Der hundert und achte Brief von der Fräulein Howe an Herrn Joh. Belford.
Donnerstags, den 12ten Oct.
Mein Herr.
Jch bin nicht im Stande, das Bild meiner ge- liebten Freundinn so vollkommen zu ent- werfen, daß ihr Gerechtigkeit widerfahre: und dieß nicht allein aus Mangel nöthiger Gaben, sondern auch aus Traurigkeit; welche, wie ich glaube, sich mit der Zeit mehr vermehret, als ver- mindert, und mir nicht Ruhe zu einer Arbeit las- sen wird, die so vieles Nachdenken, und eine grös- sere Sorgfalt, als ich mir zutraue, erfordert.
Dennoch aber gefällt mir ihr Rath so wohl, daß ich Jhnen einigen Stoff an die Hand geben will, welcher, so zu sagen, zu einer Ergänzung desjenigen dienen mag, den Sie aus den Papieren selbst, aus des Obrist Mordens Briefen an Sie, sonderlich dem vom 23ten Sept. (*) und aus den Briefen des verfluchten Bösewichts selbst, der ihr, wie ich finde, ob gleich zu seiner eignen Ver- dammung, Gerechtigkeit gethan hat, zu sammlen vermögend seyn. Alle diese Aufsätze werden Sie, welche ein so großer Bewunderer ihrer Tugen-
den
(*) Man sehe den XCV. Brief.
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Der hundert und achte Brief von der Fraͤulein Howe an Herrn Joh. Belford.
Donnerſtags, den 12ten Oct.
Mein Herr.
Jch bin nicht im Stande, das Bild meiner ge- liebten Freundinn ſo vollkommen zu ent- werfen, daß ihr Gerechtigkeit widerfahre: und dieß nicht allein aus Mangel noͤthiger Gaben, ſondern auch aus Traurigkeit; welche, wie ich glaube, ſich mit der Zeit mehr vermehret, als ver- mindert, und mir nicht Ruhe zu einer Arbeit laſ- ſen wird, die ſo vieles Nachdenken, und eine groͤſ- ſere Sorgfalt, als ich mir zutraue, erfordert.
Dennoch aber gefaͤllt mir ihr Rath ſo wohl, daß ich Jhnen einigen Stoff an die Hand geben will, welcher, ſo zu ſagen, zu einer Ergaͤnzung desjenigen dienen mag, den Sie aus den Papieren ſelbſt, aus des Obriſt Mordens Briefen an Sie, ſonderlich dem vom 23ten Sept. (*) und aus den Briefen des verfluchten Boͤſewichts ſelbſt, der ihr, wie ich finde, ob gleich zu ſeiner eignen Ver- dammung, Gerechtigkeit gethan hat, zu ſammlen vermoͤgend ſeyn. Alle dieſe Aufſaͤtze werden Sie, welche ein ſo großer Bewunderer ihrer Tugen-
den
(*) Man ſehe den XCV. Brief.
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Der hundert und achte Brief
von der
Fraͤulein Howe an Herrn Joh. Belford.
Donnerſtags, den 12ten Oct.
Mein Herr.
Jch bin nicht im Stande, das Bild meiner ge-
liebten Freundinn ſo vollkommen zu ent-
werfen, daß ihr Gerechtigkeit widerfahre: und
dieß nicht allein aus Mangel noͤthiger Gaben,
ſondern auch aus Traurigkeit; welche, wie ich
glaube, ſich mit der Zeit mehr vermehret, als ver-
mindert, und mir nicht Ruhe zu einer Arbeit laſ-
ſen wird, die ſo vieles Nachdenken, und eine groͤſ-
ſere Sorgfalt, als ich mir zutraue, erfordert.
Dennoch aber gefaͤllt mir ihr Rath ſo wohl,
daß ich Jhnen einigen Stoff an die Hand geben
will, welcher, ſo zu ſagen, zu einer Ergaͤnzung
desjenigen dienen mag, den Sie aus den Papieren
ſelbſt, aus des Obriſt Mordens Briefen an Sie,
ſonderlich dem vom 23ten Sept. (*) und aus den
Briefen des verfluchten Boͤſewichts ſelbſt, der
ihr, wie ich finde, ob gleich zu ſeiner eignen Ver-
dammung, Gerechtigkeit gethan hat, zu ſammlen
vermoͤgend ſeyn. Alle dieſe Aufſaͤtze werden Sie,
welche ein ſo großer Bewunderer ihrer Tugen-
den
(*) Man ſehe den XCV. Brief.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 803. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/809>, abgerufen am 21.12.2024.
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