von Bauwerken dem Zuge ein Fahrthindernis oder eine Gefahr entstehen könnte. Besonders an den unübersichtlichen Stellen der Bahn sucht man es zu erreichen, daß die einzelnen Wachposten sich gegenseitig sehen können. Vor der Fahrt eines H. hat der Bahnmeister seine Strecke zu begeben und über den Befund eine telegraphische Meldung an die letzte Haltestation des Zuges für den im Zuge mitfahrenden höheren Betriebsbeamten zu erstatten. Für die Beförderung der H. werden Gebühren nach dem öffentlichen Tarif oder nach hierüber bestehenden besonderen Vereinbarungen erhoben, die sich auf Gebrauch und Herkommen, teils auch auf gesetzliche Verpflichtungen stützen. II. Bauart und Einrichtung der H. A. Der kaiserlich deutsche H. wurde von der Breslauer Aktiengesellschaft für Eisenbahnwagenbau und Maschinenbauanstalt in Breslau hergestellt. Er setzt sich zusammen aus dem Salonwagen des Kaisers und dem der Kaiserin, aus mehreren Gefolgewagen (für das Herren- und Damengefolge getrennt), Speisewagen und Dienstwagen. Findet eine gemeinsame Reise des Kaiserpaares statt, so ist die Zusammenstellung des aus 9 Wagen bestehenden Zuges folgende: 1. und 9. Wagen: Gepäckwagen (in einem Abteil des einen Gepäckwagens ist eine kleine Werkstätte Abb. 119. Salonwagen des kaiserl. deutschen Hofzuges. Da der erste und letzte Wagen des H. ein Gepäckwagen ist, so ist ein Umstellen der Wagen in Kopfstationen nicht erforderlich. Die Wagen sind im allgemeinen den gewöhnlichen D-Zugwagen gleich, haben jedoch kräftiger gebaute Untergestelle und Längsträger. Die Verbindung der Übergänge von Wagen zu Wagen erfolgt nicht wie bei den D-Zugwagen, sondern es werden die Wagen durch eine eigene, unterhalb der Stirnwandtüren einschiebbare Platte miteinander verbunden. Der Faltenbalg ist nicht geteilt, jeder Wagen hat daher nur auf je einer Seite einen Faltenbalg, der den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0226" n="212"/> Gestellung der Zuglokomotiven, der Zugbeamten, die Vorhaltung von Bereitschaftslokomotiven und Bereitschaftswagen, die Untersuchung der Fahrzeuge und die weiter unten erwähnte Untersuchung der Bahnstrecke betreffen. In ihr wird auch bekanntgegeben, welche höheren Betriebsbeamten den Zug auf der Lokomotive oder in dem hierfür im Zuge selbst vorgesehenen Raum zu begleiten haben. Damit der Zug genau an der zum Aussteigen bestimmten Stelle zum Halten gebracht werden kann, wird auf der Abgangsstation die Entfernung zwischen Einsteigetür und dem Führerstand der Zuglokomotive festgestellt und telegraphisch der Ankunftsstation gemeldet. Diese bezeichnet hiernach durch eine Signalfahne die Stelle, an der der Führerstand zum Halten kommen muß, wenn die Salonwagentür an der zum Aussteigen bestimmten Stelle sich befinden soll. Mit gleicher Sorgfalt wird die Bewachung der Bahn für die Fahrt des Sonderzuges vorbereitet. Sie wird nach einem hierfür ein für allemal aufgestellten Plan überall da verstärkt, wo wegen Unübersichtlichkeit des Geländes, unbewachter Wegeübergänge oder wegen des Vorhandenseins von Bauwerken dem Zuge ein Fahrthindernis oder eine Gefahr entstehen könnte. Besonders an den unübersichtlichen Stellen der Bahn sucht man es zu erreichen, daß die einzelnen Wachposten sich gegenseitig sehen können. 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Gestellung der Zuglokomotiven, der Zugbeamten, die Vorhaltung von Bereitschaftslokomotiven und Bereitschaftswagen, die Untersuchung der Fahrzeuge und die weiter unten erwähnte Untersuchung der Bahnstrecke betreffen. In ihr wird auch bekanntgegeben, welche höheren Betriebsbeamten den Zug auf der Lokomotive oder in dem hierfür im Zuge selbst vorgesehenen Raum zu begleiten haben. Damit der Zug genau an der zum Aussteigen bestimmten Stelle zum Halten gebracht werden kann, wird auf der Abgangsstation die Entfernung zwischen Einsteigetür und dem Führerstand der Zuglokomotive festgestellt und telegraphisch der Ankunftsstation gemeldet. Diese bezeichnet hiernach durch eine Signalfahne die Stelle, an der der Führerstand zum Halten kommen muß, wenn die Salonwagentür an der zum Aussteigen bestimmten Stelle sich befinden soll. Mit gleicher Sorgfalt wird die Bewachung der Bahn für die Fahrt des Sonderzuges vorbereitet. Sie wird nach einem hierfür ein für allemal aufgestellten Plan überall da verstärkt, wo wegen Unübersichtlichkeit des Geländes, unbewachter Wegeübergänge oder wegen des Vorhandenseins von Bauwerken dem Zuge ein Fahrthindernis oder eine Gefahr entstehen könnte. Besonders an den unübersichtlichen Stellen der Bahn sucht man es zu erreichen, daß die einzelnen Wachposten sich gegenseitig sehen können. Vor der Fahrt eines H. hat der Bahnmeister seine Strecke zu begeben und über den Befund eine telegraphische Meldung an die letzte Haltestation des Zuges für den im Zuge mitfahrenden höheren Betriebsbeamten zu erstatten.
Für die Beförderung der H. werden Gebühren nach dem öffentlichen Tarif oder nach hierüber bestehenden besonderen Vereinbarungen erhoben, die sich auf Gebrauch und Herkommen, teils auch auf gesetzliche Verpflichtungen stützen.
II. Bauart und Einrichtung der H.
A. Der kaiserlich deutsche H. wurde von der Breslauer Aktiengesellschaft für Eisenbahnwagenbau und Maschinenbauanstalt in Breslau hergestellt. Er setzt sich zusammen aus dem Salonwagen des Kaisers und dem der Kaiserin, aus mehreren Gefolgewagen (für das Herren- und Damengefolge getrennt), Speisewagen und Dienstwagen. Findet eine gemeinsame Reise des Kaiserpaares statt, so ist die Zusammenstellung des aus 9 Wagen bestehenden Zuges folgende:
1. und 9. Wagen: Gepäckwagen (in einem Abteil des einen Gepäckwagens ist eine kleine Werkstätte
[Abbildung Abb. 119. Salonwagen des kaiserl. deutschen Hofzuges.
]
eingebaut). 2. Küchenwagen (mit drei Abteilen für das Personal, einer Küche und einem Anrichteraum). 3. Speisewagen (mit einem Anrichteraum und dem Speisesaal für etwa 20 Personen). 4. und 5. sind Gefolgewagen für den Obersthofmarschall und das Gefolge. 6. Salonwagen des Kaisers (Abb. 119). Dieser Wagen enthält einen Salon a, einen Schlafraum b, eine Toilette c, einen Abteil für den Flügeladjutanten d und einen Abteil e für den Leibdiener. 7. Salonwagen der Kaiserin (Abb. 119); dieser hat einen Salon a, einen Schlafraum b, einen Raum für die Kammerfrau rund einen Dienerraum d. 8. Damengefolgewagen für die Obersthofmeisterin, das Gefolge und die Dienerschaft.
Da der erste und letzte Wagen des H. ein Gepäckwagen ist, so ist ein Umstellen der Wagen in Kopfstationen nicht erforderlich.
Die Wagen sind im allgemeinen den gewöhnlichen D-Zugwagen gleich, haben jedoch kräftiger gebaute Untergestelle und Längsträger. Die Verbindung der Übergänge von Wagen zu Wagen erfolgt nicht wie bei den D-Zugwagen, sondern es werden die Wagen durch eine eigene, unterhalb der Stirnwandtüren einschiebbare Platte miteinander verbunden. Der Faltenbalg ist nicht geteilt, jeder Wagen hat daher nur auf je einer Seite einen Faltenbalg, der den
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