Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite



"heit, ich muß noch machen, daß Sie in die-
"sen kleinern Dingen so sehr über die andern
"Fräulein wegkommen, wie Sie es in grös-
"sern
schon sind." - - So beliebte es ihr, zu
meiner Beschämung zu sagen.

Sie war eben so weit u. s. w.

Th. VII. S. 813. L. 4. nach den Worten:
erweitern konnte, lies statt der beiden
nächsten Abschnitte:

Sie hatte eine schöne Hand im Zeichnen, un-
geachtet sie nur eine kurze Zeit darin unterwie-
sen worden. Denn ihre Zeit war zu sehr be-
setzt, als daß sie die Aufmerksamkeit darauf
hätte verwenden können, durch welche man es
allein in einer so feinen Kunst weit bringen
kann, und pflegte zu sagen: "Sie möchte sich
"nicht gern mit zu vielen Dingen abgeben, aus
"Furcht, daß sie nicht in einem einzigen er-
"träglich seyn dürfte."

Für ihre Jahre, und da sie so wenige Ge-
legenheiten gehabt hatte, war sie eine grosse
Kennerin von Mahlerei. Die Natur ver-
trat hierin sowol als in andern Dingen bei ihr
die Stelle der Kunst, und ihre Kunst die
Stelle der Natur. Sie mahlte selbst auch
ganz artig. Daher vermachte ihr Großvater
ihr alle Familien-Gemälde. Jhre Einbil-
dungskraft war vortreflich, und jeder Zug ih-
res Pinsels war so frei und schön, als die Zü-
ge ihrer Feder. Doch urtheilte sie noch besser,

als
Zusätze zur Cl. T



„heit, ich muß noch machen, daß Sie in die-
„ſen kleinern Dingen ſo ſehr uͤber die andern
„Fraͤulein wegkommen, wie Sie es in groͤſ-
„ſern
ſchon ſind.” ‒ ‒ So beliebte es ihr, zu
meiner Beſchaͤmung zu ſagen.

Sie war eben ſo weit u. ſ. w.

Th. VII. S. 813. L. 4. nach den Worten:
erweitern konnte, lies ſtatt der beiden
naͤchſten Abſchnitte:

Sie hatte eine ſchoͤne Hand im Zeichnen, un-
geachtet ſie nur eine kurze Zeit darin unterwie-
ſen worden. Denn ihre Zeit war zu ſehr be-
ſetzt, als daß ſie die Aufmerkſamkeit darauf
haͤtte verwenden koͤnnen, durch welche man es
allein in einer ſo feinen Kunſt weit bringen
kann, und pflegte zu ſagen: „Sie moͤchte ſich
„nicht gern mit zu vielen Dingen abgeben, aus
„Furcht, daß ſie nicht in einem einzigen er-
„traͤglich ſeyn duͤrfte.”

Fuͤr ihre Jahre, und da ſie ſo wenige Ge-
legenheiten gehabt hatte, war ſie eine groſſe
Kennerin von Mahlerei. Die Natur ver-
trat hierin ſowol als in andern Dingen bei ihr
die Stelle der Kunſt, und ihre Kunſt die
Stelle der Natur. Sie mahlte ſelbſt auch
ganz artig. Daher vermachte ihr Großvater
ihr alle Familien-Gemaͤlde. Jhre Einbil-
dungskraft war vortreflich, und jeder Zug ih-
res Pinſels war ſo frei und ſchoͤn, als die Zuͤ-
ge ihrer Feder. Doch urtheilte ſie noch beſſer,

als
Zuſaͤtze zur Cl. T
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0297" n="289"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x201E;heit, ich muß noch machen, daß Sie in die-<lb/>
&#x201E;&#x017F;en <hi rendition="#fr">kleinern</hi> Dingen &#x017F;o &#x017F;ehr u&#x0364;ber die andern<lb/>
&#x201E;Fra&#x0364;ulein wegkommen, wie Sie es in <hi rendition="#fr">gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x201E;&#x017F;ern</hi> &#x017F;chon &#x017F;ind.&#x201D; &#x2012; &#x2012; So beliebte es ihr, zu<lb/>
meiner Be&#x017F;cha&#x0364;mung zu &#x017F;agen.</p><lb/>
          <p>Sie war eben &#x017F;o weit u. &#x017F;. w.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Th. <hi rendition="#aq">VII.</hi> S. 813. L. 4. nach den Worten:<lb/><hi rendition="#fr">erweitern konnte,</hi> lies &#x017F;tatt der beiden<lb/>
na&#x0364;ch&#x017F;ten Ab&#x017F;chnitte:</head><lb/>
          <p>Sie hatte eine &#x017F;cho&#x0364;ne Hand im Zeichnen, un-<lb/>
geachtet &#x017F;ie nur eine kurze Zeit darin unterwie-<lb/>
&#x017F;en worden. Denn ihre Zeit war zu &#x017F;ehr be-<lb/>
&#x017F;etzt, als daß &#x017F;ie die Aufmerk&#x017F;amkeit darauf<lb/>
ha&#x0364;tte verwenden ko&#x0364;nnen, durch welche man es<lb/>
allein in einer &#x017F;o feinen Kun&#x017F;t weit bringen<lb/>
kann, und pflegte zu &#x017F;agen: &#x201E;Sie mo&#x0364;chte &#x017F;ich<lb/>
&#x201E;nicht gern mit <hi rendition="#fr">zu vielen</hi> Dingen abgeben, aus<lb/>
&#x201E;Furcht, daß &#x017F;ie nicht in <hi rendition="#fr">einem einzigen</hi> er-<lb/>
&#x201E;tra&#x0364;glich &#x017F;eyn du&#x0364;rfte.&#x201D;</p><lb/>
          <p>Fu&#x0364;r ihre Jahre, und da &#x017F;ie &#x017F;o wenige Ge-<lb/>
legenheiten gehabt hatte, war &#x017F;ie eine gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Kennerin von Mahlerei. Die <hi rendition="#fr">Natur</hi> ver-<lb/>
trat hierin &#x017F;owol als in andern Dingen bei ihr<lb/>
die Stelle der <hi rendition="#fr">Kun&#x017F;t,</hi> und ihre <hi rendition="#fr">Kun&#x017F;t</hi> die<lb/>
Stelle der <hi rendition="#fr">Natur.</hi> Sie mahlte &#x017F;elb&#x017F;t auch<lb/>
ganz artig. Daher vermachte ihr Großvater<lb/>
ihr alle Familien-Gema&#x0364;lde. Jhre Einbil-<lb/>
dungskraft war vortreflich, und jeder Zug ih-<lb/>
res Pin&#x017F;els war &#x017F;o frei und &#x017F;cho&#x0364;n, als die Zu&#x0364;-<lb/>
ge ihrer Feder. Doch urtheilte &#x017F;ie noch be&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Zu&#x017F;a&#x0364;tze zur Cl.</hi> T</fw><fw place="bottom" type="catch">als</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[289/0297] „heit, ich muß noch machen, daß Sie in die- „ſen kleinern Dingen ſo ſehr uͤber die andern „Fraͤulein wegkommen, wie Sie es in groͤſ- „ſern ſchon ſind.” ‒ ‒ So beliebte es ihr, zu meiner Beſchaͤmung zu ſagen. Sie war eben ſo weit u. ſ. w. Th. VII. S. 813. L. 4. nach den Worten: erweitern konnte, lies ſtatt der beiden naͤchſten Abſchnitte: Sie hatte eine ſchoͤne Hand im Zeichnen, un- geachtet ſie nur eine kurze Zeit darin unterwie- ſen worden. Denn ihre Zeit war zu ſehr be- ſetzt, als daß ſie die Aufmerkſamkeit darauf haͤtte verwenden koͤnnen, durch welche man es allein in einer ſo feinen Kunſt weit bringen kann, und pflegte zu ſagen: „Sie moͤchte ſich „nicht gern mit zu vielen Dingen abgeben, aus „Furcht, daß ſie nicht in einem einzigen er- „traͤglich ſeyn duͤrfte.” Fuͤr ihre Jahre, und da ſie ſo wenige Ge- legenheiten gehabt hatte, war ſie eine groſſe Kennerin von Mahlerei. Die Natur ver- trat hierin ſowol als in andern Dingen bei ihr die Stelle der Kunſt, und ihre Kunſt die Stelle der Natur. Sie mahlte ſelbſt auch ganz artig. Daher vermachte ihr Großvater ihr alle Familien-Gemaͤlde. Jhre Einbil- dungskraft war vortreflich, und jeder Zug ih- res Pinſels war ſo frei und ſchoͤn, als die Zuͤ- ge ihrer Feder. Doch urtheilte ſie noch beſſer, als Zuſaͤtze zur Cl. T

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/297
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/297>, abgerufen am 21.11.2024.