Wenn also Tourville singt, Belton gei- get, Mowbray auf seine grobe Weise, und ich auf meine feine Art ihnen liebkose, (und du, Bru- der, wirst doch den Tag auch deine Person gut spielen) so müßte es der Teufel seyn! wenn wir sie nicht nach unserm Gefallen in alle For- men bilden; vornemlich, da die Mädgen hier im Hause durch ihre Freiheiten und ausgelas- senes Gelächter sie reizen werden, daß sie die gewöhnliche Zurückhaltung bei Seite setzen. Denn du weißt, daß für Mädgen keine ärgere Verführer sind, als Mädgen! Wenn ihre Her- zen völlig erhitzet worden, so mag keine der an- dern, wenn sie sich Freiheiten herausnimmt, etwas nachgeben.
Die erste Schwierigkeit wird gewiß die zu- fällige Abwesenheit meiner theuren Frau Lo- velace abgeben, der sie hauptsächlich ihren Besuch zugedacht haben. Doch wenn wir sie nur lustig machen können, so werden sie nicht wünschen, sie zu sehen. Und ich kann von ei- ner Stunde zur andern zwanzig Hindernisse und Entschuldigungen erdenken, warum sie nicht kommt, bis eine jede ihren Vorwurf hat, der alle ihre Gedanken einnimmt.
Jch schmachte von Herzen u. s. w.
Th. V. S. 782. L. 12. nach den Wor- ten: Fußtapfen zu treten.
Eben komme ich von diesen Teufels-Mädgen.
Jch sahe mich genöthiget, die Alte hinun-
ter
Wenn alſo Tourville ſingt, Belton gei- get, Mowbray auf ſeine grobe Weiſe, und ich auf meine feine Art ihnen liebkoſe, (und du, Bru- der, wirſt doch den Tag auch deine Perſon gut ſpielen) ſo muͤßte es der Teufel ſeyn! wenn wir ſie nicht nach unſerm Gefallen in alle For- men bilden; vornemlich, da die Maͤdgen hier im Hauſe durch ihre Freiheiten und ausgelaſ- ſenes Gelaͤchter ſie reizen werden, daß ſie die gewoͤhnliche Zuruͤckhaltung bei Seite ſetzen. Denn du weißt, daß fuͤr Maͤdgen keine aͤrgere Verfuͤhrer ſind, als Maͤdgen! Wenn ihre Her- zen voͤllig erhitzet worden, ſo mag keine der an- dern, wenn ſie ſich Freiheiten herausnimmt, etwas nachgeben.
Die erſte Schwierigkeit wird gewiß die zu- faͤllige Abweſenheit meiner theuren Frau Lo- velace abgeben, der ſie hauptſaͤchlich ihren Beſuch zugedacht haben. Doch wenn wir ſie nur luſtig machen koͤnnen, ſo werden ſie nicht wuͤnſchen, ſie zu ſehen. Und ich kann von ei- ner Stunde zur andern zwanzig Hinderniſſe und Entſchuldigungen erdenken, warum ſie nicht kommt, bis eine jede ihren Vorwurf hat, der alle ihre Gedanken einnimmt.
Jch ſchmachte von Herzen u. ſ. w.
Th. V. S. 782. L. 12. nach den Wor- ten: Fußtapfen zu treten.
Eben komme ich von dieſen Teufels-Maͤdgen.
Jch ſahe mich genoͤthiget, die Alte hinun-
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Wenn alſo Tourville ſingt, Belton gei-
get, Mowbray auf ſeine grobe Weiſe, und ich
auf meine feine Art ihnen liebkoſe, (und du, Bru-
der, wirſt doch den Tag auch deine Perſon gut
ſpielen) ſo muͤßte es der Teufel ſeyn! wenn
wir ſie nicht nach unſerm Gefallen in alle For-
men bilden; vornemlich, da die Maͤdgen hier
im Hauſe durch ihre Freiheiten und ausgelaſ-
ſenes Gelaͤchter ſie reizen werden, daß ſie die
gewoͤhnliche Zuruͤckhaltung bei Seite ſetzen.
Denn du weißt, daß fuͤr Maͤdgen keine aͤrgere
Verfuͤhrer ſind, als Maͤdgen! Wenn ihre Her-
zen voͤllig erhitzet worden, ſo mag keine der an-
dern, wenn ſie ſich Freiheiten herausnimmt,
etwas nachgeben.
Die erſte Schwierigkeit wird gewiß die zu-
faͤllige Abweſenheit meiner theuren Frau Lo-
velace abgeben, der ſie hauptſaͤchlich ihren
Beſuch zugedacht haben. Doch wenn wir ſie
nur luſtig machen koͤnnen, ſo werden ſie nicht
wuͤnſchen, ſie zu ſehen. Und ich kann von ei-
ner Stunde zur andern zwanzig Hinderniſſe
und Entſchuldigungen erdenken, warum ſie
nicht kommt, bis eine jede ihren Vorwurf hat,
der alle ihre Gedanken einnimmt.
Jch ſchmachte von Herzen u. ſ. w.
Th. V. S. 782. L. 12. nach den Wor-
ten: Fußtapfen zu treten.
Eben komme ich von dieſen Teufels-Maͤdgen.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/213>, abgerufen am 22.02.2025.
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