Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite



und sich auf das Aergste gefaßt zu machen!
Hilf Himmel! mein Kind, wozu bin ich ge-
bracht! Hätte ich jemals denken können, daß
ich in Umstände gerathen würde, wo ich genö-
thiget wäre, mich bei einem Mann aufzuhal-
ten, an dessen Ehrlichkeit gegen mich ich nur
den Schatten von einem Zweifel haben könn-
te! - - Doch ich will ins Künftige hinaussehen,
und das beste hoffen.

Jch bin gewiß, daß Jhre Briefe nicht auf-
gefangen werden. Seyn Sie desfals nur ruhig.

Herr Lovelace wird sich nie mit gutem Wil-
len meiner Gesellschaft entschlagen. Sonst zwei-
fle ich nicht, daß ich die Freiheit habe, aus und
einzugehen, wann es mir beliebet; und würde
es auch, wenn ich es nöthig hielte, und mich
nicht vor meinem Bruder, oder dem Capitain
Singleton fürchtete, öfter versuchen.

Th. IV. S. 201. L. 12. nach den Worten:
wenn ich es nicht demüthige, lies
statt der nächsten Worte, bis: gefähr-
lichsten Menschen hält:

Jn einem andern Briefe sagt die kleine Fu-
rie: daß sie schreiben will, und keine
Mannsperson für sie schreiben soll,
- - als
wenn ihr etwas dergleichen an die Hand gege-
ben wäre. Sie billigt das Vorhaben ih-
rer schönen Freundin, mich zu verlassen,
wenn ihre Verwandten sie aufnehmen
wollen.
Jch bin ein Bösewicht, ein när-

rischer



und ſich auf das Aergſte gefaßt zu machen!
Hilf Himmel! mein Kind, wozu bin ich ge-
bracht! Haͤtte ich jemals denken koͤnnen, daß
ich in Umſtaͤnde gerathen wuͤrde, wo ich genoͤ-
thiget waͤre, mich bei einem Mann aufzuhal-
ten, an deſſen Ehrlichkeit gegen mich ich nur
den Schatten von einem Zweifel haben koͤnn-
te! ‒ ‒ Doch ich will ins Kuͤnftige hinausſehen,
und das beſte hoffen.

Jch bin gewiß, daß Jhre Briefe nicht auf-
gefangen werden. Seyn Sie desfals nur ruhig.

Herr Lovelace wird ſich nie mit gutem Wil-
len meiner Geſellſchaft entſchlagen. Sonſt zwei-
fle ich nicht, daß ich die Freiheit habe, aus und
einzugehen, wann es mir beliebet; und wuͤrde
es auch, wenn ich es noͤthig hielte, und mich
nicht vor meinem Bruder, oder dem Capitain
Singleton fuͤrchtete, oͤfter verſuchen.

Th. IV. S. 201. L. 12. nach den Worten:
wenn ich es nicht demuͤthige, lies
ſtatt der naͤchſten Worte, bis: gefaͤhr-
lichſten Menſchen haͤlt:

Jn einem andern Briefe ſagt die kleine Fu-
rie: daß ſie ſchreiben will, und keine
Mannsperſon fuͤr ſie ſchreiben ſoll,
‒ ‒ als
wenn ihr etwas dergleichen an die Hand gege-
ben waͤre. Sie billigt das Vorhaben ih-
rer ſchoͤnen Freundin, mich zu verlaſſen,
wenn ihre Verwandten ſie aufnehmen
wollen.
Jch bin ein Boͤſewicht, ein naͤr-

riſcher
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0166" n="158"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
und &#x017F;ich auf das Aerg&#x017F;te gefaßt zu machen!<lb/>
Hilf Himmel! mein Kind, wozu bin ich ge-<lb/>
bracht! Ha&#x0364;tte ich jemals denken ko&#x0364;nnen, daß<lb/>
ich in Um&#x017F;ta&#x0364;nde gerathen wu&#x0364;rde, wo ich geno&#x0364;-<lb/>
thiget wa&#x0364;re, mich bei einem Mann aufzuhal-<lb/>
ten, an de&#x017F;&#x017F;en Ehrlichkeit gegen mich ich nur<lb/>
den <hi rendition="#fr">Schatten</hi> von einem Zweifel haben ko&#x0364;nn-<lb/>
te! &#x2012; &#x2012; Doch ich will ins Ku&#x0364;nftige hinaus&#x017F;ehen,<lb/>
und das be&#x017F;te hoffen.</p><lb/>
          <p>Jch bin gewiß, daß Jhre Briefe nicht auf-<lb/>
gefangen werden. Seyn Sie desfals nur ruhig.</p><lb/>
          <p>Herr <hi rendition="#fr">Lovelace</hi> wird &#x017F;ich nie mit gutem Wil-<lb/>
len meiner Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft ent&#x017F;chlagen. Son&#x017F;t zwei-<lb/>
fle ich nicht, daß ich die Freiheit habe, aus und<lb/>
einzugehen, wann es mir beliebet; und wu&#x0364;rde<lb/>
es auch, wenn ich es no&#x0364;thig hielte, und mich<lb/>
nicht vor meinem Bruder, oder dem Capitain<lb/><hi rendition="#fr">Singleton</hi> fu&#x0364;rchtete, o&#x0364;fter ver&#x017F;uchen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Th. <hi rendition="#aq">IV.</hi> S. 201. L. 12. nach den Worten:<lb/><hi rendition="#fr">wenn ich es nicht demu&#x0364;thige,</hi> lies<lb/>
&#x017F;tatt der na&#x0364;ch&#x017F;ten Worte, bis: <hi rendition="#fr">gefa&#x0364;hr-<lb/>
lich&#x017F;ten Men&#x017F;chen ha&#x0364;lt:</hi></head><lb/>
          <p>Jn einem andern Briefe &#x017F;agt die kleine Fu-<lb/>
rie: <hi rendition="#fr">daß &#x017F;ie &#x017F;chreiben will, und keine<lb/>
Mannsper&#x017F;on fu&#x0364;r &#x017F;ie &#x017F;chreiben &#x017F;oll,</hi> &#x2012; &#x2012; als<lb/>
wenn ihr etwas dergleichen an die Hand gege-<lb/>
ben wa&#x0364;re. <hi rendition="#fr">Sie billigt das Vorhaben ih-<lb/>
rer &#x017F;cho&#x0364;nen Freundin, mich zu verla&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
wenn ihre Verwandten &#x017F;ie aufnehmen<lb/>
wollen.</hi> Jch bin <hi rendition="#fr">ein Bo&#x0364;&#x017F;ewicht, ein na&#x0364;r-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ri&#x017F;cher</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158/0166] und ſich auf das Aergſte gefaßt zu machen! Hilf Himmel! mein Kind, wozu bin ich ge- bracht! Haͤtte ich jemals denken koͤnnen, daß ich in Umſtaͤnde gerathen wuͤrde, wo ich genoͤ- thiget waͤre, mich bei einem Mann aufzuhal- ten, an deſſen Ehrlichkeit gegen mich ich nur den Schatten von einem Zweifel haben koͤnn- te! ‒ ‒ Doch ich will ins Kuͤnftige hinausſehen, und das beſte hoffen. Jch bin gewiß, daß Jhre Briefe nicht auf- gefangen werden. Seyn Sie desfals nur ruhig. Herr Lovelace wird ſich nie mit gutem Wil- len meiner Geſellſchaft entſchlagen. Sonſt zwei- fle ich nicht, daß ich die Freiheit habe, aus und einzugehen, wann es mir beliebet; und wuͤrde es auch, wenn ich es noͤthig hielte, und mich nicht vor meinem Bruder, oder dem Capitain Singleton fuͤrchtete, oͤfter verſuchen. Th. IV. S. 201. L. 12. nach den Worten: wenn ich es nicht demuͤthige, lies ſtatt der naͤchſten Worte, bis: gefaͤhr- lichſten Menſchen haͤlt: Jn einem andern Briefe ſagt die kleine Fu- rie: daß ſie ſchreiben will, und keine Mannsperſon fuͤr ſie ſchreiben ſoll, ‒ ‒ als wenn ihr etwas dergleichen an die Hand gege- ben waͤre. Sie billigt das Vorhaben ih- rer ſchoͤnen Freundin, mich zu verlaſſen, wenn ihre Verwandten ſie aufnehmen wollen. Jch bin ein Boͤſewicht, ein naͤr- riſcher

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/166
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/166>, abgerufen am 21.11.2024.