Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite


Kann ich meines Theils u. s. w.

Th. VI. S. 422. L. 6. nach den Worten:
betrogen finden.

Da war eine Jungfer Dorrington, (viel-
leicht kennen sie sie nicht) die mit ihres Vaters
Lackeien davon lief, weil er sie an einen in Pen-
sion stehenden Officier nicht geben wollte, in
den sie sich, da sie ihn zum erstenmale unter ih-
rem Fenster vorbeigehen sahe, sterblich verliebt
hatte.

Da war eine Jungfer Savage. Die hei-
rathete ihrer Mutter Kutscher, weil ihre Mut-
ter ihr eine Reise nach Wales nicht erlauben
wollte; aus Furcht, sie möchte sich dort mit ei-
nem weitläuftigen Vetter von ungleichen Ver-
mögen verbinden, den sie nicht wenig lieb ge-
wann, als er sie auf eine Woche in ihrem Hau-
se besuchte.

Da war die junge Witwe Sanderson, die
eben wie Sarah Stout, auf die Gedanken
gerieth, sich zu ersäufen, weil sie glaubte, daß
ein jüngerer Bruder aus einer edlen Familie
ihre Liebe verschmähet habe.

Jungfer Sally Anderson, (sie haben ge-
wiß von ihr gehöret) bekam von ihrem Oncle
Verweise, daß sie einem Liebhaber Hofnung
machte, der unter ihr war. Aus Verdruß
warf sie sich in die Arme eines heslichen Hun-
des, eines Schuster-Jungens, und lief mit ihm
in einem Paar Schuhen davon, die er eben für

sie


Kann ich meines Theils u. ſ. w.

Th. VI. S. 422. L. 6. nach den Worten:
betrogen finden.

Da war eine Jungfer Dorrington, (viel-
leicht kennen ſie ſie nicht) die mit ihres Vaters
Lackeien davon lief, weil er ſie an einen in Pen-
ſion ſtehenden Officier nicht geben wollte, in
den ſie ſich, da ſie ihn zum erſtenmale unter ih-
rem Fenſter vorbeigehen ſahe, ſterblich verliebt
hatte.

Da war eine Jungfer Savage. Die hei-
rathete ihrer Mutter Kutſcher, weil ihre Mut-
ter ihr eine Reiſe nach Wales nicht erlauben
wollte; aus Furcht, ſie moͤchte ſich dort mit ei-
nem weitlaͤuftigen Vetter von ungleichen Ver-
moͤgen verbinden, den ſie nicht wenig lieb ge-
wann, als er ſie auf eine Woche in ihrem Hau-
ſe beſuchte.

Da war die junge Witwe Sanderſon, die
eben wie Sarah Stout, auf die Gedanken
gerieth, ſich zu erſaͤufen, weil ſie glaubte, daß
ein juͤngerer Bruder aus einer edlen Familie
ihre Liebe verſchmaͤhet habe.

Jungfer Sally Anderſon, (ſie haben ge-
wiß von ihr gehoͤret) bekam von ihrem Oncle
Verweiſe, daß ſie einem Liebhaber Hofnung
machte, der unter ihr war. Aus Verdruß
warf ſie ſich in die Arme eines heslichen Hun-
des, eines Schuſter-Jungens, und lief mit ihm
in einem Paar Schuhen davon, die er eben fuͤr

ſie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0231" n="223"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Kann ich meines Theils u. &#x017F;. w.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Th. <hi rendition="#aq">VI.</hi> S. 422. L. 6. nach den Worten:<lb/><hi rendition="#fr">betrogen finden.</hi></head><lb/>
          <p>Da war eine Jungfer <hi rendition="#fr">Dorrington,</hi> (viel-<lb/>
leicht kennen &#x017F;ie &#x017F;ie nicht) die mit ihres Vaters<lb/>
Lackeien davon lief, weil er &#x017F;ie an einen in Pen-<lb/>
&#x017F;ion &#x017F;tehenden Officier nicht geben wollte, in<lb/>
den &#x017F;ie &#x017F;ich, da &#x017F;ie ihn zum er&#x017F;tenmale unter ih-<lb/>
rem Fen&#x017F;ter vorbeigehen &#x017F;ahe, &#x017F;terblich verliebt<lb/>
hatte.</p><lb/>
          <p>Da war eine Jungfer <hi rendition="#fr">Savage.</hi> Die hei-<lb/>
rathete ihrer Mutter Kut&#x017F;cher, weil ihre Mut-<lb/>
ter ihr eine Rei&#x017F;e nach <hi rendition="#fr">Wales</hi> nicht erlauben<lb/>
wollte; aus Furcht, &#x017F;ie mo&#x0364;chte &#x017F;ich dort mit ei-<lb/>
nem weitla&#x0364;uftigen Vetter von ungleichen Ver-<lb/>
mo&#x0364;gen verbinden, den &#x017F;ie nicht wenig lieb ge-<lb/>
wann, als er &#x017F;ie auf eine Woche in ihrem Hau-<lb/>
&#x017F;e be&#x017F;uchte.</p><lb/>
          <p>Da war die junge Witwe <hi rendition="#fr">Sander&#x017F;on,</hi> die<lb/>
eben wie <hi rendition="#fr">Sarah Stout,</hi> auf die Gedanken<lb/>
gerieth, &#x017F;ich zu er&#x017F;a&#x0364;ufen, weil &#x017F;ie glaubte, daß<lb/>
ein ju&#x0364;ngerer Bruder aus einer edlen Familie<lb/>
ihre Liebe ver&#x017F;chma&#x0364;het habe.</p><lb/>
          <p>Jungfer <hi rendition="#fr">Sally Ander&#x017F;on,</hi> (&#x017F;ie haben ge-<lb/>
wiß von ihr geho&#x0364;ret) bekam von ihrem Oncle<lb/>
Verwei&#x017F;e, daß &#x017F;ie einem Liebhaber Hofnung<lb/>
machte, der unter ihr war. Aus Verdruß<lb/>
warf &#x017F;ie &#x017F;ich in die Arme eines heslichen Hun-<lb/>
des, eines Schu&#x017F;ter-Jungens, und lief mit ihm<lb/>
in einem Paar Schuhen davon, die er eben fu&#x0364;r<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ie</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[223/0231] Kann ich meines Theils u. ſ. w. Th. VI. S. 422. L. 6. nach den Worten: betrogen finden. Da war eine Jungfer Dorrington, (viel- leicht kennen ſie ſie nicht) die mit ihres Vaters Lackeien davon lief, weil er ſie an einen in Pen- ſion ſtehenden Officier nicht geben wollte, in den ſie ſich, da ſie ihn zum erſtenmale unter ih- rem Fenſter vorbeigehen ſahe, ſterblich verliebt hatte. Da war eine Jungfer Savage. Die hei- rathete ihrer Mutter Kutſcher, weil ihre Mut- ter ihr eine Reiſe nach Wales nicht erlauben wollte; aus Furcht, ſie moͤchte ſich dort mit ei- nem weitlaͤuftigen Vetter von ungleichen Ver- moͤgen verbinden, den ſie nicht wenig lieb ge- wann, als er ſie auf eine Woche in ihrem Hau- ſe beſuchte. Da war die junge Witwe Sanderſon, die eben wie Sarah Stout, auf die Gedanken gerieth, ſich zu erſaͤufen, weil ſie glaubte, daß ein juͤngerer Bruder aus einer edlen Familie ihre Liebe verſchmaͤhet habe. Jungfer Sally Anderſon, (ſie haben ge- wiß von ihr gehoͤret) bekam von ihrem Oncle Verweiſe, daß ſie einem Liebhaber Hofnung machte, der unter ihr war. Aus Verdruß warf ſie ſich in die Arme eines heslichen Hun- des, eines Schuſter-Jungens, und lief mit ihm in einem Paar Schuhen davon, die er eben fuͤr ſie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/231
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/231>, abgerufen am 21.12.2024.