in der Rankenführung war noch ein entschiedenerer Schritt nach vorwärts zu thun, wenngleich der grundsätzliche, wie wir gesehen haben, auch nach dieser Richtung bereits gethan war.
2. Frühsaracenische Rankenornamentik.
Indem wir uns endlich der Besprechung von Denkmälern zuwenden, die nach Ablauf mehrerer Jahrhunderte seit dem Aufkommen des Islam bereits nachweislich für Saracenen hergestellt worden sind, wollen wir uns vor Allem noch einmal die specifischen Eigenthümlichkeiten gegenwärtig machen, die das ausgebildete saracenische Rankenornament, die sogenannte Arabeske, charakterisiren.
1. Die Ranken werden an sich wieder zu mehr oder minder linearen, also geometrisirenden Verbindungselementen, in ihrer Bewegung verlassen sie aber sehr häufig den aus der Kreislinie heraus konstruirten Schwung, wie er der vom Spiralornament herkommenden klassisch-antiken Ranke allezeit eigen gewesen war, und rollen sich nunmehr auch in ovalen, gebrochenen, geschweiften Linien ein, laufen von verschiedenen Richtungen her vielfach sogar zu polygonen Konfigurationen zusammen, was insbesondere dann statthat, wenn die Ranke bandartig gestaltet wird, das Rankenornament mit dem Band- verschlingungsornament sich verquickt. In solchem Falle verlaufen die bandförmigen Hauptlinien nach einem neuen (polygonalen oder kurvilinearen) Schema, während die feinen füllenden Ranken dazwischen den vollen schönen Kreisschwung beibehalten.
2. Die Motive knüpfen entweder an die alten flachen Palmetten, oder an das alte Akanthushalbblatt, oder endlich an die byzantinischen Ableger dieses letzteren an. Der antinaturalistische Zug, der bereits die Ranken wiederum in eine geometrisirende Richtung gebracht hat, verräth sich an den Einzelmotiven durch die Reducirung oder Unter- drückung der Einzelblätter, überhaupt durch eine ausgesprochene Neigung zur symmetrischen Schematisirung und durch Aus- schweifung der spitz zulaufenden Theile (z. B. Blattspitzen). Neben solchen völlig geometrisch stilisirten Motiven (Dreiblatt) laufen solche von mehr naturalisirendem Charakter, deren Modellirung unzwei- deutig auf einen genetischen Zusammenhang mit dem plastischen Akanthusblatt hinweist. Aber selbst in diesem Falle sind an der Peripherie rund um das fein ausgezackte Detail glatte ungegliederte Umrisslinien gezogen, die den gewissermaassen geometrischen Habitus
Die Arabeske.
in der Rankenführung war noch ein entschiedenerer Schritt nach vorwärts zu thun, wenngleich der grundsätzliche, wie wir gesehen haben, auch nach dieser Richtung bereits gethan war.
2. Frühsaracenische Rankenornamentik.
Indem wir uns endlich der Besprechung von Denkmälern zuwenden, die nach Ablauf mehrerer Jahrhunderte seit dem Aufkommen des Islam bereits nachweislich für Saracenen hergestellt worden sind, wollen wir uns vor Allem noch einmal die specifischen Eigenthümlichkeiten gegenwärtig machen, die das ausgebildete saracenische Rankenornament, die sogenannte Arabeske, charakterisiren.
1. Die Ranken werden an sich wieder zu mehr oder minder linearen, also geometrisirenden Verbindungselementen, in ihrer Bewegung verlassen sie aber sehr häufig den aus der Kreislinie heraus konstruirten Schwung, wie er der vom Spiralornament herkommenden klassisch-antiken Ranke allezeit eigen gewesen war, und rollen sich nunmehr auch in ovalen, gebrochenen, geschweiften Linien ein, laufen von verschiedenen Richtungen her vielfach sogar zu polygonen Konfigurationen zusammen, was insbesondere dann statthat, wenn die Ranke bandartig gestaltet wird, das Rankenornament mit dem Band- verschlingungsornament sich verquickt. In solchem Falle verlaufen die bandförmigen Hauptlinien nach einem neuen (polygonalen oder kurvilinearen) Schema, während die feinen füllenden Ranken dazwischen den vollen schönen Kreisschwung beibehalten.
2. Die Motive knüpfen entweder an die alten flachen Palmetten, oder an das alte Akanthushalbblatt, oder endlich an die byzantinischen Ableger dieses letzteren an. Der antinaturalistische Zug, der bereits die Ranken wiederum in eine geometrisirende Richtung gebracht hat, verräth sich an den Einzelmotiven durch die Reducirung oder Unter- drückung der Einzelblätter, überhaupt durch eine ausgesprochene Neigung zur symmetrischen Schematisirung und durch Aus- schweifung der spitz zulaufenden Theile (z. B. Blattspitzen). Neben solchen völlig geometrisch stilisirten Motiven (Dreiblatt) laufen solche von mehr naturalisirendem Charakter, deren Modellirung unzwei- deutig auf einen genetischen Zusammenhang mit dem plastischen Akanthusblatt hinweist. Aber selbst in diesem Falle sind an der Peripherie rund um das fein ausgezackte Detail glatte ungegliederte Umrisslinien gezogen, die den gewissermaassen geometrischen Habitus
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Die Arabeske.
in der Rankenführung war noch ein entschiedenerer Schritt nach
vorwärts zu thun, wenngleich der grundsätzliche, wie wir gesehen
haben, auch nach dieser Richtung bereits gethan war.
2. Frühsaracenische Rankenornamentik.
Indem wir uns endlich der Besprechung von Denkmälern zuwenden,
die nach Ablauf mehrerer Jahrhunderte seit dem Aufkommen des
Islam bereits nachweislich für Saracenen hergestellt worden sind, wollen
wir uns vor Allem noch einmal die specifischen Eigenthümlichkeiten
gegenwärtig machen, die das ausgebildete saracenische Rankenornament,
die sogenannte Arabeske, charakterisiren.
1. Die Ranken werden an sich wieder zu mehr oder minder
linearen, also geometrisirenden Verbindungselementen, in ihrer
Bewegung verlassen sie aber sehr häufig den aus der Kreislinie heraus
konstruirten Schwung, wie er der vom Spiralornament herkommenden
klassisch-antiken Ranke allezeit eigen gewesen war, und rollen sich
nunmehr auch in ovalen, gebrochenen, geschweiften Linien ein,
laufen von verschiedenen Richtungen her vielfach sogar zu polygonen
Konfigurationen zusammen, was insbesondere dann statthat, wenn die
Ranke bandartig gestaltet wird, das Rankenornament mit dem Band-
verschlingungsornament sich verquickt. In solchem Falle verlaufen
die bandförmigen Hauptlinien nach einem neuen (polygonalen oder
kurvilinearen) Schema, während die feinen füllenden Ranken dazwischen
den vollen schönen Kreisschwung beibehalten.
2. Die Motive knüpfen entweder an die alten flachen Palmetten,
oder an das alte Akanthushalbblatt, oder endlich an die byzantinischen
Ableger dieses letzteren an. Der antinaturalistische Zug, der bereits
die Ranken wiederum in eine geometrisirende Richtung gebracht hat,
verräth sich an den Einzelmotiven durch die Reducirung oder Unter-
drückung der Einzelblätter, überhaupt durch eine ausgesprochene
Neigung zur symmetrischen Schematisirung und durch Aus-
schweifung der spitz zulaufenden Theile (z. B. Blattspitzen).
Neben solchen völlig geometrisch stilisirten Motiven (Dreiblatt) laufen
solche von mehr naturalisirendem Charakter, deren Modellirung unzwei-
deutig auf einen genetischen Zusammenhang mit dem plastischen
Akanthusblatt hinweist. Aber selbst in diesem Falle sind an der
Peripherie rund um das fein ausgezackte Detail glatte ungegliederte
Umrisslinien gezogen, die den gewissermaassen geometrischen Habitus
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Riegl, Alois: Stilfragen. Berlin, 1893, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/riegl_stilfragen_1893/328>, abgerufen am 03.03.2025.
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