Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite



merniß. Und ob Sie gleich wenigstens ein
eben so schönes Frauenzimmer sind, als er ei-
ne schöne Mannsperson ist; so wird er doch
sich selbst zu sehr gefallen; und glauben, er
habe Jhnen für Jhre Geneigtheit weniger
Verbindlichkeit, als Sie ihm für seine vorzüg-
liche Wahl schuldig wären. Doch kein Mann
auf der Welt, wenn ich Jhre schöne Person
und Jhr noch vortreflicheres Gemüth zusammen
nehme, ist Jhrer würdig. Sie müssen also
zufrieden seyn, wenn das Kleinod nicht nach
Würden bezahlet wird; und da es nicht an-
ders geschehen kann, so heirathen Sie, wen
Sie wollen. Vielleicht werden Sie denken,
daß ich dergleichen Anmerkungen über die
Narcissen unter den Mannspersonen nach-
hänge, um die Wahl meiner Mutter, die sie
von Herr Hickmann für mich gemacht hat, bei
mir selbst zu unterstützen. - - Jch weiß nicht,
es kann so etwas daran seyn; wenigstens so
viel, das diese Anmerkung veranlasset hat.

Jch weiß gegen ihre Reise u. s. w.

Th. III. S. 285. L. 18. nach den Worten:
nichts davon zu wissen.

Wir haben alle unsre Mängel. Wir sind oft
über den besondern Fehler solcher Leute betrübt
gewesen, denen wir Ehrerbietung schuldig
sind, und die uns doch so deutlich in die Augen
fielen, daß wir hätten blind seyn müssen, um
sie nicht warzunehmen.

Jch
E 5



merniß. Und ob Sie gleich wenigſtens ein
eben ſo ſchoͤnes Frauenzimmer ſind, als er ei-
ne ſchoͤne Mannsperſon iſt; ſo wird er doch
ſich ſelbſt zu ſehr gefallen; und glauben, er
habe Jhnen fuͤr Jhre Geneigtheit weniger
Verbindlichkeit, als Sie ihm fuͤr ſeine vorzuͤg-
liche Wahl ſchuldig waͤren. Doch kein Mann
auf der Welt, wenn ich Jhre ſchoͤne Perſon
und Jhr noch vortreflicheres Gemuͤth zuſammen
nehme, iſt Jhrer wuͤrdig. Sie muͤſſen alſo
zufrieden ſeyn, wenn das Kleinod nicht nach
Wuͤrden bezahlet wird; und da es nicht an-
ders geſchehen kann, ſo heirathen Sie, wen
Sie wollen. Vielleicht werden Sie denken,
daß ich dergleichen Anmerkungen uͤber die
Narciſſen unter den Mannsperſonen nach-
haͤnge, um die Wahl meiner Mutter, die ſie
von Herr Hickmann fuͤr mich gemacht hat, bei
mir ſelbſt zu unterſtuͤtzen. ‒ ‒ Jch weiß nicht,
es kann ſo etwas daran ſeyn; wenigſtens ſo
viel, das dieſe Anmerkung veranlaſſet hat.

Jch weiß gegen ihre Reiſe u. ſ. w.

Th. III. S. 285. L. 18. nach den Worten:
nichts davon zu wiſſen.

Wir haben alle unſre Maͤngel. Wir ſind oft
uͤber den beſondern Fehler ſolcher Leute betruͤbt
geweſen, denen wir Ehrerbietung ſchuldig
ſind, und die uns doch ſo deutlich in die Augen
fielen, daß wir haͤtten blind ſeyn muͤſſen, um
ſie nicht warzunehmen.

Jch
E 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0081" n="73"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
merniß. Und ob Sie gleich wenig&#x017F;tens ein<lb/>
eben &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;nes Frauenzimmer &#x017F;ind, als er ei-<lb/>
ne &#x017F;cho&#x0364;ne Mannsper&#x017F;on i&#x017F;t; &#x017F;o wird er doch<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t</hi> zu &#x017F;ehr gefallen; und glauben, er<lb/>
habe Jhnen fu&#x0364;r Jhre Geneigtheit weniger<lb/>
Verbindlichkeit, als Sie ihm fu&#x0364;r &#x017F;eine vorzu&#x0364;g-<lb/>
liche Wahl &#x017F;chuldig wa&#x0364;ren. Doch kein Mann<lb/>
auf der Welt, wenn ich Jhre &#x017F;cho&#x0364;ne Per&#x017F;on<lb/>
und Jhr noch vortreflicheres Gemu&#x0364;th zu&#x017F;ammen<lb/>
nehme, i&#x017F;t Jhrer wu&#x0364;rdig. Sie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en al&#x017F;o<lb/>
zufrieden &#x017F;eyn, wenn das Kleinod nicht nach<lb/>
Wu&#x0364;rden bezahlet wird; und da es nicht an-<lb/>
ders ge&#x017F;chehen kann, &#x017F;o heirathen Sie, wen<lb/>
Sie wollen. Vielleicht werden Sie denken,<lb/>
daß ich dergleichen Anmerkungen u&#x0364;ber die<lb/><hi rendition="#fr">Narci&#x017F;&#x017F;en</hi> unter den Mannsper&#x017F;onen nach-<lb/>
ha&#x0364;nge, um die Wahl meiner Mutter, die &#x017F;ie<lb/>
von Herr <hi rendition="#fr">Hickmann</hi> fu&#x0364;r mich gemacht hat, bei<lb/>
mir &#x017F;elb&#x017F;t zu unter&#x017F;tu&#x0364;tzen. &#x2012; &#x2012; Jch weiß nicht,<lb/>
es kann &#x017F;o etwas daran &#x017F;eyn; wenig&#x017F;tens &#x017F;o<lb/>
viel, das die&#x017F;e Anmerkung veranla&#x017F;&#x017F;et hat.</p><lb/>
          <p>Jch weiß gegen ihre Rei&#x017F;e u. &#x017F;. w.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> S. 285. L. 18. nach den Worten:<lb/>
nichts <hi rendition="#fr">davon zu wi&#x017F;&#x017F;en.</hi></head><lb/>
          <p>Wir haben alle un&#x017F;re Ma&#x0364;ngel. Wir &#x017F;ind oft<lb/>
u&#x0364;ber den be&#x017F;ondern Fehler &#x017F;olcher Leute betru&#x0364;bt<lb/>
gewe&#x017F;en, denen wir Ehrerbietung &#x017F;chuldig<lb/>
&#x017F;ind, und die uns doch &#x017F;o deutlich in die Augen<lb/>
fielen, daß wir ha&#x0364;tten blind &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, um<lb/>
&#x017F;ie nicht warzunehmen.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">E 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[73/0081] merniß. Und ob Sie gleich wenigſtens ein eben ſo ſchoͤnes Frauenzimmer ſind, als er ei- ne ſchoͤne Mannsperſon iſt; ſo wird er doch ſich ſelbſt zu ſehr gefallen; und glauben, er habe Jhnen fuͤr Jhre Geneigtheit weniger Verbindlichkeit, als Sie ihm fuͤr ſeine vorzuͤg- liche Wahl ſchuldig waͤren. Doch kein Mann auf der Welt, wenn ich Jhre ſchoͤne Perſon und Jhr noch vortreflicheres Gemuͤth zuſammen nehme, iſt Jhrer wuͤrdig. Sie muͤſſen alſo zufrieden ſeyn, wenn das Kleinod nicht nach Wuͤrden bezahlet wird; und da es nicht an- ders geſchehen kann, ſo heirathen Sie, wen Sie wollen. Vielleicht werden Sie denken, daß ich dergleichen Anmerkungen uͤber die Narciſſen unter den Mannsperſonen nach- haͤnge, um die Wahl meiner Mutter, die ſie von Herr Hickmann fuͤr mich gemacht hat, bei mir ſelbſt zu unterſtuͤtzen. ‒ ‒ Jch weiß nicht, es kann ſo etwas daran ſeyn; wenigſtens ſo viel, das dieſe Anmerkung veranlaſſet hat. Jch weiß gegen ihre Reiſe u. ſ. w. Th. III. S. 285. L. 18. nach den Worten: nichts davon zu wiſſen. Wir haben alle unſre Maͤngel. Wir ſind oft uͤber den beſondern Fehler ſolcher Leute betruͤbt geweſen, denen wir Ehrerbietung ſchuldig ſind, und die uns doch ſo deutlich in die Augen fielen, daß wir haͤtten blind ſeyn muͤſſen, um ſie nicht warzunehmen. Jch E 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/81
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/81>, abgerufen am 21.12.2024.