Lieben Kinder! es war einmal ein Junge in einem Dorfe, der woll- te nichts lernen; weil er auf nichts Achtung gab, und wollte nicht einmal gerne in die Schule gehen. Die Ael- tern mußten ihn immer, vor sich her, in die Schule treiben; wie man ein Vieh vor sich hertreibt. Da seufzeten die Aeltern oft über das Kind, und sagten:
"Du böses Kind! aus dir wird nichts Gu- "tes --". In der Schule hatte der Schul- meister seine Noth mit dem Jungen: entwe- der, er saß nicht stille und hinderte die an- dern Kinder, oder gab nicht Achtung, und war nicht aufmerksam auf das, was der Schulmeister lehrte. Erst ermahnte ihn der Lehrer oder Schulmeister mit aller Güte, da aber das nicht half, so strafte er ihn hart, mit allerley Strafen, die sehr wehe thaten. Er
blieb
A
Das erſte Capitel.
Aufmerkſamkeit und Wißbegierde.
Lieben Kinder! es war einmal ein Junge in einem Dorfe, der woll- te nichts lernen; weil er auf nichts Achtung gab, und wollte nicht einmal gerne in die Schule gehen. Die Ael- tern mußten ihn immer, vor ſich her, in die Schule treiben; wie man ein Vieh vor ſich hertreibt. Da ſeufzeten die Aeltern oft uͤber das Kind, und ſagten:
„Du boͤſes Kind! aus dir wird nichts Gu- „tes —“. In der Schule hatte der Schul- meiſter ſeine Noth mit dem Jungen: entwe- der, er ſaß nicht ſtille und hinderte die an- dern Kinder, oder gab nicht Achtung, und war nicht aufmerkſam auf das, was der Schulmeiſter lehrte. Erſt ermahnte ihn der Lehrer oder Schulmeiſter mit aller Guͤte, da aber das nicht half, ſo ſtrafte er ihn hart, mit allerley Strafen, die ſehr wehe thaten. Er
blieb
A
<TEI><text><body><pbn="[1]"facs="#f0023"/><milestoneunit="section"rendition="#hr"/><lb/><divn="1"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Das erſte Capitel</hi>.</hi></head><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Aufmerkſamkeit und Wißbegierde.</hi></head><lb/><milestoneunit="section"rendition="#hr"/><lb/><p><hirendition="#in">L</hi>ieben Kinder! es war einmal ein<lb/>
Junge in einem Dorfe, der woll-<lb/>
te nichts lernen; weil <choice><sic>erauf</sic><corr>er auf</corr></choice> nichts<lb/>
Achtung gab, und wollte nicht<lb/>
einmal gerne in die Schule gehen. Die Ael-<lb/>
tern mußten ihn immer, vor ſich her, in die<lb/>
Schule treiben; wie man ein Vieh vor ſich<lb/>
hertreibt. Da ſeufzeten die Aeltern oft uͤber<lb/>
das Kind, und ſagten:</p><lb/><p>„Du boͤſes Kind! aus dir wird nichts Gu-<lb/>„tes —“. In der Schule hatte der Schul-<lb/>
meiſter ſeine Noth mit dem Jungen: entwe-<lb/>
der, er ſaß nicht ſtille und hinderte die an-<lb/>
dern Kinder, oder gab nicht Achtung, und<lb/>
war nicht aufmerkſam auf das, was der<lb/>
Schulmeiſter lehrte. Erſt ermahnte ihn der<lb/>
Lehrer oder Schulmeiſter mit aller Guͤte, da<lb/>
aber das nicht half, ſo ſtrafte er ihn hart, mit<lb/>
allerley Strafen, die ſehr wehe thaten. Er<lb/><fwtype="sig"place="bottom">A</fw><fwtype="catch"place="bottom">blieb</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[[1]/0023]
Das erſte Capitel.
Aufmerkſamkeit und Wißbegierde.
Lieben Kinder! es war einmal ein
Junge in einem Dorfe, der woll-
te nichts lernen; weil er auf nichts
Achtung gab, und wollte nicht
einmal gerne in die Schule gehen. Die Ael-
tern mußten ihn immer, vor ſich her, in die
Schule treiben; wie man ein Vieh vor ſich
hertreibt. Da ſeufzeten die Aeltern oft uͤber
das Kind, und ſagten:
„Du boͤſes Kind! aus dir wird nichts Gu-
„tes —“. In der Schule hatte der Schul-
meiſter ſeine Noth mit dem Jungen: entwe-
der, er ſaß nicht ſtille und hinderte die an-
dern Kinder, oder gab nicht Achtung, und
war nicht aufmerkſam auf das, was der
Schulmeiſter lehrte. Erſt ermahnte ihn der
Lehrer oder Schulmeiſter mit aller Guͤte, da
aber das nicht half, ſo ſtrafte er ihn hart, mit
allerley Strafen, die ſehr wehe thaten. Er
blieb
A
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/23>, abgerufen am 03.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.