Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite



ihm erhalten. - - Er ist so unruhig, daß ich mich
endlich für den Herrn Solmes zu erklären ge-
zwungen werden möchte; so voll Drohungen,
wenn dies geschähe; so empfindlich über meine
Begegnung, die ich ausstehe; (denn ich weiß
nicht wie ers macht, aber er muß nothwendig
von allem Nachricht haben, was in unserm Hau-
se vorgehet) solche Versichrungen seiner ewi-
gen Treue und Hochachtung; solche Gelübde,
sich zu bessern; so dringende Gründe, warum
ich aus dieser unangenehmen Gefangenschaft
entwischen müßte - - O meine liebe Freundin,
was soll ich doch mit dem Lovelace anfan-
gen? - -

Th. II. S. 21. L. 12. nach den Worten:
Thorheiten verdienen.

Sie keifen mit mir, mein Schatz, wegen der
Freiheiten, die ich mir über Verwandte genom-
men habe, welche ihnen näher und werther sind,
als Oncles, oder Bruder und Schwester. Sie
sollten mich lieber ohne Verweis meinem Kopfe
haben folgen lassen. Müssen nicht diese Frei-
heiten natürlicher Weise durch die Sache veran-
lasset werden, worüber wir schreiben? Und
von wem rühret doch die Sache selbst her? Kön-
nen Sie sich wol nur eine viertel Stunde an
meine Stelle setzen, oder an die Stelle derer,
die bei der Sache gleichgültiger seyn können,
als ich? - - Wenn Sie das können, - - doch,
ob ich gleich nicht oft den Vortheil über Sie

habe,
B 2



ihm erhalten. ‒ ‒ Er iſt ſo unruhig, daß ich mich
endlich fuͤr den Herrn Solmes zu erklaͤren ge-
zwungen werden moͤchte; ſo voll Drohungen,
wenn dies geſchaͤhe; ſo empfindlich uͤber meine
Begegnung, die ich ausſtehe; (denn ich weiß
nicht wie ers macht, aber er muß nothwendig
von allem Nachricht haben, was in unſerm Hau-
ſe vorgehet) ſolche Verſichrungen ſeiner ewi-
gen Treue und Hochachtung; ſolche Geluͤbde,
ſich zu beſſern; ſo dringende Gruͤnde, warum
ich aus dieſer unangenehmen Gefangenſchaft
entwiſchen muͤßte ‒ ‒ O meine liebe Freundin,
was ſoll ich doch mit dem Lovelace anfan-
gen? ‒ ‒

Th. II. S. 21. L. 12. nach den Worten:
Thorheiten verdienen.

Sie keifen mit mir, mein Schatz, wegen der
Freiheiten, die ich mir uͤber Verwandte genom-
men habe, welche ihnen naͤher und werther ſind,
als Oncles, oder Bruder und Schweſter. Sie
ſollten mich lieber ohne Verweis meinem Kopfe
haben folgen laſſen. Muͤſſen nicht dieſe Frei-
heiten natuͤrlicher Weiſe durch die Sache veran-
laſſet werden, woruͤber wir ſchreiben? Und
von wem ruͤhret doch die Sache ſelbſt her? Koͤn-
nen Sie ſich wol nur eine viertel Stunde an
meine Stelle ſetzen, oder an die Stelle derer,
die bei der Sache gleichguͤltiger ſeyn koͤnnen,
als ich? ‒ ‒ Wenn Sie das koͤnnen, ‒ ‒ doch,
ob ich gleich nicht oft den Vortheil uͤber Sie

habe,
B 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0027" n="19"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
ihm erhalten. &#x2012; &#x2012; Er i&#x017F;t &#x017F;o unruhig, daß ich mich<lb/>
endlich fu&#x0364;r den Herrn <hi rendition="#fr">Solmes</hi> zu erkla&#x0364;ren ge-<lb/>
zwungen werden mo&#x0364;chte; &#x017F;o voll Drohungen,<lb/>
wenn dies ge&#x017F;cha&#x0364;he; &#x017F;o empfindlich u&#x0364;ber meine<lb/>
Begegnung, die ich aus&#x017F;tehe; (denn ich weiß<lb/>
nicht wie ers macht, aber er muß nothwendig<lb/>
von allem Nachricht haben, was in un&#x017F;erm Hau-<lb/>
&#x017F;e vorgehet) &#x017F;olche Ver&#x017F;ichrungen &#x017F;einer ewi-<lb/>
gen Treue und Hochachtung; &#x017F;olche Gelu&#x0364;bde,<lb/>
&#x017F;ich zu be&#x017F;&#x017F;ern; &#x017F;o dringende Gru&#x0364;nde, warum<lb/>
ich aus die&#x017F;er unangenehmen Gefangen&#x017F;chaft<lb/>
entwi&#x017F;chen mu&#x0364;ßte &#x2012; &#x2012; O meine liebe Freundin,<lb/>
was &#x017F;oll ich doch mit dem <hi rendition="#fr">Lovelace</hi> anfan-<lb/>
gen? &#x2012; &#x2012;</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 21. L. 12. nach den Worten:<lb/><hi rendition="#fr">Thorheiten verdienen.</hi></head><lb/>
          <p>Sie keifen mit mir, mein Schatz, wegen der<lb/>
Freiheiten, die ich mir u&#x0364;ber Verwandte genom-<lb/>
men habe, welche ihnen na&#x0364;her und werther &#x017F;ind,<lb/>
als Oncles, oder Bruder und Schwe&#x017F;ter. Sie<lb/>
&#x017F;ollten mich lieber ohne Verweis meinem Kopfe<lb/>
haben folgen la&#x017F;&#x017F;en. Mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en nicht die&#x017F;e Frei-<lb/>
heiten natu&#x0364;rlicher Wei&#x017F;e durch die Sache veran-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;et werden, woru&#x0364;ber wir &#x017F;chreiben? Und<lb/>
von wem ru&#x0364;hret doch die Sache &#x017F;elb&#x017F;t her? Ko&#x0364;n-<lb/>
nen Sie &#x017F;ich wol nur eine viertel Stunde an<lb/>
meine Stelle &#x017F;etzen, oder an die Stelle derer,<lb/>
die bei der Sache gleichgu&#x0364;ltiger &#x017F;eyn ko&#x0364;nnen,<lb/>
als ich? &#x2012; &#x2012; Wenn Sie das ko&#x0364;nnen, &#x2012; &#x2012; doch,<lb/>
ob ich gleich nicht oft den Vortheil u&#x0364;ber Sie<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 2</fw><fw place="bottom" type="catch">habe,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0027] ihm erhalten. ‒ ‒ Er iſt ſo unruhig, daß ich mich endlich fuͤr den Herrn Solmes zu erklaͤren ge- zwungen werden moͤchte; ſo voll Drohungen, wenn dies geſchaͤhe; ſo empfindlich uͤber meine Begegnung, die ich ausſtehe; (denn ich weiß nicht wie ers macht, aber er muß nothwendig von allem Nachricht haben, was in unſerm Hau- ſe vorgehet) ſolche Verſichrungen ſeiner ewi- gen Treue und Hochachtung; ſolche Geluͤbde, ſich zu beſſern; ſo dringende Gruͤnde, warum ich aus dieſer unangenehmen Gefangenſchaft entwiſchen muͤßte ‒ ‒ O meine liebe Freundin, was ſoll ich doch mit dem Lovelace anfan- gen? ‒ ‒ Th. II. S. 21. L. 12. nach den Worten: Thorheiten verdienen. Sie keifen mit mir, mein Schatz, wegen der Freiheiten, die ich mir uͤber Verwandte genom- men habe, welche ihnen naͤher und werther ſind, als Oncles, oder Bruder und Schweſter. Sie ſollten mich lieber ohne Verweis meinem Kopfe haben folgen laſſen. Muͤſſen nicht dieſe Frei- heiten natuͤrlicher Weiſe durch die Sache veran- laſſet werden, woruͤber wir ſchreiben? Und von wem ruͤhret doch die Sache ſelbſt her? Koͤn- nen Sie ſich wol nur eine viertel Stunde an meine Stelle ſetzen, oder an die Stelle derer, die bei der Sache gleichguͤltiger ſeyn koͤnnen, als ich? ‒ ‒ Wenn Sie das koͤnnen, ‒ ‒ doch, ob ich gleich nicht oft den Vortheil uͤber Sie habe, B 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/27
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/27>, abgerufen am 21.11.2024.