Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite




Der hundert und achte Brief
von der
Fräulein Howe an Herrn Joh. Belford.

Mein Herr.

Jch bin nicht im Stande, das Bild meiner ge-
liebten Freundinn so vollkommen zu ent-
werfen, daß ihr Gerechtigkeit widerfahre: und
dieß nicht allein aus Mangel nöthiger Gaben,
sondern auch aus Traurigkeit; welche, wie ich
glaube, sich mit der Zeit mehr vermehret, als ver-
mindert, und mir nicht Ruhe zu einer Arbeit las-
sen wird, die so vieles Nachdenken, und eine grös-
sere Sorgfalt, als ich mir zutraue, erfordert.

Dennoch aber gefällt mir ihr Rath so wohl,
daß ich Jhnen einigen Stoff an die Hand geben
will, welcher, so zu sagen, zu einer Ergänzung
desjenigen dienen mag, den Sie aus den Papieren
selbst, aus des Obrist Mordens Briefen an Sie,
sonderlich dem vom 23ten Sept. (*) und aus den
Briefen des verfluchten Bösewichts selbst, der
ihr, wie ich finde, ob gleich zu seiner eignen Ver-
dammung, Gerechtigkeit gethan hat, zu sammlen
vermögend seyn. Alle diese Aufsätze werden Sie,
welche ein so großer Bewunderer ihrer Tugen-

den
(*) Man sehe den XCV. Brief.
E e e 2




Der hundert und achte Brief
von der
Fraͤulein Howe an Herrn Joh. Belford.

Mein Herr.

Jch bin nicht im Stande, das Bild meiner ge-
liebten Freundinn ſo vollkommen zu ent-
werfen, daß ihr Gerechtigkeit widerfahre: und
dieß nicht allein aus Mangel noͤthiger Gaben,
ſondern auch aus Traurigkeit; welche, wie ich
glaube, ſich mit der Zeit mehr vermehret, als ver-
mindert, und mir nicht Ruhe zu einer Arbeit laſ-
ſen wird, die ſo vieles Nachdenken, und eine groͤſ-
ſere Sorgfalt, als ich mir zutraue, erfordert.

Dennoch aber gefaͤllt mir ihr Rath ſo wohl,
daß ich Jhnen einigen Stoff an die Hand geben
will, welcher, ſo zu ſagen, zu einer Ergaͤnzung
desjenigen dienen mag, den Sie aus den Papieren
ſelbſt, aus des Obriſt Mordens Briefen an Sie,
ſonderlich dem vom 23ten Sept. (*) und aus den
Briefen des verfluchten Boͤſewichts ſelbſt, der
ihr, wie ich finde, ob gleich zu ſeiner eignen Ver-
dammung, Gerechtigkeit gethan hat, zu ſammlen
vermoͤgend ſeyn. Alle dieſe Aufſaͤtze werden Sie,
welche ein ſo großer Bewunderer ihrer Tugen-

den
(*) Man ſehe den XCV. Brief.
E e e 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0809" n="803"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Der hundert und achte Brief</hi><lb/>
von der<lb/><hi rendition="#fr">Fra&#x0364;ulein Howe an Herrn Joh. Belford.</hi></head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Donner&#x017F;tags, den 12ten Oct.</hi> </dateline><lb/>
          <salute> <hi rendition="#b">Mein Herr.</hi> </salute><lb/>
          <p><hi rendition="#in">J</hi>ch bin nicht im Stande, das Bild meiner ge-<lb/>
liebten Freundinn &#x017F;o vollkommen zu ent-<lb/>
werfen, daß ihr Gerechtigkeit widerfahre: und<lb/>
dieß nicht allein aus Mangel no&#x0364;thiger Gaben,<lb/>
&#x017F;ondern auch aus Traurigkeit; welche, wie ich<lb/>
glaube, &#x017F;ich mit der Zeit mehr vermehret, als ver-<lb/>
mindert, und mir nicht Ruhe zu einer Arbeit la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en wird, die &#x017F;o vieles Nachdenken, und eine gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ere Sorgfalt, als ich mir zutraue, erfordert.</p><lb/>
          <p>Dennoch aber gefa&#x0364;llt mir ihr Rath &#x017F;o wohl,<lb/>
daß ich Jhnen einigen Stoff an die Hand geben<lb/>
will, welcher, &#x017F;o zu &#x017F;agen, zu einer Erga&#x0364;nzung<lb/>
desjenigen dienen mag, den Sie aus den Papieren<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, aus des Obri&#x017F;t Mordens Briefen an Sie,<lb/>
&#x017F;onderlich dem vom 23ten Sept. <note place="foot" n="(*)">Man &#x017F;ehe den <hi rendition="#aq">XCV.</hi> Brief.</note> und aus den<lb/>
Briefen des verfluchten Bo&#x0364;&#x017F;ewichts &#x017F;elb&#x017F;t, der<lb/>
ihr, wie ich finde, ob gleich zu &#x017F;einer eignen Ver-<lb/>
dammung, Gerechtigkeit gethan hat, zu &#x017F;ammlen<lb/>
vermo&#x0364;gend &#x017F;eyn. Alle die&#x017F;e Auf&#x017F;a&#x0364;tze werden Sie,<lb/>
welche ein &#x017F;o großer Bewunderer ihrer Tugen-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E e e 2</fw><fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[803/0809] Der hundert und achte Brief von der Fraͤulein Howe an Herrn Joh. Belford. Donnerſtags, den 12ten Oct. Mein Herr. Jch bin nicht im Stande, das Bild meiner ge- liebten Freundinn ſo vollkommen zu ent- werfen, daß ihr Gerechtigkeit widerfahre: und dieß nicht allein aus Mangel noͤthiger Gaben, ſondern auch aus Traurigkeit; welche, wie ich glaube, ſich mit der Zeit mehr vermehret, als ver- mindert, und mir nicht Ruhe zu einer Arbeit laſ- ſen wird, die ſo vieles Nachdenken, und eine groͤſ- ſere Sorgfalt, als ich mir zutraue, erfordert. Dennoch aber gefaͤllt mir ihr Rath ſo wohl, daß ich Jhnen einigen Stoff an die Hand geben will, welcher, ſo zu ſagen, zu einer Ergaͤnzung desjenigen dienen mag, den Sie aus den Papieren ſelbſt, aus des Obriſt Mordens Briefen an Sie, ſonderlich dem vom 23ten Sept. (*) und aus den Briefen des verfluchten Boͤſewichts ſelbſt, der ihr, wie ich finde, ob gleich zu ſeiner eignen Ver- dammung, Gerechtigkeit gethan hat, zu ſammlen vermoͤgend ſeyn. Alle dieſe Aufſaͤtze werden Sie, welche ein ſo großer Bewunderer ihrer Tugen- den (*) Man ſehe den XCV. Brief. E e e 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/809
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 803. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/809>, abgerufen am 21.12.2024.